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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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Endloswelt klar vor mir. Nun bemerkte ich auch, dass wir auf einer Galerie standen, die hoch über der Eingangshalle des Imaginoports von Isparin verlief. Das Gebäude war nicht so groß, wie ich es mir vorgestellt hatte, dafür aber viel
schöner. Es hatte die Form einer länglichen Muschel und war anscheinend aus Mahagoni. Eine Seite bestand aus einem riesigen Glasfenster, durch das man einen recht belebten, von hohen, dunklen Holzhäusern gesäumten runden Platz sehen konnte. In der Halle war es laut und proppenvoll. Mein gieriger Blick blieb an Einzelheiten hängen: einem hochgewachsenen Kerl mit einem auffälligen Verbrechergesicht, einem bis an die Zähne bewaffneten Krieger in Lederrüstung, einem gedrungenen Typ, der einen riesigen Leinensack auf dem Rücken trug und darunter fast verschwand … Mir kam die Idee, ein Foto mit meinem digitalen Reisebegleiter zu machen. Ich trug ihn an einem Umhängeriemen in einer schwarzen Schutzhülle unter meiner Funktionsjacke. Vor lauter Aufregung ließ ich ihn beinahe fallen. Nach diesem Schreck beruhigte ich mich allerdings ein wenig. Als ich das Foto gespeichert hatte, atmete ich erst mal tief durch. Die Luft an diesem unglaublichen Ort ent - puppte sich als erstaunlich dünn und duftete nach feuchter Erde mit einem Hauch von Pferdeäpfeln.
    Nachdem wir uns ein paar Minuten lang akklimatisieren konnten, forderte uns eine Bodenstewardess auf, die Plattform zu verlassen und uns in den Ankunftsbereich zu begeben, um unser Gepäck in Empfang zu nehmen. Wir stiegen die Stufen im weichen, diffusen Licht hinunter, das durch das riesige Glasfenster und milchige Glasdächer über uns hereinfiel. Am unteren Ende der Treppe stand auf einem Schild mit abgeblätterter Farbe: »Willkommen im Königreich der sieben Türme. Mögen Sie es … wieder verlassen.« Das Wort in der Mitte war unlesbar. Ich musste an den Begriff »lebend« denken, aber sicher hatte dort »zufrieden« gestanden.

    Nachdem mir ein amüsierter Gepäckträger meinen blauen Plastikkoffer übergeben hatte, wartete ich nervös darauf,
dass mein Fremdenführer auftauchte. Um besser erkannt zu werden, trug ich die Hülle meines digitalen Reisebegleiters, auf dem das Logo des Veranstalters prangte, gut sichtbar auf der Brust. Während ich wartete, jagten immer wieder Adrenalinschübe durch meinen Körper: Finster dreinschauende Typen schritten auf mich zu, als wollten sie mir den Hals umdrehen, gingen dann aber weiter, ohne sich für jemand Unwichtiges wie mich zu interessieren. Einer von ihnen, der unglaublich hässlich war, redete mich jedoch in einer seltsamen Sprache an. Er wirkte auf mich wie ein wenig zivilisierter Steinzeitmensch. Ich nahm an, dass er mir seine Dienste anbieten wollte. Natürlich lehnte ich ab. Trotzdem versuchte der Kerl ganz ungeniert, meinen Koffer an sich zu reißen. Ich wollte gerade handgreiflich werden, als ein weiterer Mann dazukam. Ohne ein Wort zu sagen, brachte er den aufdringlichen Fremden mit einer einzigen gebieterischen Handbewegung dazu, sich zu entfernen - und die Sache war erledigt!
    »Uff! Danke«, keuchte ich und stellte meinen Koffer wieder ab, um den ich bis zum Letzten gekämpft hätte.
    »Bist du Thédric Tibert?«, erkundigte sich mein Retter.
    »Höchstpersönlich. Und du bist sicher mein Fremdenführer, oder?«
    »Ich heiße Ergonthe«, antwortete er, ohne die Hand zu ergreifen, die ich ihm hinhielt.
    Ich holte tief Luft. Meine Fernreise mit Nervenkitzel hatte begonnen.

    Insgesamt fand ich das Auftreten meines Führers ebenso beruhigend wie beängstigend. Zwar war ich sicher, dass ich von nun an unter dem Schutz eines gut bewaffneten Kriegers stand (er trug ein Schwert auf dem Rücken und einen Dolch im Gürtel). Seine groben Gesichtszüge ließen allerdings
nicht gerade ein herzliches, zumindest aber ein schwieriges Miteinander ahnen. Das fing ja gut an …
    Ergonthe fragte mich nach der »Kiste«, die ich mitgebracht hatte. Auf meine umständliche Antwort erwiderte er nichts, sondern schnappte sich ohne weitere Erklärung den Koffer. Das erstaunte mich, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand wie er auch mein Gepäck tragen würde. Ich hätte mich allerdings nicht zu früh freuen sollen, denn der Koffer landete in einer Grube mit Fantronmist (Fantronen sind Tiere, die als Taxis genutzt werden und wie kleine Elefanten aussehen, aber äußerst behände und schnell sind). Mir blieb nur der Rucksack, in den ich die allernötigsten Reiseutensilien gepackt
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