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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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hatte.

DIE HOCHZEITSNACHT DER NYMPHALEN
    A uf dem Weg zum Ausgang des Imaginoports kam ich auf die dumme Idee, ein Foto von meinem Führer zu schießen, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen. Er drohte mir, er würde mir den Apparat in den Hals schieben, wenn ich das noch einmal machte. Ich merkte, dass er es ernst meinte, so wütend sah er aus. Vor lauter Scham nickte ich nur und dachte gar nicht daran, mich zu entschuldigen. Das Foto speicherte ich aber trotzdem.
    Mit mürrischem Gesicht führte mich Ergonthe ohne ein weiteres Wort in eine Art weitläufige Scheune auf der anderen Seite des Platzes, in der etwas eigenartige Stallungen untergebracht waren. Es roch nach wilden Tieren und Wiederkäuern und war so laut wie auf einem Viehmarkt. In stabilen Boxen erwarteten uns zwei gesattelte Reittiere, die majestätisch und furchteinflößend aussahen. Sie machten einen friedlichen Eindruck, und von Weitem hätte man sie für Pferde halten können, eines mit rotbraunem, das andere mit grauem Fell. Kopf und Körper erinnerten tatsächlich an die Einhufer der realen Welt, doch bei näherem Hinsehen unterschieden sich diese Tiere deutlich von unseren friedlichen Pflanzenfressern. In ihren Augen, die unter buschigen
Brauen lagen, funkelte eine raubtierhafte Intelligenz, und sie besaßen spitze Zähne. Sie hatten keine Hufe, sondern kräftige, behaarte Pfoten mit jeweils drei Zehen. An jedem Zeh saß eine riesige Kralle, die wie ein Papageienschnabel geformt war. Die erstaunlichen Geschöpfe erinner - ten mich an die Bronzeplastik eines Hippogryphen, also ein Fabeltier, das halb Pferd, halb Greif war.
    »Sie sind … wunderschön!«, rief ich begeistert.
    »Kannst du reiten?«, wollte Ergonthe wissen.
    »Klar, die Ponys im Reitverein von Longchamp«, witzelte ich, um die Situation wieder etwas zu entspannen.
    Das war untertrieben, in Wirklichkeit konnte ich mich sehr gut im Sattel halten. Zum Glück, denn die Pferde hier waren sogenannte Equineds - Fleischfresser mit dem Temperament von Raubtieren. Um sie zu bändigen, musste man mit Sicherheit sowohl Autorität als auch Feingefühl besitzen. Mir fehlte weder das eine noch das andere, aber in diesem Fall fragte ich mich, wie ich die Aufgabe bewältigen sollte. Ergonthe vertraute mir ohne jede Unterweisung das graue Equined an und schwang sich selbst auf das rotbraune, das sich offensichtlich freute. Es war amüsant mit anzusehen, wie das kräftige Raubtier mit den Vorderpfoten scharrte, den Kopf auf und ab warf und vor Aufregung schnaubte.
    Während ich also allen Mut zusammennahm, um aufzusteigen, drehte mein Ross den Kopf zu mir und blickte mich an. Seine Augen schienen schelmisch aufzublitzen, was die Sache nicht einfacher machte. Die Botschaft war eindeutig: Ich sollte mich lieber nicht allzu dumm anstellen …

    Tatsächlich verlief die Reise zu Anfang ziemlich beschwerlich. Mein Reittier spürte meine Unerfahrenheit und ließ sich einfach nicht unter Kontrolle bringen. Immer wieder
bockte es und tat genau das Gegenteil von dem, was ich verlangte. Ein paarmal schüttelte es heftig den Kopf und klapperte dabei mit den spitzen Zähnen, als wollte es mich warnen, dass es bei der nächstbesten Gelegenheit beißen würde. Allmählich wusste ich nicht mehr weiter, sodass sich mein Führer schließlich dazu herabließ, mir zu helfen. Er verriet mir eine erprobte Methode, mit der mich dieses feurige und erstaunlich intelligente Raubtier eher akzeptieren würde.
    »Wenn es aufmuckt, schlägst du es. Wenn es gehorcht, streichelst du es.«
    »Darauf muss man erst mal kommen«, brummte ich. Und an das Equined gewandt fügte ich hinzu: »Wart’s ab, du Mistvieh, dir werd ich’s zeigen!«
    Worauf Ergonthe entgegnete: »Und pass auf, was du sagst, es versteht alles!«
    Das Equined knirschte mit den Zähnen. Ich war gewarnt.

    Von Isparin sah ich nicht viel. Ich hatte solche Mühe mit meinem Transportmittel, dass ich nicht in Stimmung war, die Landschaft zu bewundern. Immerhin fiel mir auf, dass die Stadt mitten in einem Wald mit riesigen Bäumen lag, denen er auch seinen Namen verdankte: Titanenwald. Die Stämme der größten Bäume hatten locker mehr als zwanzig Meter Durchmesser und waren an die hundert Meter hoch. In den Ästen einiger dieser pflanzlichen Giganten war ein richtiges Dorf aus Hütten inklusive Stegen und Hängebrücken angelegt worden. Wenn ich an den Stämmen hinaufschaute, fühlte ich mich unbedeutend wie eine Ameise und rechnete jeden Augenblick damit, dass ein Riese
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