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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers
Autoren: Joseph Delaney
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und stieß mir kräftig in den Rücken, um mich in Bewegung zu setzen. In raschem Tempo machten wir uns auf den Weg. Toddy trug den Sack mit den Vorräten.
    Wir marschierten fast eine Stunde, erst nach Westen und dann nach Norden. Ich vermutete, dass sie den direkten Weg über das Gebirge nicht kannten, doch ich hatte keine große Lust, sie darauf aufmerksam zu machen. Sie waren bestimmt nach Sunderland Point unterwegs: Dort würde man mich auf ein Boot setzen, das mich weit nach Süden brachte, wo die Armeen kämpften. Je länger die Reise dauerte, desto größer waren meine Chancen auf Flucht.
    Und fliehen musste ich auf jeden Fall, sonst waren meine Tage als Schüler des Spooks mit Sicherheit vorbei.





Normalerweise hätte ich die Hoffnung gehabt, dass der Spook mich suchen kommt und mich zu retten versucht. Selbst im Dunkeln konnte er sehr gut Spuren lesen und hätte diesen Männern leicht folgen können. Aber wenn er von seiner Aufgabe, diesen Boggart zu bannen, zurückkam, war ich wahrscheinlich schon auf einem Schiff, zu weit weg für jegliche Hilfe. Meine einzige realistische Hoffnung war Alice. Sie hatte mich erwartet und nach Einbruch der Dunkelheit würde sie unruhig werden. Auch sie konnte mich finden, da war ich sicher. Aber was konnte sie gegen fünf bewaffnete Soldaten ausrichten?
    Bald flackerte ein Feuer und mein Stab wurde achtlos zusammen mit dem anderen Holz verbrannt. Es war mein erster Stab, den mir mein Meister gegeben hatte, und sein Verlust schmerzte mich so tief, als würde meine Lehre beim Spook ebenfalls in Flammen aufgehen.
    Die Soldaten bedienten sich aus dem Sack, brieten beide Hühner am Spieß und schnitten sich Brotscheiben ab, die sie ebenfalls über dem Feuer rösteten. Zu meiner Überraschung banden sie mich los, als das Essen fertig war, und gaben mir mehr davon ab, als ich essen konnte. Doch das geschah keineswegs aus Freundlichkeit.
    »Iss auf, Junge«, befahl der Sergeant. »Wir wollen, dass du gesund und stark bist, wenn wir dich abliefern. Du bist der Zehnte, den wir innerhalb der beiden letzten Wochen erwischt haben, und wahrscheinlich das Sahnehäubchen. Ein junger, starker, gesunder Junge wie du sollte uns einen schönen Bonus einbringen.«
    »Er sieht nicht gerade begeistert aus«, spottete der Korporal. »Weiß er denn nicht, dass es das Beste ist, was ihm hätte passieren können? Das wird einen Mann aus dir machen, mein Junge!«
    »Schau nicht so trübsinnig drein, Junge«, neckte mich der Sergeant, um vor seinen Leuten anzugeben. »Vielleicht lassen sie dich gar nicht kämpfen. Seeleute fehlen uns auch. Kannst du schwimmen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nun, das ist kein Hinderungsgrund für eine echten Seemann. Wenn man erst mal über Bord gegangen ist und im Meer treibt, hält keiner lange durch. Entweder erfriert man oder die Haie nagen einem die Füße ab.«
    Als wir aufgegessen hatten, fesselten sie mir wieder die Hände, und während sie sich unterhielten, lehnte ich mich zurück, schloss die Augen und tat so, als würde ich schlafen, lauschte jedoch stattdessen ihrer Unterhaltung. Sie schienen es leid zu sein, Leute zum Militärdienst zu zwingen, und sprachen darüber, zu desertieren.
    »Dann ist das hier der Letzte«, hörte ich den Sergeanten sagen. »Wir kassieren unser Geld ein und verschwinden dann in Richtung Norden, wo es mehr zu verdienen gibt. Es muss doch eine bessere Arbeit geben als so was.«
    Was für ein Pech, dachte ich. Nur noch einen, dann waren sie fertig. Ich war offenbar der Letzte, den sie zum Dienst nötigen wollten.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, wandte Todd ein. »Es gibt nirgendwo viel Arbeit. Deshalb hat mein Dad mich ja zur Armee geschickt.«
    Einen Augenblick lang herrschte unsicheres Schweigen. Ich merkte wohl, dass der Sergeant es nicht gerne hatte, wenn man ihm widersprach.
    »Nun, Toddy«, erwiderte er leicht gereizt, »es kommt natürlich darauf an, wer nach Arbeit sucht, ein Junge oder ein Mann. Und von was für einer Art von Arbeit wir sprechen. Aber ich weiß einen Job für dich. Da gibt es einen Spook, der einen neuen Lehrling braucht. Ich glaube, das ist genau die Beschäftigung, die du brauchst.«
    Toddy schüttelte den Kopf. »Nein, das würde mir nicht gefallen. Ich habe Angst vor Hexen …«
    »Das sind doch Ammenmärchen! Es gibt keine Hexen. Komm schon, Toddy, wann hast du zuletzt eine Hexe gesehen? Na los, sag schon!«
    »In unserem Dorf gab es mal eine Hexe«, erklärte Toddy. »Sie hatte eine schwarze
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