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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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wie ich es sehe, hat er einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen, aber es gibt keine Kampfspuren.«
    »Sieht aus, als wollte er gerade telefonieren.« Thea wies auf den herunterhängenden Hörer.
    Messmer richtete sich auf. »Das Schloss unten war unbeschädigt. Er muss seinem Mörder die Tür geöffnet haben.«
    »Und die Alarmanlage war abgeschaltet. Vielleicht hat er den Täter gekannt«, ergänzte Thea. »Er kam nicht mal mehr dazu, aufzustehen. Es muss schnell gegangen sein.«
    »Gut beobachtet. Den Rest überlassen wir der Spurensicherung.«
    Thea lehnte sich an das Bücherregal aus poliertem Kirschholz. Sie betrachtete den Toten, dessen Oberkörper auf der Tischplatte lag. Sein rechter Arm war ausgestreckt und berührte den Telefonapparat, während der linke schlaff nach unten hing. Am Kragen des dunkelgrünen Frotteebademantels klebte Blut. Die linke Gesichtshälfte verschwand fast in der Blutlache, die sich inzwischen gebildet hatte. Weit aufgerissene stahlblaue Augen starrten sie mit leerem Blick an. Der Mund war leicht geöffnet, und am Mundwinkel war eine angetrocknete Speichelspur zu erkennen. Trotz des grauenhaften Anblicks konnte man sehen, dass Wolf Hauser ein attraktiver Mann gewesen war. Thea beschlich das eigenartige Gefühl, etwas in seinen Zügen zu erkennen, eine winzige Spur, die nur sie sehen konnte. Darüber zu reden hatte wohl kaum Sinn, denn dieses Gefühl ließ sich nicht in Worte fassen, und sie fürchtete, von Messmer nicht ernst genommen zu werden. Thea bemühte sich, den Blick nicht von dem Toten abzuwenden. Bei jeder Leiche übte sie, ein wenig länger hinzuschauen. Sie hoffte, es würde ihr helfen, irgendwann genauso routiniert wie Messmer und die anderen Kollegen mit dem Tod umgehen zu können.
    Als sie den Anblick nicht mehr ertrug, ging sie auf den Flur hinaus. Im selben Moment flog unten die Tür auf.
    »Micha!«, rief jemand.
    Zwei Männer in weißen Papieroveralls und Überschuhen kamen eilig die Treppe hinauf.
    Messmer ging ihnen entgegen. »Darf ich vorstellen: Alfred Geiger, besser bekannt als Spuren-Freddy, und Ulrich Moll, unser Starfotograf.«
    »Hallo, ich bin Thea Engel.«
    »Mit so einem Engel würde ich auch gerne zusammenarbeiten.« Geiger stellte grinsend den silbergrauen Koffer an der Türschwelle des Arbeitszimmers ab.
    »Nur nicht neidisch werden«, sagte Messmer und ging hinein.
    Thea ignorierte die Bemerkungen und beobachtete Moll, der das Zimmer und die Leiche von allen Seiten fotografierte. Geiger bestrich inzwischen den Schreibtisch mit Rußpulver, bis mehrere deutliche Fingerabdrücke sichtbar wurden.
    »Ich schätze, die meisten Spuren sind vom Opfer selbst«, murmelte er und klebte einen breiten Plastikstreifen auf die Tischplatte.
    Messmer kniete auf dem Boden und schaute unter das hochbeinige Regal, das hinter Hausers Schreibtisch stand. »Hier liegt was!«, rief er.
    »Was immer es ist, lass es liegen!« Geiger kam eilig um den Schreibtisch herum und legte sich auf den Boden. »Uli, komm und mach deine Fotos. Und du, Micha, zieh lieber Handschuhe an oder noch besser, lass mich ran.«
    Thea bückte sich ebenfalls. »Eine Glaskugel. Sieht aus wie ein Briefbeschwerer. Ich hab so was zu Hause.«
    Messmer lächelte sie an. »Ich auch. Mundgeblasenes Glas?«
    »Nein, Plexiglas, selbst gebastelt.« Thea stand abrupt auf. Sein Schwanken zwischen Arroganz und plötzlicher Freundlichkeit irritierte sie. Sie konzentrierte sich auf Ulrich Moll, der auf dem Boden robbte und die Kugel von allen Seiten fotografierte. Als er fertig war, holte Geiger sie hervor.
    »Die Tatwaffe«, murmelte Messmer.
    »Sieht ganz so aus.« Geiger richtete sich auf und legte den Briefbeschwerer vorsichtig auf eine Plastikfolie. »Aber ob verwertbare Fingerabdrücke darauf sind, wage ich stark zu bezweifeln. Alles ist verwischt und mit Blut beschmiert.«
    Thea sah sich die faustgroße Kugel aus massivem Glas genauer an. Im Inneren verlief ein wirres Geflecht aus bunten ineinander verschlungenen Bahnen und unzähligen Luftbläschen, soweit man das unter dem Blut, das daran klebte, erkennen konnte. An der flachen Seite ging ein auffälliger, etwa fünf Zentimeter langer Riss durch das Glas.
    »Dieser Sprung ist die einzige raue Stelle auf der Oberfläche«, sagte Geiger. »Vielleicht finden wir hier verwertbare DNA-Spuren, Hautabrieb vom Täter beispielsweise.«
    »Das setzt voraus, dass der Sprung bereits vor der Tat da war«, überlegte Messmer. »Aber vermutlich ging das Ding erst
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