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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe
Autoren: James King
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erklärte er. »Aber als Nick dann geboren war, hat eure Mutter
     mir gesagt, ich soll aufhören. Sie war diesen ganzen Schwätzern übers Passivrauchen weit voraus. Aber früher hat es mir gefallen,
     also dachte ich, ich könnte doch wieder anfangen.«
    »Früher hast du auch gern einen gehoben, aber das heißt nicht, dass es eine gute Idee wäre, damit wieder anzufangen.«
    »Ich habe keinen Tropfen mehr angerührt seit …«
    »Ich spreche nur von schlechten Angewohnheiten.«
    Er schnaubte. »Schlechte Angewohnheiten? Zum Teufel, ich wünschte, ich hätte ein paar mehr davon. Dann hätte ich wenigstens
     was, worüber ich nachdenken könnte, wo ja offenbar nicht mal meine eigenen Kinder mich besuchen wollen.«
    Ihre Mutter drehte das Wasser ab und wandte sich zu ihm um. »Soll das etwa ein Scherz sein? Ich meine, dass du nicht genügend
     schlechte Angewohnheiten hättest. Und soll ich dir mal verraten, warum deine Kinder – die anderen jedenfalls – dich nicht
     besuchen kommen?«
    Er starrte aus dem Fenster. Allmählich fragte April sich, obdieses unvermittelte schweigende Stieren vielleicht nur eine Art Verteidigungshaltung war so wie bei diesen hässlichen Opossums
     auf Nature Channel.
    »Dachte ich mir doch.« Marcy machte sich wieder ans Schrubben.
    »Ich glaube, außer in alten Filmen habe ich noch nie jemanden Pfeife rauchen sehen«, sagte April. »Ich dachte, die sind schon
     im … Steinzeitalter ausgestorben.«
    Wieder dieses Zwinkern. »Interessant, dass du das sagst. Vor nicht allzu langer Zeit waren Pfeifchen nämlich noch ziemlich
     in Mode. Ungefähr, als deine Mutter in deinem Alter war.«
    Marcy drehte den Hahn zu. »Das reicht«, unterbrach sie ihn.
    April riss die Augen auf. »Soll das etwa heißen …«
    »April, räum weiter auf.«
    »Warum?«
    »Räum weiter auf!«, wiederholte ihre Mutter.
    »Ich bin schon fertig. Fein säuberliche Stapel, wie befohlen.«
    »Dann bring sie raus in die Garage. Ich habe etwas mit deinem Großvater zu besprechen.«
    April stapfte zurück ins Wohnzimmer, nahm einen der Stapel, die sie zusammengelegt hatte, und machte sich auf den Weg zur
     Garagentür. Um dorthin zu gelangen, musste sie durch die Küche. Ihre Mutter und ihr Großvater saßen mittlerweile am Tisch.
     Ihr Großvater hatte sich seine Pfeife angezündet. Ihre Mutter wollte offenbar gerade etwas sagen, wartete aber, bis April
     durch die Tür war.
    Erst als sie sie Zeitungen neben die Mülleimer geworfen hatte, fiel ihr der Wagen auf. Vor langer Zeit mochte er vielleicht
     sogar einmal cool gewesen sein. Aber jetzt war er – genau wie ihr Großvater – einfach nur alt.
    »Da hast du ja einen ganz schön flotten Schlitten, Grandpa«,bemerkte sie, als sie wieder in die Küche kam. Ihr Großvater, um dessen Kopf der Pfeifenqualm waberte, blickte sie fragend
     an.
    »Dein Wagen. Gut möglich, dass es der Einzige ist, der immer noch fährt und älter ist als unserer.«
    Ihr Großvater nickte.
    »Das, mein Fräulein, ist ein 94er Chevy Impala SS«, erklärte er. »Das beste Auto, das ich je hatte, und läuft immer noch wie
     am Schnürchen.« Er tätschelte seine Hosentasche und sah April an. »Willst du mal eine Runde drehen?«
    »Nein«, entschied ihre Mutter sofort. »Himmel, sie ist erst vierzehn.«
    Ihr Großvater klopfte noch einmal auf seine Hosentasche, offensichtlich suchte er nach dem Schlüssel. »Also gut, dann eben
     nur die Einfahr rauf und runter.«
    »Nein!«
    April sah ihren Großvater an, wie er ihre Mutter ansah.
    »Warum denn nicht?«, fragte er. »Dich habe ich doch damals auch gelassen. Und wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt,
     warst du erst dreizehn.«
    April grinste triumphierend, bis ein kurzer Blick der Mega-Spaßbremse ihr klarmachte, dass sie sich das abschminken konnte.
    »Geh fernsehen, dein Großvater und ich haben noch was zu reden«, befahl ihre Mutter.
    »Ach komm schon, Mom.«
    »Raus!«
    Sieg Heil
, grummelte April.
    Aber sie gehorchte.

3
    Marcy Warrington Shea versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, aber die Hummel-Figuren gingen ihr nicht aus dem Sinn.
    Vermutlich deshalb, weil sie ihrer Mutter gehört hatten, und solange sie sich erinnern konnte, waren ihr die kleinen Figürchen
     nie kitschig vorgekommen. In anderen Häusern schon, aber nicht hier, nicht in diesem Esszimmer und nicht in eben dieser Vitrine.
     Kaum ein Besuch bei ihrem Vater verging, ohne dass sie irgendwann unwillkürlich diese lederbehosten, händchenhaltenden, zum
    
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