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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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gespielter Lässigkeit. »Ich habe für alle Fälle noch einen Rucksack da drin und außerdem … äh …« Ich fühlte mich immer unwohler. »Gibt es denn Geschäfte vor Ort, wo ich einkaufen kann, falls mir etwas fehlen sollte?«
    Ich hatte den Eindruck, dass sie die Zähne zusammenbiss, um nicht in Gelächter auszubrechen.
    »Ihr Fremdenführer wird sich darum kümmern«, sagte sie ausweichend. »Hier ist Ihre Bordkarte.«
    Zum Schluss brachte sie das Etikett mit meinem Reiseziel an meinem unhandlichen Pauschaltouristengepäck an, wünschte mir viel Glück (und nicht gute Reise, fiel mir auf) und nannte mir das Gate, an dem ich mich einfinden sollte.
    Eine furchtbare Stunde lang musste ich warten. Und dann …
    »Abenteuerreisende mit dem Ziel Königreich der sieben Türme, bitte begeben Sie sich unverzüglich zum Ausgang Nummer sechs. Danke.«
    Obwohl ich ein eher zurückhaltender Mensch bin, stelle
ich mich gern besonderen Herausforderungen, um mir selbst zu beweisen, dass ich die härtesten Prüfungen bestehen kann. Ich habe deshalb Bungeejumping und Feuerlaufen ausprobiert. Mit dieser Reise würde ich meine mentale Belastbarkeit sicher noch mehr erweitern. Darauf war ich schon jetzt stolz, auch wenn ich ohne das geringste Lächeln zur Zugangstür schritt.
    Als ich das Sicherheitsdrehkreuz passiert hatte, wurde ich mit den übrigen Passagieren von einem Angestellten empfangen und zu einer sogenannten Transferkabine geführt. Sie war mittelgroß - fünfunddreißig Plätze, um genau zu sein. Die Sitze waren in ansteigenden Reihen vor einer schwarzen Metallwand angeordnet. Ich wusste, dass es sich dabei um eine Leinwand handelte, da ich den Ablauf von Quantentransfers kannte. Man kann damit alles Mögliche in Gedankengeschwindigkeit durch Tunnel befördern. Sie führen in eine Dimension des Universums, in der die Fantasieoder auch Endloswelten entdeckt worden sind.
    Ich setzte mich, schnallte mich an und bemühte mich, ruhig zu atmen. Sanfte Musik und ein zarter Veilchenduft schufen eine friedliche Stimmung in der Kabine, in der alle Geräusche durch den Teppichboden und die schalldichten Wände gedämpft wurden. In einem wissenschaftlichen Internetmagazin hatte ich gelesen, dass die parfümierte Luft Moleküle mit hypnotischer Wirkung enthielt. Eine Panikattacke im Augenblick des Transfers konnte sich nämlich negativ auf den Geisteszustand des Reisenden auswirken. Zurzeit werden noch Studien zu diesem Thema durchgeführt, und niemand kann die Langzeitfolgen solcher Expeditionen außerhalb unserer biophysikalisch-chemischen Wirklichkeit absehen. Aber der Drang, neue Horizonte zu erschließen, war stärker als alle Vorsicht. Zu meiner Linken saß ein blasser junger Mann. Er wirkte auf mich wie der typische Videospieljunkie,
der sich einen Trip hinter den Spiegel leistete. Er bot mir ein besonderes Anti-Angst-Kaugummi an. Ich verzichtete jedoch lieber, da es bestimmt einen illegalen Wirkstoff enthielt.
    Endlich kündigte eine Computerhostess an, dass der Transfer gleich beginnen würde.
    »Wir möchten Sie bitten, während der Quantenkonditionierungsphase nicht zu sprechen, vor allem nicht zu schreien und sich auf keinen Fall zu verkrampfen. Sie werden sich zunächst berauscht fühlen und dann das Gefühl haben, aus schwindelnder Höhe zu fallen. Dieser Effekt kann etwas unangenehm sein, ist aber leider unvermeidbar. Anschließend brauchen Sie nur noch zu warten, bis sich die Türen öffnen. Die Erforscher der Imagination danken Ihnen, dass Sie sich für sie entschieden haben, und wünschen Ihnen einen zauberhaften Aufenthalt im Königreich der sieben Türme.«
    Ich musste einfach laut loslachen - ein nervöses Lachen, in das niemand einstimmte. Dann begann der Transfer. Ein lautmalender Ausdruck beschreibt am besten, was man in diesem Moment empfindet: »WUUUAAHUUUUUU!« Zuerst erschien auf der Leinwand vor uns eine breite Röhre mit glänzenden Metallwänden, die wie ein nach unten gekrümmter Eisenbahntunnel aussah. Durch einen Lichtstreifen, der an der Oberseite entlanglief, war sie hell erleuchtet. Die Röhre funktionierte ungefähr so wie ein Teilchenbeschleuniger. Der Gedanke, dass wir in kleinste Teilchen zerfallen würden - anders konnte man die Quantenmauer nicht überwinden -, ließ uns alle vor Angst erschaudern.
    Als der Sitz bebte, wussten wir, dass wir gestartet waren - falls man das so nennen konnte. Die Tunnelwände begannen an uns vorbeizuziehen, zuerst langsam, dann immer schneller. So ging es
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