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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere
Autoren: Cynthia Webb
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wie viel Druck auf mir lastet. Er wollte mit mir Schluss machen, weil er fand, er wäre nicht gut genug für mich. Er wollte, dass ich den Zoff mit meinen Eltern ins Reine bringe. Er ist der einzige Mensch, der mich je geliebt hat.«
    Holt, die ihren Fall in Flammen aufgehen sah, versuchte alles außer Knebeln, um Brian am Weitersprechen zu hindern, aber Brian schien das nicht mal zu bemerken. Er fuhr einfach mit seiner Schilderung dessen fort, was er als die Geschichte einer vereitelten großen Liebe ansah. Sie erhob Einspruch und appellierte an den Richter, er möge den Zeugen anweisen, sich auf die Beantwortung ihrer Fragen zu beschränken, aber der Richter schien über die drastische Wendung der Dinge zu verblüfft, um einzugreifen.
    Mrs. Campbells Schultern zuckten im Rhythmus ihrer Schluchzer. Mr. Campbell saß kerzengerade.
    Schließlich kam der Richter wieder zu sich und befahl Brian aufzuhören. Als er nicht verstummte, zerrten ihn die Gerichtsdiener gewaltsam aus dem Zeugenstand, stellten ihn auf die Füße und schleiften ihn durch eine Seitentür nach draußen. Ungeachtet seiner beiden kräftigen Wärter brachte Brian es fertig, sich noch einmal umzudrehen, den Angeklagten anzusehen und ihm seine unsterbliche Liebe zu beteuern. Robert Goldberg starrte immer noch auf den Tisch, doch auf dem polierten Holz vor ihm breitete sich langsam eine kleine Pfütze aus Tränen aus.
    Die Anklage gegen Robert Goldberg wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Katherine blieb sitzen, bis der Gerichtssaal fast leer war. Dann erst bemerkte sie, dass Dan Mendrinos an der Tür auf sie wartete.
    Gemeinsam verließen sie das Gerichtsgebäude und stellten sich ganz oben auf die breite weiße Marmortreppe. Dort blieben sie nebeneinander stehen und blickten auf die 161. Straße hinab.
    »Tja, so sieht dann wohl die wahre Liebe aus«, sagte sie.
    »Er ist ein verwirrter Junge, der von einem beutegierigen Sexualstraftäter sexuell benutzt worden ist und als Folge davon selbst ein schreckliches Verbrechen begangen hat.«
    »Ja«, sagte sie. »Aber Brian musste es so darstellen. Egal, was er heute gesagt hätte, er verbringt so oder so den Rest seines Lebens im Knast. Auf diese Art hat er immerhin noch ein paar Illusionen, die ihm Gesellschaft leisten. Das Schlimmste für ihn kommt noch. Das wird der Tag, an dem er Goldberg als das erkennt, was er ist.«
    »Ich wünschte trotzdem, dieser Goldberg käme hinter Schloss und Riegel, wo er hingehört.«
    »Können wir jetzt essen gehen?«
    Also gingen sie bei Fat City mittagessen. Irgendwann setzte Katherine ihren Hamburger ab und fragte: »Hab ich dir je vom Farrely-Fall erzählt?«, und Dan schüttelte den Kopf.
    »Diane hatte den Fall. Klassische Kindesmisshandlung. Einziges Kind, Knochenbrüche, Zigarettenverbrennungen, Gürtelstriemen, die ganze Palette rauf und runter. Der Fallbetreuer hat das Kind in Obhut genommen, es kam in Pflege, alles ganz nach Buch.
    Dann fällt Diane eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit eine New York Post in die Hände, und auf der Titelseite prangt das Farrely-Kind. Offenbar war der kleine Junge herzkrank und brauchte Medikation. Aber die Pflegemutter hatte einen ganzen Haufen Schreibabys und ADS-Kinder am Hals. Sie vergaß, ihm seine Medizin zu geben. Er starb.
    Warst du mal in Dianes Büro? Dieses Foto an ihrer Wand ist ein Zeitungsbild von der Gedenk-Demonstration für das Kind und gegen ›die Schergen des Systems, die das Kind brutal der Mutter entrissen und sein Leben wegwarfen‹. Die Mutter hat die Behörde verklagt und ACS und Diane. Dianes Name stand in der Anklageschrift und auch in den Schlagzeilen sämtlicher Zeitungen. Der Fall wurde achtzehn Monate später abgewiesen, aber das interessiert ja die Presse nicht und macht erst recht keine Schlagzeilen. Diane hat dir das nie erzählt, was?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das konnte einer Anwältin passieren, die so gut ist wie Diane, das könnte uns allen widerfahren, es kann auch mir jederzeit passieren.«
    Er zuckte die Achseln. »Das Risiko geh ich ein. Wie wär's mit Kino heut Abend? Oder Abendessen und Fernsehen bei mir?«
    »Ja«, sagte sie, »das würde mir gefallen.«
    Zurück in der Fallaufnahme wartete Katherine in ihrem Büro auf Annie, die mit den Fällen des Tages noch nicht durch war. Diane kam als Erste rein und erkundigte sich behutsam, wie die Verhandlung gelaufen war.
    Katherine gab ihr eine Zusammenfassung. »Brian hat sich geweigert, gegen seinen Liebhaber auszusagen. Der
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