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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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befürchtete, es könne wieder passieren. Aber ich stellte erst einmal keine Fragen, sondern half beim Ausschachten der Baugrube, in die spätestens morgen das Fundament gegossen werden sollte. Im Fall des Falles würde ich schon merken, auf wen oder was ich zu schießen hätte. Pete, Gordon und Will redeten nicht viel während der Arbeit, und ich tat es ihnen gleich.

Dann klingelte die Mittagsglocke, und ich ging mit den anderen Männern zu einem großen überdachten Platz, wo mehrere Reihen von Tischen und Bänken aufgestellt waren. Quer zu den Tischen stand ein Mann mit einer Schürze und einer Kochmütze, neben ihm ein Stapel von Blechnäpfen, und vor ihm ein riesiger Topf, gefüllt mit einem dampfenden und duftenden Fleischeintopf. Die anderen und ich stellten uns in einer Reihe auf, nahmen uns jeder einen Blechnapf und ließen ihn uns füllen. Auf den Tischen lagen große, längliche Weißbrot-Laibe, von denen sich jeder Arbeiter ein großes Stück abriss. Nach einem Vierteljahr in der Wildnis war das für mich ein reines Festmahl. Auch die anderen Arbeiter aßen mit gutem Appetit, aber die Gespräche blieben gedämpft, es wollte so recht keine fröhliche Stimmung aufkommen. Den Grund sollte ich bald erfahren.

    Die meisten von uns hatten ihren gröbsten Hunger gestillt, und ich erwartete schon, dass die Glocke das Ende der Mahlzeit und den Beginn der Nachmittags-Arbeit einläuten würde, als ein Raunen durch die Gruppe der insgesamt gut drei Dutzend Arbeiter ging. Piercington kam und stellte sich dorthin, wo zuvor der Koch gestanden hatte, sodass wir ihn alle gut sehen konnten.

    „Gentlemen, ich habe Ihnen etwas mitzuteilen“, leitete er sich ein, und es wurde totenstill an den Tischen.

    „Gentlemen, wie Sie wissen, sind in der vergangenen Woche vier Banditen hier eingefallen, haben Sheriff Waters getötet, den Drugstore ausgeraubt, und die gute Betty Wilderberg übel zugerichtet. Doc Jeremiah hat getan, was er konnte, aber gerade eben ist Betty gestorben. Wir werden heute die Arbeit etwas früher beenden, und hier eine kleine Trauerfeier abhalten, um Betty die letzte Ehre zu erweisen.“

    Keiner von den Männern sagte ein Wort, aber vielen war anzusehen, dass sie Betty gemocht hatten. Der „Vorfall“, von dem Butch gesprochen hatte, war also ein Banditen-Überfall gewesen. Und all die kräftigen Kerle hier, von denen doch bestimmt auch ein paar mit einem Schießeisen umgehen konnten, hatten Betty Wilderberg nicht beschützen können.

    Auf dem Weg zurück zur Baugrube erzählte mir Pete, der nervöse Blonde, in unzusammenhängenden Sätzen, was genau passiert war. Es war nicht leicht, seinem sprunghaften Bericht zu folgen, aber am Ende wusste ich in etwa, was sich abgespielt hatte: Vier Männer waren am Dienstag letzter Woche hier angekommen und zunächst ins Sheriff's Office gegangen. Eine Bank gab es noch nicht in Alamosa, deshalb hatten sie aus dem Sheriff heraus prügeln wollen, wo hier die Lohngelder aufbewahrt werden. Als sie gemerkt hatten, dass er ihnen das nicht verraten würde, weil er es selbst nicht wusste, hatten sie ihm eine Kugel durch den Kopf gejagt, den Drugstore gestürmt, und mitgenommen, was sie auf ihre Pferde packen konnten, auch Betty Wilderberg, die im Drugstore arbeitete. Dann hatten sie sich aus dem Staub gemacht, und obwohl ein paar Männer sofort die Verfolgung aufgenommen hatten, hatte sich ihre Spur verloren. Spät am Abend hatte dann einer Betty Wilderberg am Ortsrand gefunden, nur noch mit ein paar Fetzen ihres Kleides am Leib, Quetsch-Wunden von einem Strick um den Hals, gebrochenen Rippen, ausgeschlagenen Zähnen, einem gebrochenen Bein und Blutergüssen am ganzen Körper. „Übel zugerichtet“, wie es Piercington genannt hatte, war die Untertreibung des Jahres gewesen. Und heute war sie gestorben.

    „Glaubt Ihr, dass sie wiederkommen?“, fragte ich die Männer.

    Gordon, der Farbige, hatte seine festen Überzeugungen: „Mein Großvater hat gesagt, wenn der Teufel Appetit bekommt, dann frisst er, bis die Schüssel leer ist.“

    Pete, der rothaarige Riese, sah die Dinge etwas diesseitiger, aber letztlich genau so: „Sie wollten die Lohngelder. Sie haben sie nicht bekommen. Betty war nur ein Trostpreis. Sie werden wiederkommen.“

    Nur Will wollte sich da nicht festlegen. Er glaubte – oder hoffte –, die Banditen würde das Risiko scheuen, hier noch einmal aufzutauchen. Schließlich sei man ja jetzt vorbereitet.

    „Wie gut seid Ihr denn vorbereitet“,
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