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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber
Autoren: Andreas Schlueter
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band die Schnürsenkel der beiden zusammen. Mittlerweile begannen sich auch die anderen Schüler auf ihren Plätzen zu rühren. Noch immer trauten sie sich nicht so recht angesichts der Warnungen und Anweisungen, die an der Tafel standen. Aber da ja sogar Lehrer Habicht gerade mitten im Raum gemeinsam mit dem Klassenstreber Lukas herumhampelte, sahen auch sie nicht mehr ein, einfach nur still dazusitzen.
    Eine der schwebenden Fehlerblasen zerplatzte auf dem Stapel Briefe, mit denen die Eltern über die neue Verordnung informiert werden sollten. Kaum hatte die Fehlerblase den Stapel getroffen, erfasste ein Windstoß vom offenen Fenster das Papier und ließ die Formulare mit der Überschrift: Ordnung und Sauberkeit im Klassenzimmer quer durch den Raum flattern. Der Habicht wollte zum Pult springen, um den Stapel festzuhalten, aber mit der Hand hing er am Klassenbuch fest und mit dem Fuß an Lukas’ Schnürsenkel. Er stolperte, fiel der Länge nach hin und riss Lukas mit. Die beiden kugelten durchs Klassenzimmer.

    Die nächste Fehlerblase zerplatzte an der Tafel und plötzlich stand eine Reihe von Schreibfehlern an der Tafel:
    Statt
    Verboten ist:
    In der Nase popeln, mit dem Nachbarn schwatzen, schmutzige Fingernägel und im Unterricht eine Mütze tragen, stand dort nun:
    Verknotet ist:
    Mit der Nase jodeln, den Nachbarn kratzen, putzige Fingernägel und im Unterricht eine Pfütze fragen.
    Der Habicht geriet völlig außer sich. Wieso war mit einem Male solch ein Chaos in seinem Unterricht entstanden? Er war nur froh, dass ihn keiner seiner Kollegen in diesem Zustand sehen konnte. Da aber gerade die Fehlerbläschen unterwegs waren, passierte natürlich genau das, was der Habicht jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. Die Tür öffnete sich und die Schulsekretärin führte eine Gruppe von wichtig ausschauenden Leuten herein.
    Als der Habicht sie entdeckte, wusste er sogleich, um wen es sich handelte: Eine Abordnung aus dem Bildungsministerium, der er zeigen wollte, wie gut sich die neue Verordnung in der Praxis bewähren würde. Er selbst hatte die Sekretärin angewiesen, die Gruppe nach deren Ankunft sofort in seinen Unterricht zu führen. Die Beamten waren auch sichtlich beeindruckt von dem Bild, das sich ihnen in dem Klassenraum bot: Auf dem Fußboden wälzte sich der Schuldirektor mit einem Jungen, mit dessen Schnürsenkel er zusammengebunden war. Beide zerrten an einem Klassenbuch. An der Tafel stand wirres Zeug geschrieben. Als der Leiter der Abordnung das Licht anknipste, weil er nicht glauben wollte, was er da sah, begann das Radio zu spielen, das neben der Tafel stand. Schnell schaltete er das Licht wieder aus. Doch das Radio spielte weiter und im Takt dazu begann der Wasserhahn zu tropfen.
    Mörfi war von dem königlichen Fehlerwerfer begeistert. Es hatte schon viel von dem Gerät gehört, aber dass es so vielfältig funktionierte, hatte es nicht zu träumen gewagt.
    „Königliches Chaos!“, rief Mörfi begeistert. „Schalter getauscht, Wirkung getäuscht.
    Teuflisch getäuschte Vertauschung!“
    Johanna fragte sich, ob noch Zengel im Raum waren, zog ihre grüne Maske hervor und besah sich die Abordnung aus dem Ministerium. Jeder der Abgeordneten hatte einen Zengel auf der Schulter, aber so klein und unscheinbar, dass sie kaum zu sehen waren. Das Fehlerchaos im Klassenraum war offenbar zu verwirrend, als dass die Zengel größer in Erscheinung treten konnten.
    Das erkannte auch Mörfi. „Wir müssen die Fehlerwerfer holen, solange der Safe noch offen ist!“
    Johanna verstand kein Wort. Welcher Safe?
    Aber Mörfi und Juanito hatten schon ihre Masken aufgesetzt und waren verschwunden.
    Die beiden landeten im Ministerium, in dem wiederum nicht ein Fehler zu finden war. Diesmal aber machte es Mörfi nichts aus. Juanito konnte sie tragen. Mit seinen langen Schritten hatte er schnell den Tresorraum erreicht. Dort wollte die Ministerin gerade den Safe schließen. Juanito verkroch sich unter der Treppe, so gut es bei seiner Größe eben ging. Vielleicht konnten sie die Fehlerwerfer aus dem Tresor holen, ohne dass die Zengel es mitbekamen.
    Der Hausmeister verabschiedete sich ärgerlich. Er fragte sich, weshalb die Ministerin nicht selbst in der Lage gewesen war, die richtige Zahlenkombination einzugeben.
    Mit den letzten Tropfen der königlichen Fehlerflüssigkeit füllte Mörfi die Ösen des Fehlerwerfers, spürte die Vibration, hörte den Summton und blies hindurch. Drei große Fehlerblasen kamen hervor. Zwei
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