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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber
Autoren: Andreas Schlueter
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der beiden Mädchen lachte. „Das soll ein Kopfstand sein?“
    „Mach es doch besser!“, schlug der Angesprochene vor.
    Das ließ das Mädchen sich nicht zweimal sagen. Sie legte ihre Schultasche beiseite und machte einen Kopfstand.
    Mörfi setzte sich schnell die Maske auf. Zufrieden sah es, wie die Zengel, die auf den Kindern saßen, sich verwirrt umsahen.
    Einige der Schüler unterbrachen ihre Arbeiten, um sich interessiert den kopfstehenden und rückwärts über den Hof laufenden Kindern zuzuwenden.
    „Warum tut ihr das?“, fragten sie.
    „Warum tut ihr es nicht?“, fragten Johanna und Söngul jedes Mal zurück und gingen weiter rückwärts im Kreis um die Kopfstehenden herum.
    „Das gibt doch keinen Sinn!“, warf einer ein.
    „Er versteht es nicht!“, sagte Johanna zu Söngul.
    „Wieso verstehe ich es nicht?“
    „Weil du es nicht tust!“
    Der Skeptiker schwieg erstaunt, besah sich die Kopfstehenden und rückwärts Laufenden, zögerte einen Moment – und schloss sich schließlich an. Auf diese Weise wurden es immer mehr, die sich ebenfalls auf den Kopf stellten oder begannen, rückwärts zu gehen.
    Auch Juanito fand Gefallen an den Kindern, die sich ganz ohne Fehlerwerfer gegen eine sinnlose Ordnung wehrten. Schon zehn Kinder gingen rückwärts und fünf standen auf dem Kopf. Da wollte er nicht auf der faulen Haut liegen, bloß weil er keinen Fehlerwerfer bei sich hatte. Als Großteufel-Riese war er Spezialist für gigantische und nützliche Fehler. Mit weiten Schritten ging er auf die Schulsirene zu, die auf dem Dach des Laubenganges montiert war. Wenn der Hausmeister etwas an der Sirene zu reparieren hatte, musste er sich eine Leiter aufstellen. Juanito war so groß, dass er locker an die Sirene heranreichte. Die Sirene wurde natürlich vom Büro des Hausmeisters aus bedient. Da man aber im Falle einer Reparatur nicht jedes Mal erst zum Büro laufen konnte, um die Sirene auszuprobieren, besaß sie auch einen Handschalter. Den betätigte Juanito jetzt. Die Sirene läutete zur Unterrichtsstunde – viereinhalb Minuten zu früh.
    Grimmig schauten die Zengel von den Schultern der Kinder zu Juanito. Sie hassten es, wenn irgendetwas anders verlief, als es den Vorschriften entsprach. Juanito aber konnte die Zengel ohnehin nicht sehen, weil er nicht wie Mörfi eine grüne Maske trug.
    Johanna und Söngul unterbrachen ihr Rückwärtsgehen und blieben stehen. Auch die Kinder, die auf dem Kopf standen, wollten gerade wieder eine normale Haltung einnehmen.
    Da läutete es bereits wieder zur Pause.
    „Was ist denn nun los?“, fragten sich die Kinder. Und auch einige Lehrer, die auf dem Hof Aufsicht führten, blickten ratlos auf ihre Uhren.
    Kaum war der Pausenalarm verklungen, ertönte Feueralarm, anschließend das Signal für Umweltkatastrophe und schließlich ergaben die Sirenentöne gar keinen Sinn mehr. Es war nur noch ein lautes, rhythmisches Getöse, das Juanito mit der Sirene erzeugte.
    „Fein gefehlert!“, freute sich Mörfi und war – schwupp – verschwunden.
    Es dauerte nicht lange, bis es wieder auftauchte.
    Diesmal hatte Mörfi Hubert mitgebracht. Johanna erkannte ihn sofort, weil er noch immer seinen Fehlerwerfer mit den Zähnen festhielt.
    „Blöd, aber mit Fehlerwerfer!“, entschuldigte sich Mörfi dafür, dass es keinen der anderen Fehlerteufel gefunden hatte. Schließlich waren die meisten irgendwo im Einsatz, um die letzten vorhandenen Fehlerwerfer zu schützen oder ihrerseits irgendwo in Europa noch für ein paar letzte Fehler zu sorgen, was ohne Fehlerwerfer wirklich nicht leicht war.
    Auf dem Schulhof war mittlerweile der Teufel los – der Fehlerteufel. Mörfi drängte Hubert sofort zur Tat. Zwar musste man es Hubert zweimal sagen, weil er es beim ersten Mal wieder falsch verstanden hatte, aber dann legte er los. Er freute sich, dass es endlich mal auf ihn ankam!
    Knapp hundert Schüler waren auf dem Schulhof. Mal läutete es zur Stunde, dann wieder zur Pause, zwischendurch gab es Feueralarm, dann wieder Entwarnung und immer so weiter. Manche waren aus purer Verunsicherung einfach dazu übergegangen, sich wieder auf den Kopf zu stellen. Andere, die in den vergangenen Monaten etwas verloren hatten, hofften, sie würden es auch wiederfinden, wenn sie rückwärts gingen.
    Einige Lehrer mühten sich, Ordnung in das Chaos zu bringen, indem sie laut verkündeten, die Schüler sollten die Sirene einfach überhören. Wie sollte man aber eine derart ohrenbetäubende Sirene
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