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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers
Autoren: Joseph Delaney
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wartete jemand im Schatten unter den Bäumen.
    Ich ging noch ein paar zögernde Schritte weiter und stellte fest, dass es mehr als eine Person war – vier kräftige, große Männer und ein Junge sahen mir entgegen. Was wollten sie? Ich spürte Gefahr. Warum trieben sich in unmittelbarer Nähe des Hauses Fremde herum? Waren das Räuber?
    Doch als ich näher kam, beruhigte ich mich ein wenig. Sie blieben im Schutz der kahlen Bäume stehen, anstatt mir den Weg zu verstellen. Ich fragte mich, ob ich mich umdrehen und ihnen zunicken sollte, hielt es dann jedoch für besser weiterzugehen, ohne sie zu beachten. Als ich an ihnen vorbei war, seufzte ich erleichtert auf, doch dann hörte ich hinter mir ein Geräusch. Es klang, als fiele eine Münze auf einen Stein.
    Ich fragte mich, ob ich ein Loch in der Tasche hätte, aus dem mir Kleingeld gefallen war. Doch als ich mich umdrehte und auf den Boden sah, trat ein Mann unter den Bäumen hervor, kniete sich auf den Pfad und hob etwas auf. Dann sah er mich freundlich lächelnd an.
    »Gehört das dir, Junge?«, fragte er und hielt eine Münze hoch.
    Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, aber es hatte jedenfalls so geklungen, als hätte ich etwas verloren. Also legte ich den Sack und den Stab hin und griff mit der linken Hand in die Hosentasche, um mein Kleingeld zu zählen. Doch plötzlich wurde mir eine Münze in die rechte Hand gedrückt und zu meiner Überraschung sah ich einen silbernen Schilling in meiner Handfläche liegen. Da ich wusste, dass ich so etwas nicht bei mir gehabt hatte, schüttelte ich den Kopf.
    »Das ist nicht meiner«, sagte ich.
    »Nun, jetzt ist es deiner, Junge. Du hast ihn gerade von mir angenommen, stimmt doch, Jungs, oder?«
    Seine Gefährten traten unter den Bäumen hervor, und mir sank das Herz in die Stiefel, als ich bemerkte, dass sie alle Armeeuniformen trugen und Taschen über der Schulter hatten. Bewaffnet waren sie auch – sogar der Junge. Drei von ihnen trugen kräftige Keulen und einer mit Korporalsstreifen schwang ein Messer.
    Bestürzt sah ich den Mann an, der mir die Münze gegeben hatte. Er hatte sich aufgerichtet, sodass ich ihn jetzt besser sehen konnte. Sein Gesicht war wettergegerbt und er hatte schmale, grausame Augen. Über seine Stirn und die rechte Wange zogen sich Narben, offensichtlich hatte er schon mehr als genug Ärger gehabt. Auf seinem Oberarm trug er die Streifen eines Sergeants und einen Säbel am Gürtel. Ich stand vor Soldatenwerbern. Der Krieg lief schlecht, und diese Kerle reisten im Land umher und zwangen Männer und Jungen gegen ihren Willen zum Dienst im Heer, um die zu ersetzen, die gefallen waren.
    »Du hast gerade den Schilling des Königs angenommen«, erklärte der Mann und lachte unangenehm spöttisch.
    »Aber ich habe ihn nicht angenommen«, protestierte ich, »Sie sagten, es sei meiner, und ich habe nur nachgesehen …«
    »Ausreden nutzen dir gar nichts, Junge. Wir haben doch alle gesehen, was passiert ist, oder?«
    »Da gibt es gar keine Zweifel«, bestätigte der Korporal. Sie umkreisten mich und nahmen mir so die Hoffnung auf Flucht.
    »Warum ist er denn angezogen wie ein Priester?«, wollte der Junge neugierig wissen, der kaum ein Jahr älter sein konnte als ich.
    Der Sergeant bog sich vor Lachen und nahm mir meinen Stab ab.
    »Das ist kein Priester, Toddy. Erkennst du keinen Spook-Lehrling, wenn du einen siehst? Sie knöpfen dir dein schwer verdientes Geld ab, angeblich, um Hexen fernzuhalten. So was machen die. Und es gibt genügend Dumme, die dafür bezahlen.«
    Er warf Toddy meinen Stab zu.
    »Nimm den!«, befahl er. »Er braucht ihn nicht mehr und zur Not kann er uns noch als Feuerholz dienen.« Dann hob er meinen Sack auf und sah hinein. »Genug zu essen, dass wir uns heute Abend den Bauch vollschlagen können, Jungs!«, rief er erfreut. »Vertraut eurem Sergeant. Hab ich doch recht gehabt, was? Schnappt ihn euch lieber auf dem Weg nach oben als auf dem Weg ins Dorf. Na, wenn sich das Warten nicht gelohnt hat!«
    In diesem Moment sah ich keine Möglichkeit zur Flucht, da ich vollkommen umzingelt war. Ich wusste, dass ich mich schon aus schlimmeren Lagen befreit hatte – manchmal sogar aus den Fängen jener, die schwarze Magie praktizierten.
    Ich beschloss, eine günstigere Gelegenheit abzupassen, um zu flüchten. Also wartete ich geduldig, bis der Korporal ein kurzes Seil aus seiner Tasche geholt und mir die Hände fest hinter dem Rücken gefesselt hatte. Dann drehte er mich Richtung Westen
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