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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber
Autoren: Andreas Schlueter
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Sie fragte sich, weshalb Menschen zwar in der Lage waren, ferngesteuerte Raketen und Fußball spielende Roboter zu konstruieren, aber keine Damenstrümpfe herstellen konnten, die sich nicht nach dem ersten Tragen selbst zerstörten.
    Mörfi ließen die Überlegungen der Ministerin genügend Zeit, an deren Bein hochzuklettern, an das Zahlenschloss des Safes zu gelangen und die Ziffern, die die Ministerin eingestellt hatte, zu verstellen.
    „Voll abgedrehter Drehfehler!“, feixte Mörfi.
    Die Zengel auf der Schulter der Ministerin pöbelten sogleich los: „Die unerlaubte Manipulation mit den Safenummern ist augenblicklich zu unterlassen!“
    Voller Freude über die gelungene Tat streckte Mörfi den Zengeln die Zunge raus und rief ihnen zu: „Was ich unterlasse, könnt ihr gerne mir überlassen!“
    Die Zengel hatten keinen Sinn für Wortspiele. Unentwegt zürnten sie auf der Schulter der Ministerin weiter.
    Mörfi kümmerte sich nicht darum. Es hockte sich auf den Drehknopf des Zahlenschlosses, als die Ministerin versuchte, die Safetür zu schließen.
    „Nanu?“, wunderte sie sich. „Weshalb bekomme ich die Tür nicht zu?“
    Sie überprüfte die Zahlenkombination, bemerkte, dass sie einen Zahlendreher eingestellt hatte, schüttelte über sich selbst den Kopf und korrigierte ihren Fehler.
    Doch Mörfi hatte aufgepasst. Während die Ministerin sich erhob, hatte Mörfi das Zahlenschloss schon wieder verstellt.
    „Unverschämtheit!“, empörten sich die Zengel.
    Erneut schloss die Tür nicht richtig.
    „Verflixt!“, fluchte die Ministerin. Sie konnte Fehler ebenso wenig ausstehen wie die Zengel. Bemerkte sie einen Fehler, den sie selbst verursacht hatte, so schob sie schnell und gern anderen Leuten die Schuld dafür in die Schuhe. War jemand anderes für einen Fehler verantwortlich, so zögerte sie nicht, denjenigen – am liebsten in aller Öffentlichkeit – zur Schnecke zu machen. So auch diesmal. „Funktioniert denn in diesem Hause überhaupt nichts mehr!“, schrie sie. „Vermutlich liegt der Hausmeister wieder auf der faulen Haut!“
    Sie beschloss, ihn sogleich aufzusuchen und an seine Pflichten zu erinnern.
    „Nein! Nein!“, riefen die Zengel ihr zu. Aber die Ministerin konnte die Zengel natürlich nicht hören. „Es ist nicht gestattet, die Tür des Safes geöffnet zu lassen!“
    Mörfi rieb sich zufrieden die Hände. Die Ministerin verschwand, die Tür des Safes war offen und außerdem hatte die Ministerin genügend Fehler gemacht, auf denen Mörfi surfen konnte, um Hilfe zu holen. Es verlor keine Zeit.
    Die Ministerin eilte die Treppe hinauf, um den Hausmeister zu suchen. Die Zengel hockten auf ihrer Schulter, blickten verzweifelt zur offenen Safetür hinüber, von der sie sich mehr und mehr entfernten.
    Mörfi flitzte über die Fehler der Ministerin zurück zum Schulhof. Stopp! Nein! Im letzten Augenblick fiel Mörfi noch etwas ein. Es kehrte um, besah sich den geöffneten Tresor. Natürlich! In diesem Tresor lagen die Fehlerwerfer. Leider konnte Mörfi sich nicht alle Fehlerwerfer schnappen und unter den Arm klemmen. Aber einen! Einen konnte es sich doch wenigstens holen! Mörfi krabbelte in den Tresor hinein, suchte nach ihrem Fehlerwerfer. Es sah die Fehlerwerfer der Franzosen in Baguetteform, die tulpenartigen der Niederländer, sogar einen chinesischen aus Porzellan, den wohl jemand mal von einer Reise mitgebracht hatte, Olgas verbeulten mit Rostflecken, Juanitos goldenen Degen und sogar einen tschechischen aus Kristall. Ihr eigener, eher einer deutschen Mistforke ähnelnd, schien ganz hinten zu liegen.
    Plötzlich stutzte Mörfi. Was wäre, wenn es nicht den eigenen, sondern den königlichen Fehlerwerfer nehmen würde? Vielleicht konnte es damit in dieser Notsituation am meisten anfangen? Mörfi merkte, wie seine Händchen vor Ehrfurcht zitterten.
    Langsam griff es nach dem königlichen Fehlerwerfer. Mörfi war bereit zurückzukehren.

Königliches Chaos!
    Mörfi landete auf dem Schulhof und schaute sich um. Der Hof war leer, nicht ein einziger Schüler zu sehen. Auch kein Lehrer. Niemand. Was war geschehen? Zum Glück hatte einer der Schüler seine Schultasche auf dem Pflaster liegen lassen. Und auch Johanna hatte gerade einen kleinen Fehler gemacht. Das genügte, um auf diesem Fehler weiterzusurfen. Schwupp, saß Mörfi auf Johannas Schulter. Doch auch hier erwartete es ein entsetzliches Bild: Alle Schüler hockten brav auf ihren Stühlen, lauschten den Worten des Habichts und machten
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