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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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Überraschungsausflug bemüht hatte. Sicher hatte er mehr dafür bezahlt als vorgesehen. »War nur ein Scherz«, korrigierte ich mich und verzog dabei das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.
    Ergonthe verkniff sich eine bissige Bemerkung und schnappte sich stattdessen die Zügel unserer Equineds, um die Tiere in einen gewöhnlichen Stall (oder besser: in Sicherheit) zu bringen. Er war mit dicken Gitterstäben versehen. Danach stiegen wir auf eine Art Abflughorst, einen runden, gepflasterten Platz von etwa dreißig Metern Durchmesser.
    Der Drachenreiter, mit dem ich fliegen sollte, redete
mich in meiner Sprache halbwegs verständlich an und gab mir Anweisungen, die ich unbedingt befolgen sollte. Sein Drache hieß Osgor.
    »Osgor nicht streicheln. Nicht schreien, egal, was passiert. Bleib ganz dicht bei mir, wenn Osgor kommt. Schau Osgor nie in die Augen.«
    Allmählich kam ich in Stimmung!
    Zum Schluss stellte er sich mit einem freimütigen Lächeln vor. »Ich heiße übrigens Ogar Osmador.« (Oder so ähnlich, denn seine Aussprache war wirklich fürchterlich.)
    Er ließ mir keine Zeit, ihm auch meinen Namen zu nennen, sondern stieß einen raubvogelartigen Schrei aus und suchte mit den Augen einen Gipfel ganz oben auf der Felswand an der anderen Seite des Talkessels ab. Ich sah, wie sich ein riesiger Drache mit kräftigen Flügelschlägen erhob und im Sturzflug auf uns zuschoss. Mein Herz, das mir schon jetzt bis zum Hals klopfte, schlug noch schneller. Ich war wie gelähmt und hing an meinem Drachenreiter wie ein verängstigtes Kind am Rockzipfel seiner Mutter.
    Trotz seiner Größe landete Osgor mit einer verblüffenden Leichtigkeit. Als er sicher stand, wandte er den Kopf seinem Herrn zu. Meine Anwesenheit machte ihn offensichtlich stutzig. Sein Blick verriet reine Wildheit und zugleich einen heimtückischen Verstand, der mich schaudern ließ. Ich bemerkte außerdem seine wunderschöne goldene Iris und die runden Pupillen, in denen ich einen flüchtigen glutroten Schimmer zu erhaschen glaubte - sicher ein Überbleibsel der schwarzen Drachen Uzluls. Plötzlich öffnete Osgor das Maul und brüllte wie ein Löwe. Der Aasgestank, der ihm entströmte, brach den Bann seines hypnotischen Blicks.
    Ogar bellte einen Befehl und schwang seine dornenbesetzte Peitsche. Gehorsam legte sich Osgor hin, sodass wir
seine riesigen, mit Metallpanzern beschlagenen Klauen als Trittbrett benutzen konnten. Ich kletterte seinen rechten Oberschenkel hinauf und behielt dabei die Spitze seines geschuppten Schwanzes im Auge, die sich langsam auf und ab bewegte. An ihrem Ende saßen nämlich zwei Hornspieße, scharf und gekrümmt wie Fleischermesser. Ich bestieg sozusagen eine lebendige Kriegsmaschine. Als wir im Sattel saßen, gurtete mich Ogar so fest an, dass es mir wehtat. Höflich machte ich ihn darauf aufmerksam.
    »Es drückt mich ein bisschen an den …«
    Ich wies mit dem Zeigefinger auf meine Hoden.
    Worauf er erwiderte: »Lieber zermatschte Eier als einen zertrümmerten Kopf.«
    Da hatte er natürlich recht.
    Im nächsten Moment hoben wir ab. Bald schlossen sich uns drei weitere Drachenreiter an, von denen einer Ergonthe transportierte. Ich hob zum Gruß die Hand, doch mein Fremdenführer würdigte mich mit keiner Reaktion. Ich dachte, er wäre mal wieder schlecht auf mich zu sprechen. Später vertraute er mir jedoch an, dass die Litithen nur sehr ungern den Boden verließen - eine geschickte Art, mir zu gestehen, dass sie in Wahrheit eine Heidenangst vor diesen Flügen hatten. Daher war ich ihm für die Anstrengungen, die er allein meinetwegen unternommen hatte, besonders dankbar.

    Die ersten Minuten dieses Patrouillenflugs waren pures Glück. All meine Befürchtungen blieben auf der Erde zurück. Ich spürte nichts als die beruhigende Kraft des Tieres, den frischen Wind im Gesicht und die euphorisierende Wirkung dieses luftigen Ritts. Im Westen war der Horizont immer noch rosa, denn in dieser Welt dauern Morgen- und Abenddämmerung länger an als in unserer. Ich blickte nach
Norden. Dort hingegen gab es nur zusammengeballte dunkelgraue Wolken, gespenstischen Nebel und eine von Vulkanfeuer und -säure zerstörte Natur. Das rote Glühen der Vulkane zeichnete sich in der Ferne ab. Seltsamerweise konnte ich den Blick nicht auf die Schwarzen Welten richten; sie flößten mir einen unerklärlichen Abscheu ein. Jedenfalls waren überall sonst so viele farbig leuchtende Wunder zu bestaunen, dass ich dieses finstere Gebiet fortan einfach
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