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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber
Autoren: Andreas Schlueter
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trug eine schwarze Hose, eine schwarze kurze Jacke mit einer roten Schärpe. Man hätte meinen können, er wäre einem spanischen Fernsehballett entsprungen, wenn er nicht einen Schwanz hinter sich hergetragen und Hufe wie ein Stier besessen hätte.

    Zu gern hätte Johanna Näheres über die einzelnen seltsamen Gestalten aus den verschiedenen Ländern erfahren. Doch Sir Errol Error hatte die Hand erhoben. „Keine Zeit, viele Wege sind zu weit. Genug mit dem geschwätzigen Geschwafel!“
    Die Runde verstummte. Sir Errol Error sah ganz anders aus als Mörfi. Statt klein und gedrungen war er schlabberig und schlaksig wie ein schlaffer Dudelsack, seine Nase lang und dünn, als wäre sie das passende Mundstück dazu, die Ohren hingen an ihm herab wie Wischlappen der Marke blitz und blank. Am auffälligsten aber war seine schrumpelige Haut. Statt einer Hose trug er ein Röckchen und da er seiner tiefen Stimme nach zu urteilen männlich war, vermutete Johanna insgeheim, dass der Fehlerhalbteufel aus Schottland käme. Jedenfalls kannte Johanna kein anderes Land, in dem Männer Röcke trugen.
    Mörfi erklärte Johanna flüsternd, wer der Fehlerhalbteufel war: Sir Errol Error stammte aus einem uralten Geschlecht der Fehlerhalbteufel und war mindestens 250 Jahre alt. Niemand kannte sein genaues Alter.
    Sir Errol Error setzte zu einer Ansprache an und plusterte sich dazu auf wie ein Vogel im Winter. Sein Körper schien sich mit Luft zu füllen und nahm mehr und mehr die Form eines prallen Dudelsacks an. „Zu klären ist in dieser Runde“, begann er, ,,wie konnte es den Zengeln gelingen, so viele Fehlerwerfer zu stehlen, ohne dass unsere Fehlerteufel es bemerkten?“ Verschämt schauten die Angesprochenen zu Boden. Es war ihnen peinlich, nicht genügend auf das wichtigste Gut aufgepasst zu haben, welches ein Fehlerteufel besaß. Doch der Fehlerhalbteufel war weit davon entfernt, den anderen einen Vorwurf zu machen.
    „Im Schlaf!“, empörte er sich vielmehr über das hinterhältige Vorgehen seiner Erzfeinde, seine Ohren flatterten und stießen einen summenden Pfeifton aus. „Während des wohlverdienten, heiligen Schlafes haben die Zengel es gewagt, sich an uns heranzuschleichen und uns die Fehlerwerfer zu entwenden.“
    Johanna fiel auf, dass der Fehlerhalbteufel ganz anders sprach, als sie es von Mörfi gewohnt war – eher wie ein erwachsener Mensch.
    „Hört meinen Plan!“, fuhr der Fehlerhalbteufel fort. „Wir müssen den Zengeln eine Falle stellen. Einer von uns muss als Köder dienen!“
    „Als Köter?“, fragte jemand aus der Runde.
    Mörfi quiekte auf. „Stets halb hören, ständig stören!“, meckerte es. Das war seiner Meinung nach typisch für jemanden aus der Familie der Halbfehlervollteufel. Halbfehlervollteufel waren zwar echte Teufel, leider aber nur in der Lage, jeweils eine bestimmte Art von Fehlern zu verursachen. Manche sorgten für Versprecher, andere fürs Gegenstück – wie Hubert beispielsweise: Durch ihn verstanden die Leute alles falsch. Niemand von ihnen aber beherrschte mehrere Fehlerarten gleichzeitig. Lernten sie eine neue Fehlerart, vergaßen sie die bisherige. Halbfehlervollteufel waren zwar sehr nett und lustig, leider aber etwas einfältig. Die riesigen aufgerichteten Ohren der kaninchenähnlichen Halbfehlervollteufel ließen eigentlich vermuten, dass sie außerordentlich gut hören konnten.
    Das Gegenteil war der Fall. Denn die Ohren waren wie der Rest des Körpers so dicht mit Fell bewachsen, dass sie Töne nur dumpf und dunkel durchließen und auf diese Weise immer wieder für Missverständnisse sorgten.
    „Jemand muss sich seinen Fehlerwerfer stehlen lassen und dann den Zengel-Dieb verfolgen!“
    Hubert und der andere Halbfehlervollteufel hoben ihre Köpfe. Sie schienen die Einzigen zu sein, die ihre Fehlerwerfer noch besaßen. Deshalb lag es nahe, dass sie als Köder dienten.
    Die versammelten Großteufel-Winzlinge, Zwergteufel-Riesen, Haupt- und Nebenteufel und Fehlerhalbteufel schienen dies anders zu sehen. Niemand traute den Halbfehlervollteufeln eine solche Aufgabe zu. Sonst aber besaß von den Anwesenden keiner mehr einen Fehlerwerfer, den er sich hätte stehlen lassen können.
    „Einen haben wir noch!“, rief Mörfi plötzlich dazwischen.
    Sämtliche Augen – manche von den Anwesenden besaßen davon drei wie einige der Halbfehlervollteufel oder sogar fünf wie die Großteufel-Winzlinge – richteten sich auf Mörfi.
    Außer Johanna wussten alle, wovon Mörfi
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