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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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außerdem als anständig und unabhängig. Sie lebten in Familien und, was das Besondere war, in einer Art Symbiose mit den Equineds zusammen, die sie auch nicht als Tiere betrachteten.
    Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, warteten wir eine Ewigkeit am verlöschenden Feuer und ließen den Blick gespannt durch die Dunkelheit um uns herum schweifen, bis ein zartes, aber trotzdem deutlich hörbares Pfeifen durch den finsteren Wald schallte.
    »Sie kommen«, verkündete Ergonthe mit gesenkter Stimme.
    Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ein Schwarm aus fünf Nymphalen erschien. Obwohl sie von hellem Lichtschein umgeben waren, hatte ich Mühe, sie genau zu erkennen, weil sie sich so schnell bewegten. Sie waren ungefähr so groß wie Tauben, hatten aber die Gestalt junger Frauen. Alle fünf besaßen durchscheinende, schimmernde Flügel in Blau und Orange und eine von ihnen sogar in den Farben
des Regenbogens. Ihr Lachen und ihr heller Gesang klangen durch das Zwielicht. Ich merkte Ergonthe an, dass er genauso fasziniert und sicher auch ergriffen war wie ich. Da kam mir die grandiose Idee, ein Foto zu machen, allerdings ohne mich zu vergewissern, dass der automatische Blitz ausgeschaltet war. Umso ärgerlicher, als ich die winzigen Schönheiten sicher ohne Probleme im Nachtmodus hätte fotografieren können. Natürlich ergriffen die Nymphalen beim grellen Aufleuchten des Blitzes sofort die Flucht, und mein Fremdenführer stieß einen Wutschrei aus.
    Kein guter Auftakt für unsere gemeinsame Reise, denn ich ahnte, dass der Litith überlegte, ob er mir lieber den Kopf abreißen oder aber mich auf der Stelle verlassen sollte. Zum Glück gelang es ihm, sich zu beherrschen. Mit glühendem Blick und geballten Fäusten legte er sich schlafen und rührte sich nicht mehr. Ich selbst traute mich nicht mal, aufzustehen und pinkeln zu gehen.

SCHRECKENSNACHT BEI DEN OGRITEN
    A m nächsten Morgen packten wir in der kühlen rosafarbenen Dämmerung schweigend unsere Sachen. Dann riefen wir die Reittiere mit einem ganz besonderen Pfiff, den ich nach unzähligen entnervenden Versuchen am Tag zuvor endlich beherrschte. Mein graues Reittier tänzelte mit einem riesigen Radon zwischen den blutigen Reißzähnen auf die Lichtung. Als es scharrend vor mir stand, hatte es seine Beute bereits verschlungen. Ich hielt den Sattel im Arm und wagte nicht, mich ihm zu nähern.
    »Hältst du es für möglich, dass Equineds Menschen angreifen, Ergonthe?«, wollte ich wissen.
    »Ja.«
    Etwas anderes bekam ich an diesem Morgen nicht mehr von ihm zu hören.

    Bei einer kurzen Rast konnte ich später zum ersten Mal Creps knabbern: Klößchen aus kleinen, knusprigen blauen Heuschrecken, die mit einer nach Honig schmeckenden Paste vermischt werden - gewöhnungsbedürftig, aber lecker. Bei diesem Anlass ließ mich mein Fremdenführer netterweise wissen, dass er auf die Gastfreundschaft der Ogriten
von Mysteria hoffte. Anstatt ihn mit Fragen über das Volk mit dem etwas beunruhigenden Namen zu belästigen, zog ich lieber meinen digitalen Reisebegleiter zu Rate. So erfuhr ich, dass es verschiedene Arten dieser Hominiden gab, die folgendermaßen beschrieben wurden: Es handelte sich um eine Art Neandertaler, die sich bestimmte geistige Fähigkeiten des modernen Menschen angeeignet, aber Aussehen und Verhalten des prähistorischen Menschen bewahrt hatten.« Einige von ihnen, die dem Tier näher als dem Homo sapiens standen, waren domestiziert worden. Je nach Bedarf dienten sie als Schwerarbeiter oder als »Kriegsbestien«. Die Zivilisiertesten lebten unabhängig in relativ friedlichen Gemeinschaften zusammen - in tiefen Höhlen, über die man sich unzählige schaudererregende Legenden erzählte. Mir fiel der Ogrit wieder ein, der mich am Imaginoport belästigt hatte.
    Bevor sich Ergonthe in den Sattel schwang und damit das Signal zum Aufbruch gab, kam ich noch dazu, etwas Beruhigenderes zu lesen: »Die Ogriten im Mysteria-Gebirge sind bekannt für ihren Frohsinn, wenn alles in Ordnung ist, und ihr ansonsten eher unangenehmes Wesen.«
    Zu meinem Erstaunen machte mein griesgrämiger Begleiter endlich den Mund auf und erklärte mir: »Mit ein bisschen Glück können wir die Nacht im Schutz einer ihrer Höhlen verbringen. Ansonsten schlafen wir im Freien, egal bei welchem Wetter.«
    »Dafür sind wir ja bestens gerüstet«, sagte ich betont lässig. »Aber diese Ogriten … sind das … wie soll ich sagen …« Ich traute mich nicht, das Wort Menschenfresser
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