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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit
Autoren: Dana Kilborne
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Wächters auszuweichen, der mit seiner klauenbewehrten Pranke nach ihm schlug. Noch immer hallte Hopes verzweifelter Hilfeschrei in ihm wider. Entsetzt presste er beide Hände an die Ohren, doch das brachte nichts – der Schrei war in seinem Kopf erklungen.
    „Was ist mit dir los, verdammt!“ Ashael bückte sich unter einem brutalen Schwanzhieb des Wächters hinweg und schaffte es gleichzeitig, Nick einen wütenden Blick zuzuwerfen. „Wenn du unbedingt sterben willst – das kann ich auch für dich erledigen!“
    Doch Nick hörte kaum, was der Seraph sagte. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und seine Knie waren so weich, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
    „Hope“, stieß er ächzend aus. „Das Amulett!“
    Wieder griff der Wächter an, aber dieses Mal konnte Ashael ihm mit einem Streich seines Schwertes, das er wie aus dem Nichts herbeigerufen hatte, eine heftig blutende Wunde zufügen.
    Dann stieß der Engel einen wenig gottesfürchtigen Fluch aus. „Verschwinde und kümmere dich um das Amulett und die Kleine. Ich werde mit diesem Monstrum schon irgendwie allein fertig!“
    Das brauchte er Nick nicht zweimal sagen – er wirbelte herum und lief los.
    Er folgte einfach seinem Gefühl. Das Wüten des Wächters blieb hinter ihm zurück, und als er den Zugang zu einer Höhle erreichte, die sich bis tief unter den Fels zu erstrecken schien, wusste er, wohin er sich wenden musste.
    Schon nach wenigen Metern lösten gemauerte Wände den nackten Fels ab, und in Metallringen, die direkt in den Stein getrieben worden waren, steckten Fackeln. Eine fehlte, eine weitere nahm Nick nun an sich und entzündete sie.
    Er ging weiter.
    Das Geräusch seiner Schritte wurde von den Wänden zurückgeworfen und hallte unheimlich in seinen Ohren wider. Wenn er ganz stillstand und lauschte, glaubte er weit entfernt Laute aus dem Inneren des Ganges zu hören.
    War das Hope? Sofort beschleunigte er sein Tempo. Die Furcht, womöglich nicht rechtzeitig zu kommen und Hope nicht vor dem Professor, der ja offensichtlich hinter allem steckte, beschützen zu können, trieb ihn voran. An keiner Abzweigung des Ganges zögerte er lange. Sein Herz wies ihm die richtige Richtung, und er folgte ihm, ohne auch nur einen Augenblick zu zweifeln.
    Irgendwann verbreiterte sich der Tunnel, bis die flackernde Flamme seiner Fackel nicht mehr beide Seitenwände zugleich erhellen konnten. Pfeiler stützten die Decke, die ebenfalls immer höher und höher zu werden schien.
    Und dann sah Nick die ersten Gebäude.
    Ungläubig blickte er sich um. Er hatte zwar immer von einer Festung unter der Erde gehört, es jedoch niemals wirklich wörtlich genommen. Umso mehr versetzte ihn das, was er sah, in ehrfürchtiges Erstaunen.
    Die Templer, die diesen Ort einst dem Fels abgerungen hatten, mussten wahre Meister der Baukunst gewesen sein. Der Fackelschein riss kunstvolle Torbögen aus der Dunkelheit, Nick erkannte marmorne Säulen, deren Kopfstück wie gerollte Akanthusblätter geformt waren, doch ihm blieb keine Zeit, die Schönheit der Architektur der Tempelritter zu bestaunen.
    Bald schon nahm er in einiger Entfernung einen Lichtschein wahr.
    Er hetzte weiter.
    „Nun hör schon auf, dich zu sträuben, Mädchen!“, stieß Professor Baxter verbissen aus, während er versuchte, Hopes Hände mit einem Strick auf dem Rücken zusammenzubinden. „Das hat doch keinen Sinn! Du kannst mir ohnehin nicht entkommen!“ Dennoch wehrte sie sich weiter, und so gab er es schließlich auf und versetzte ihr einen Stoß, der sie zu Boden gehen ließ.
    Sie befanden sich in einer riesigen Halle, die sie nach einem scheinbar endlosen Weg durch verwinkelte Gänge und Tunnel erreicht hatten. Da Baxters Fackel die einzige Lichtquelle war, konnte Hope die wahren Ausmaße des Raumes nur erahnen – doch er schien gewaltig zu sein. Und in seinem Zentrum erhob sich eine Art Altar, der aus einem einzigen Steinquader gehauen zu sein schien und auf einem aus fünf Stufen bestehenden Kapitell ruhte.
    Hopes Gedanken rasten.
    Sie wusste, dass der Professor sie hierher gebracht hatte, um das zu Ende zu bringen, bei dem er vorhin von Nick und diesem schrecklichen Urzeitmonster gestört worden war: Er wollte sie töten.
    Seltsamerweise erschien ihr die Vorstellung auf einmal gar nicht mehr so erschreckend, viel mehr fürchtete sie sich vor dem, was danach passieren würde.
    Wer sollte Baxter aufhalten, wenn sie tot war?
    Er durfte das Amulett auf keinen Fall bekommen, das musste sie
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