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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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und fensterlos, wie eine Grabkammer. Auf Wandhaltern, die im Mörtel zwischen den Steinen angebracht sind, flackern Kerzen. Ein geduckter Eichentisch beherrscht die Raumesmitte, von roten Kissen umgeben. Die Luft ist schwer vor unnachgiebigem Schweigen, und es kommt mir vor, als ob die Geister gewichtiger Entscheidungen und geheimer Räte sich um mich drängen und mir befehlen, still zu sein.
    Hector sitzt bereits auf seinem Kissen und macht ein ernstes Gesicht. Wir erscheinen stets getrennt, denn es wäre ungeschickt, unsere enge Verbindung allzu öffentlich zu demonstrieren. Er hebt sein Kinn zu einem kühlen Gruß und lässt nicht erkennen, dass wir uns sonst mit einer gewissen Wärme begegnen.
    General Luz-Manuel, der Kommandant meines Heeres, erhebt sich, um mich zu begrüßen, aber sein Lächeln erreicht nur seinen Mund, nicht seine Augen. Er ist ein kleiner, gebeugter Mann, so wenig imponierend, dass eine so steile militärische Karriere geradezu verwunderlich erscheint. Aber ich habe gelernt, ihn nicht zu unterschätzen.
    » Ihr habt recht daran getan, diese Sitzung einzuberufen, Euer Majestät«, sagt er.
    Neben ihm sitzt Lady Jada, die Hände ineinander gekrallt, und lächelt, als ob sie Krämpfe hätte. » Euer Majestät, ich bin so glücklich, dass mich der Lord-General wieder eingeladen hat!«
    Ich blinzele irritiert und wundere mich darüber, dass ihr die Schwere dieses Augenblicks offenkundig überhaupt nicht bewusst ist. Jada ist die Gattin des Bürgermeisters von Brisadulce und nimmt nur übergangsweise am Quorum teil. Uns hat ein Mitglied gefehlt, seit ich die Abspaltung der Ostgebiete abgesegnet habe, aber wir wagen nicht, uns in einem kleineren Rahmen zu treffen als zu fünft, denn die Fünf ist die heilige Zahl der Vollkommenheit. Lady Jada ist weder klug noch interessant und stellt keinerlei Bedrohung dar, von daher ist sie ideal, bis wir einen dauerhaften Ersatz gefunden haben.
    » Ich freue mich, dass Ihr bereit wart, noch einmal zu kommen«, erwidere ich ehrlich.
    Conde Eduardo neigt den Kopf zum Gruß, dann beruft er die Sitzung mit Gottes eigenen Worten ein, zitiert nach der Scriptura Sancta: » Wo auch immer fünf versammelt sind, da bin ich mitten unter euch.«
    Ich setze mich auf ein Kissen am Haupt des Tisches.
    Der Conde fährt mit ernster Stimme fort: » Es beunruhigt mich zutiefst, dass sich ein Animagus unentdeckt in unsere Stadt schleichen und sogar bis auf die obersten Ränge des Amphitheaters gelangen konnte. Und seine Forderung, wir sollten die Königin an Invierne ausliefern…«
    » Ist nur eine leere Drohung«, sagt Hector. » Sie wurden schwer geschlagen. Ihre Majestät vernichtete an jenem Tag neun ihrer Hexenmeister.«
    » Und dennoch hat einer überlebt«, entgegnet General Luz-Manuel. » Wer kann sagen, wie viele noch in unserer Stadt lauern? Wie viele es noch in ihren Bergen gibt? Er hat behauptet, sein Volk sei zahlreicher als Sandkörner in der Wüste. Könnten sie eine weitere Armee gegen uns führen, die vielleicht sogar noch größer wäre als die letzte? Noch einen solchen Angriff würden wir nicht überleben.«
    Hector runzelt die Stirn. » Ihr glaubt doch wohl nicht ernsthaft, wir sollten ihrer Forderung entsprechen, oder?«
    Unruhig rutsche ich auf meinem Kissen hin und her und fürchte mich vor der Antwort des Generals.
    Nach einem peinlichen Zögern erklärt er: » Natürlich nicht.«
    » Wir könnten es mit einem diplomatischen Vorstoß versuchen«, sagt Eduardo. » Unsere größte Schwäche ist es von je her, dass wir so wenig über die Inviernos wissen. Und ich bin mir sicher, dass es unserer Königin gelingen würde, sie zu bezirzen…«
    » Ihre Botschafter waren nie besonders entgegenkommend.« Ich unterbreche ihn vor allem deswegen, weil ich es satthabe, dass man über meinen Kopf hinweg spricht, als sei ich gar nicht da. » Abgesehen davon, eine Delegation nach Invierne zu schicken, wüsste ich nicht, wie wir herausfinden könnten, was wir wissen müssten. Aber sie haben es stets abgelehnt, im Gegenzug zu ihren Gesandten eine Delegation meines Vaters ins Land zu lassen.«
    » Hier war es genauso«, bestätigt Hector. » König Alejandro hat mehrfach angeboten, Gesandte zu schicken, wurde aber jedes Mal zurückgewiesen.«
    Ich weiß, wozu meine Schwester, Kronprinzessin Alodia, jetzt raten würde. » Wir brauchen Spione.«
    General Luz-Manuel schüttelt den Kopf. » Wir könnten die Leute nicht über eine so große Entfernung hinweg versorgen. Unsere
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