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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber
Autoren: Andreas Schlueter
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Ohne Fehlerwerfer war ein Fehlerteufelchen eben kein Fehlerteufelchen.
    Aber trotzdem war Johannas Füllerpatrone ausgelaufen. Wie hatte Mörfi das hinbekommen – ohne Fehlerwerfer?
    Ein Blick auf Mörfis kleine Händchen verriet die Antwort: Mörfis Finger waren blau.
    Das hieß, Mörfi hatte selbst Hand angelegt. Ein Wunder, dass Johanna Mörfi dabei nicht gesehen hatte. Aber schon öfter war Mörfi verschwunden und aufgetaucht, ohne dass Johanna es mitbekommen hatte. Mörfis Art, sich fortzubewegen, war ein Geheimnis, hinter das Johanna noch nicht gekommen war.
    Johanna verstand auch nicht, wie man seinen Fehlerwerfer verlieren konnte. Am Abend zuvor beim Einschlafen hatte Mörfi den Fehlerwerfer noch gehabt. Wie immer hatte es ihn neben das Bett gelegt und war irgendwann eingeschlafen. Als Mörfi nachts einmal kurz aufgewacht war, war der Fehlerwerfer fort gewesen. Mörfi war aufgebrochen, um dem eigenartigen Vorfall auf den Grund zu gehen. Schnell war es zu einem Ergebnis gekommen: „Zengel-Attacke!“
    Nicht schon wieder!, dachte Johanna. Sie hatte schon einmal mit diesen widerlichen Wesen zu tun gehabt. Was aber wollten die Zengel von Mörfi?

Die Suche beginnt
    Johanna hätte es nicht tun sollen. Aber gegen Mörfi war sie irgendwie machtlos. Jedenfalls stand sie jetzt hier auf der Straße statt in der Schule zu sein und wusste noch nicht einmal, wo Mörfi mit ihr hinwollte.
    „Ich zeig dir etwas!“, flüsterte Mörfi verheißungsvoll. „Dort entlang!“
    Es hockte auf Johannas Schulter, zog sie leicht am Ohr und wies ihr den Weg in eine kleine abgelegene Sackgasse, finster und verlassen. An einem leer stehenden Bürohaus führte eine kleine Treppe in einen Keller, dessen Tür mit Holzbalken zugenagelt war. Von dem Unrat davor stieg ein fauliger Gestank auf.
    Johanna weigerte sich, dort hinunterzugehen.
    „Nicht durch die Tür! Durch das Fenster!“, sagte Mörfi.
    Fenster? Das daneben war kein Fenster, sondern ein Loch in der Wand, als hätte es ein Riese mit der Faust frisch in die Mauer geschlagen.
    „Hommel Herrgitt!“, fluchte Mörfi. „Klettere hindurch!“
    Schon wieder vertauschte Buchstaben! Johanna erkannte daran, wie aufgeregt Mörfi war. Sie schaute sich ängstlich um, sah und hörte niemanden und war sich nicht sicher, ob ein Teil des üblen Geruchs nicht auch aus dem Inneren durch das Fensterloch nach außen drang.
    „Hummel!“, schimpfte Mörfi. „Äh Hammel, äh, Himmel! Wenn ich mich immer so anstellen würde!“ Das Fehlerteufelchen rutschte von Johannas Schulter und hüpfte ins Fensterloch.
    „Warte!“, rief Johanna ihm hinterher. Doch im nächsten Moment war Mörfi schon in das Gebäude hineingeschlüpft.
    „Verflixt!“, fluchte Johanna. Jetzt stand sie allein vor dem Haus.
    Plötzlich sah sie Mörfi durch das Loch herausschauen. „Was ist, kommst Du?“, rief Mörfi. „Oder sind dir vielleicht die Füße eingeschlafen?“

    Johanna überlegte nicht mehr. Bevor Mörfi wieder verschwinden konnte, zwängte sie sich durch das schmutzige, enge Fensterloch. Auf der anderen Seite plumpste sie in einen dunklen Raum. Es roch feucht und modrig.
    Johanna rappelte sich auf, putzte mit den Händen notdürftig ihre Hose sauber, schaute auf und blickte in einen schäbigen Keller mit verschimmelten Wänden, der nur wenig durch das fade Licht beleuchtet war, das durch das Loch in der Wand schimmerte.
    „Siehst du?“, fragte Mörfi.
    Johanna sah nichts.
    „Vergiss nie die Fantasie!“, mahnte Mörfi. „Einmal geschaut, auf Sand gebaut. Zweimal sehen und du wirst verstehen!“
    Johanna gab sich Mühe, ganz genau hinzugucken … und mit einem Mal … erkannte sie … schwache Konturen. Sie rieb sich die Augen, guckte noch mal hin. Die Konturen wurden schärfer. Als ob man durch ein beschlagenes Fenster blickte, das langsam klar wurde.
    Aus den nebelhaften Erscheinungen entstanden Figuren, die sich zu bewegen schienen. Lebende Wesen!
    „Abgesandte von Fehlerteufel-Familien aus ganz Europa“, erklärte Mörfi.
    Johanna stutzte. Hatte Mörfi nicht zu Beginn ihres Kennenlernens behauptet, es wäre das letzte Fehlerteufelchen derWelt?
    „Nein!“, widersprach Mörfi. „Ich bin vermutlich der letzte der Zwergteufel-Winzlinge.“
    Johanna nickte. „Und die da?“
    „Großteufel-Winzlinge, Zwergteufel-Riesen, Haupt- und Nebenteufel, Fehlerhalbteufel und Halbfehlervollteufel aus allen möglichen europäischen Ländern.“
    Johanna schwirrte der Kopf. Sie versuchte, sich die Teufelarten noch
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