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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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Gewühl.
    »Bitte, meine Herrschaften …« Thea breitete die Arme aus, als wollte sie einen Schwarm Vögel verscheuchen, doch die Dicke drückte sich an ihr vorbei. Eine Frau in einem meerblauen, tief ausgeschnittenen Kleid stand jetzt so dicht vor ihr, dass sie einen unfreiwilligen Blick in ihr Dekolletee werfen konnte. Thea hob den Kopf und sah für einige Sekunden ihr eigenes Gesicht, das sich in den Gläsern der Sonnenbrille spiegelte. Mit dem Pferdeschwanz sah sie wie ein Schulmädchen aus. Kein Wunder, dass die Leute sie nicht ernst nahmen und Messmer so herablassend zu ihr war.
    »Machen Sie sofort den Weg frei, der Leichenwagen fährt vor«, befahl der Streifenpolizist und drängte die Leute auf die andere Straßenseite. Thea sah sich nach Helene Hauser um, doch die war bereits mit Messmer im Haus verschwunden. Sie überließ die Gaffer den Kollegen vom Revier und ging hinein.
    Durch eine spaltbreit geöffnete Tür im Erdgeschoss hörte sie Frau Hausers gebieterische Stimme, die nach Auskunft verlangte. Messmer hatte es ihr also noch nicht gesagt. Thea trat ein und stand in einem Wintergarten. Messmer saß mit Helene Hauser zwischen Kübeln mit Palmen und blühenden Orchideen an einem runden Holztisch, auf dem sich Kakteen aller Art und Größe drängten. In einer Ecke stand eine Nachbildung der Venus von Milo aus weißem Marmor. Thea setzte sich in einen der Korbstühle, schob einige Pflanzen auf dem Tisch beiseite und legte ihr Diktaphon daneben.
    »Mein Mann will sie schon seit Tagen umtopfen.« Helene Hauser wies auf die Kakteen. »Vielleicht können Sie mir erklären, was hier los ist, junge Frau. Ihr Kollege macht es für meinen Geschmack etwas zu spannend. Wurde hier eingebrochen, oder was?« Ihr gefiel es offensichtlich nicht besonders, im eigenen Haus wie ein Gast behandelt zu werden.
    »Wir sind gerade dabei, es herauszufinden«, sagte Thea.
    Helene Hauser sah ihr misstrauisch zu, wie sie das Diktiergerät einschaltete.
    »Unsere Alarmanlage ist brandneu, und wir sind gut versichert. Was wollen Sie hier? Und überhaupt, wo ist mein Mann?«
    Messmer räusperte sich. »Ich muss Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass wir wegen Ihres Mannes hier sind.«
    Gleich sagt er es ihr, dachte Thea und war insgeheim froh, es nicht selbst tun zu müssen.
    »So reden Sie schon!« Helene Hauser rieb die Füße aneinander, als hätte sie das dringende Bedürfnis, die Schuhe abzustreifen.
    »Ihre Putzfrau hat Ihren Mann in seinem Arbeitszimmer gefunden«, sagte Messmer. »Er ist tot.«
    Helene Hauser schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kann nicht sein. Wolf ist kerngesund. Er ernährt sich vernünftig und joggt jeden Morgen …« Sie brach ab.
    Thea beobachtete sie aufmerksam. Frau Hausers Nasenflügel bebten und ihre Hände flatterten wie kleine Vögel in ihrem Schoß. »Frau Hauser, Ihr Mann ist keines natürlichen Todes gestorben«, sagte sie eindringlich.
    »Er wurde ermordet, vermutlich in den frühen Morgenstunden«, ergänzte Messmer.
    Die Stille, die nun entstand, lastete schwer im Raum. Helene Hausers Gesicht war so bleich wie die Marmorstatue hinter ihr.
    »Das Türschloss ist unbeschädigt. Der Täter wurde entweder von Ihrem Mann ins Haus eingelassen, oder er hatte selbst einen Schlüssel.« Messmer beugte sich nach vorn. »Wer außer Ihnen und Ihrem Mann hat noch einen Hausschlüssel?«
    »Niemand außer unserer Zugehfrau«, sagte Helene Hauser abwesend.
    »Haben Sie Kinder, Frau Hauser?«, fragte Messmer.
    Helene Hauser schüttelte den Kopf. »Nein, Wolf wollte nie welche haben. Er sagte, sie machen nur Arbeit und kosten zu viel Geld. Manchmal habe ich ihn deswegen gehasst. Aber den Tod hat er nicht verdient.« Sie hob den Kopf und sah Thea mit glasigen Augen an. »Ich verstehe das nicht. Wo ist er?«
    »Oben. Aber Sie können jetzt nicht rauf. Die Spurensicherung muss noch abgeschlossen werden.«
    Helene Hauser nickte.
    »Wenn Sie möchten, rufe ich Ihnen einen Arzt«, sagte Thea.
    »Danke, das ist nicht nötig.«
    »Ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen«, sagte Messmer.
    »Bitte.« Helene Hauser wirkte wieder gefasst.
    »Wo kommen Sie gerade her?«
    »Vom Flughafen.«
    »Und wo waren Sie vorher?«
    »Ich war geschäftlich in der Schweiz.« Helene Hauser setzte sich kerzengerade hin. In ihrem Gesicht war nun keine Regung mehr auszumachen.
    »Was für Geschäfte?«, fragte Messmer.
    Thea bemerkte, dass er sich zu ärgern begann. Diese Frau erinnerte sie an eine Auster, die sich partout nicht
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