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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers
Autoren: Joseph Delaney
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großen Unterschied machen, ob du bei mir wärest oder nicht. Selbst der Spook könnte mir nicht helfen.«
    »Aber es ist doch nicht nur der Teufel, Tom, oder? Es ist jetzt viel gefährlicher im Land. Die Dunkelheit ist viel mächtiger und hier treiben sich Räuber und Deserteure herum. Es gibt zu viele hungrige Leute. Einige von ihnen würden dir für die Hälfte von dem, was du in deinem Sack hast, die Kehle durchschneiden.«
    Das Land befand sich im Krieg und für uns hier unten im Süden lief es schlecht. Wir hatten Berichte von einigen schrecklichen Schlachten und Niederlagen gehört. Daher mussten die Bauern zusätzlich zum Zehnten, den sie der Kirche zahlen mussten, die Hälfte ihrer restlichen Ernte abgeben, um die Armee zu ernähren. Dadurch wurden die Lebensmittel knapp und die Preise schossen in die Höhe, die ärmsten Menschen waren kurz vor dem Verhungern. Doch auch wenn das meiste von dem, was Alice sagte, wahr war, würde das meine Meinung nicht ändern.
    »Nein, Alice, ich komme schon allein klar. Mach dir keine Sorgen, ich bin bald zurück.«
    Bevor sie noch etwas sagen konnte, machte ich auf dem Absatz kehrt und marschierte schnell los. Bald hatte ich den Garten hinter mir gelassen und schlug den schmalen Pfad zum Dorf ein. Die Tage wurden kürzer und das Herbstwetter war kalt und klamm geworden, aber es tat trotzdem gut, dem Haus und dem Garten einmal zu entfliehen. Bald kamen die vertrauten grauen Schieferdächer von Chipenden in Sicht und ich ging die steile gepflasterte Hauptstraße hinunter.
    Im Dorf war es viel ruhiger als im Sommer, bevor die Dinge sich zum Schlechteren gewendet hatten. Damals waren die Straßen voller Frauen gewesen, die schwere Einkaufskörben schleppten, doch jetzt waren nur wenige Menschen unterwegs, und als ich zum Metzger kam, war ich dort der einzige Kunde.
    »Mr Gregorys Bestellung wie üblich«, verlangte ich.
    Der Metzger war ein rotgesichtiger, großer Mann mit rostfarbenem Bart. Er war früher Herz und Seele des Geschäfts gewesen, hatte ständig Witze gerissen und seine Kunden unterhalten, doch jetzt wirkte er ernst und schien jeglichen Lebensmut verloren zu haben.
    »Tut mir leid, Junge, aber ich habe heute nicht viel für euch. Zwei Hühner und ein paar Lagen Schinken sind alles, was ich dir mitgeben kann. Und es war schon schwer genug, das für euch unter dem Ladentisch zu behalten. Vielleicht kommst du morgen am frühen Vormittag noch mal vorbei.«
    Ich nickte, packte die Sachen in meinen Sack, bat ihn, sie auf unsere Rechnung zu setzen und machte mich auf den Weg zum Gemüsehändler, wo es mir nicht viel besser erging. Ich bekam zwar Kartoffeln und Möhren, doch nicht annähernd genug für die ganze Woche. Und an Obst konnte er mir nur drei Äpfel anbieten. Auch er riet mir, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen, wenn er möglicherweise mehr Waren hatte.
    Beim Bäcker konnte ich ein paar Laibe Brot erstehen und verließ den Laden mit dem Sack über der Schulter. In diesem Moment bemerkte ich, wie mich jemand von der anderen Straßenseite beobachtete. Es war ein schmutziges kleines Kind, ein Junge von nicht mehr als vier Jahren mit magerem Körper und großen, hungrigen Augen. Er tat mir leid, daher griff ich in den Sack und reichte ihm einen der Äpfel. Er riss ihn mir förmlich aus der Hand, drehte sich ohne ein Wort des Dankes um und rannte ins Haus zurück.
    Lächelnd zuckte ich mit den Achseln. Er brauchte ihn mehr als ich. Dann ging ich den Hügel wieder hinauf und freute mich auf die Wärme und Behaglichkeit des Hauses. Doch als ich den Dorfrand erreichte, wo die Pflastersteine von einem matschigen Weg abgelöst wurden, verdüsterte sich meine Stimmung. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Es war nicht das Gefühl von Eiseskälte, das mich überkam, wenn sich etwas aus der Dunkelheit näherte, aber ich war unruhig. Meine Instinkte warnten mich vor Gefahren.
    Ich sah mich immer wieder um, da ich spürte, dass mir jemand folgte. Konnte das der Teufel sein? Hatten Alice und der Spook doch recht gehabt? Ich ging schneller und begann fast zu laufen. Über mir jagten dunkle Wolken über den Himmel und in einer knappen halben Stunde würde die Sonne untergehen.
    »Reiß dich zusammen«, befahl ich mir. »Du bildest dir nur das Schlimmste ein!«
    Ein kurzer Marsch den Hügel hinauf würde mich zum Rand des westlichen Gartens bringen und fünf Minuten später wäre ich im Haus meines Meisters in Sicherheit. Doch plötzlich blieb ich stehen. Am Ende des Weges
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