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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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versteht, dann verraten ihn seine Augen. Deine Augen, Al Thomas, die sagen mir, dass du so ein Mann bist. Vielleicht können wir dich besser gebrauchen, als ich zuerst gedacht habe.“

    Hank Butch, der Vorarbeiter, begleitete mich aus der Baracke und zeigte mir erst einmal eine Futterkrippe, an der schon sechs Pferde standen und an der ich nun auch Tyler anbinden durfte. Tyler begann sofort geräuschvoll, sich den Hafer in der Krippe schmecken zu lassen, während die anderen Pferde ihn neugierig beäugten. Meinen Sattel samt Satteltaschen und Inhalt sollte ich in einem Schuppen direkt daneben unterbringen, aber meine Winchester wollte ich dort lieber nicht offen herum liegen lassen. Das Gewehr durfte ich letztlich in einen verschließbaren Holzspind in der Schlafbaracke stellen, den Butch mir zuwies.

    Dann führte Butch mich zu dem Arbeitsplatz, den er mir zugedacht hatte. Auf dem Weg dorthin kamen wir an etlichen bereits fertiggestellten Häusern, Baracken und Schuppen vorbei. Es gab schon einen Drugstore, einen Saloon, ein großes Gebäude, bei dem ich mir nicht sicher war, ob es sich um ein Freudenhaus oder ein Hotel handelte, und, wie ich mit ziemlichem Unbehagen registrierte, ein Sheriff's Office. Butch muss meinen Blick bemerkt haben, hatte ihn aber falsch gedeutet.

    „Bist wohl scharf auf den Posten des Sheriffs, Revolverschwinger. Ist gerade frei geworden. Aber lass besser die Finger davon. Auf dem Friedhof drüben am Rand dieses Nestes liegen schon zwei, die sich hier als Sheriff versucht haben. Und Alamosa gibt’s erst seit einem halben Jahr.“

    Sheriff. Das könnte vorerst die Lösung meiner Probleme sein. Ich bekäme die Steckbriefe als erster zu Gesicht, und könnte meinen eigenen verschwinden lassen, bevor mich jemand darauf wiedererkannte. Aber Sheriffs werden gewählt, und ich konnte kaum darauf hoffen, dass sich die Bürger von Alamosa für einen Neuankömmling wie mich entscheiden würden. Zwei tote Sheriffs in einem halben Jahr, da hatte Butch mir wahrscheinlich einen Bären aufbinden wollen, dachte ich. Nirgends lungerten zwielichtige Gestalten herum, der Saloon hatte offenbar vormittags geschlossen – wenn es hier überhaupt Banditen gab, dann kamen die ganz sicher von außerhalb, und waren wahrscheinlich längst weiter gezogen, denn bis jetzt gab es hier ja nicht all zu viel zu holen.

    Endlich hatten wir die Baustelle erreicht, an der ich mir meine täglichen zwei Dollar verdienen sollte. Das war übrigens ziemlich genau doppelt so viel, wie der alte Riley mir für die Arbeit auf seiner Ranch in der Nähe von Diggers Tomb gezahlt hatte. Und für Essen und ein Bett war ebenfalls gesorgt: Ich hätte es kaum besser treffen können, dachte ich. Aber wenn dir etwas zu schön vorkommt, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch.

    „Pete, Gordon, Will, kommt mal eben her!“, rief Butch drei Männern zu, die, mit Schaufeln bewaffnet, dabei waren, eine mit Schnüren abgesteckte Baugrube auszuheben. Die Baugrube maß in jede Richtung gut und gerne dreißig bis vierzig Fuß. Pete war einen Kopf größer als ich, und gut und gerne doppelt so breit, er hatte rote Haare und einen ebensolchen buschigen Vollbart. Gordon war ein Farbiger mit glattem Gesicht, großen Lippen und krausem Haar, wie sie bis zum Ende des Sezessionskrieges vor allem im Süden noch die Felder ihrer weißen Herren beackert hatten. Er hatte eine ähnliche Statur wie ich. Will war ein kleiner, drahtiger Bursche mit auffallend heller Haut und blondem Haar, der offenbar eine große innere Unruhe spürte – jedenfalls stand er nicht einen Augenblick still, während Butch mich den dreien vorstellte. Ich sollte mit den dreien das Fundament und die Grundmauern für ein Lagerhaus legen, in dem später die Bahnfracht untergebracht werden würde. Die drei schienen sich zu freuen, dass sie jetzt Verstärkung bekamen. Es war freilich nicht zu übersehen, dass alle drei etwas irritiert von dem Revolver waren, den ich trug.

    „Das ist schon in Ordnung. Mister Piercington hat den Revolver abgenickt“, erklärte Butch, „Al wird damit dafür sorgen, dass sich ein Vorfall wie letzte Woche nicht wiederholt. So, und jetzt gebt ihm eine Schaufel, und dann macht euch alle wieder an die Arbeit!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon.

    Der Mann, der mich eingestellt hatte, hieß also Piercington. In der letzten Woche war hier etwas geschehen, das sich mit einem Revolver hätte verhindern lassen, und von dem Butch
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