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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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ich.
    »Ja«, antwortete Ergonthe.
    »Und die Pferde … äh, ich meine, die …«
    »Die sind besser draußen aufgehoben. Nimm deine Sachen und komm mit.«
    So durchschritten wir diese unscheinbare Öffnung, an der ich zehnmal hätte vorbeigehen können, ohne sie zu bemerken. Immer tiefer drangen wir in den Berg vor. Nach einer Weile gelangten wir in einen Raum, der mir auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Höhle vorkam und in dem es so kalt war, dass ich fröstelte. Hier verließ uns Fremmy-Da mit einer Ermahnung, die mir Ergonthe sofort übersetzte: »Haltet euch ja von den Gängen fern.« Als sich meine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, merkte ich, dass wir keineswegs in einer gewöhnlichen Höhle standen.
    An den Wänden verströmten Fackeln ein flackerndes
bernsteinfarbenes Licht. Als wir die Höhle betreten hatten, war mir gar nicht aufgefallen, wie riesig und vor allem wie hoch sie war. Sie entpuppte sich als steinerne Kathedrale, deren Gewölbe bestimmt fünfzig Meter hoch war. Der nahezu runde Saal war von Statuen aus Stein gesäumt, die Ogriten mit vorstehenden Augenbrauen darstellten. Die meisten von ihnen trugen Äxte, schwere Helme und derbe Rüstungen, die aus einzelnen Platten mit abgerundeten Rändern bestanden und an Panzernashörner erinnerten. Durch unzählige Felsspalten führten Gänge aus dem Saal hinaus. Einige wurden von kleinen Fackeln erhellt, und ich fragte mich, ob es vielleicht Zauberfackeln waren, da sie nie zu verlöschen schienen.
    »Wir lassen uns da drüben nieder«, entschied Ergonthe und näherte sich einem riesigen Steinthron auf einem Podest.
    Seine Stimme hallte in den Tiefen der Höhle wider und ließ den Raum noch unheimlicher erscheinen.
    »Und wo machen wir das Feuer?«, fragte ich arglos.
    Der litithische Ritter wirbelte herum und funkelte mich böse an. »Soll das ein Witz sein? Machen deine Gäste bei dir zu Hause auch ein Feuer im Wohnzimmer?«
    Ich lachte gezwungen. »Schon gut, Ergonthe, ich hab bloß einen Scherz gemacht«, log ich feige.
    Wir machten es uns auf dem nackten, staubigen Boden bequem. Vom wohldurchdachten Inhalt meines Koffers (ich hatte sogar Pantoffeln eingepackt!) hatte ich ein mit Delfinen bedrucktes Badetuch gerettet, das als Unterlage reichen musste. Mein Rucksack diente als Kopfkissen, und gegen die eisige Kälte konnte ich mich nur mit der Rettungsdecke aus meiner Reiseapotheke schützen. Während ich wie am Strand mein Badelaken ausbreitete, fluchte ich innerlich über die dem Preis der Reise kaum angemessene
Unterbringung. Aber ich hatte schließlich ein Abenteuer gewollt.
    Bevor ich mich zum Schlafen hinlegte, verspürte ich ein dringendes Bedürfnis …
    »Wo willst du hin?«, fragte Ergonthe.
    Und sein Echo wiederholte: »Wo willst du hin … willst du hin … willst du hin … hin … hin …?«
    »Dahin, wo auch der Kaiser zu Fuß hingeht. Aber keine Sorge, ich bleibe in der Nähe.«
    Nach der Geschichte mit dem Feuer konnte ich nicht einfach irgendwo hinpinkeln. Ich brauchte ein stilles Örtchen, an dem mein Pipi in den nächsten tausend Jahren sicher nicht entdeckt werden würde. Also beschloss ich, mich in den breitesten, hellsten Tunnel vorzuwagen. Zum Glück verlief er außerdem gerade. Leider entpuppten sich seine Wände als vollkommen glatt. Ich tappte vorsichtig voran wie in feindlicher Umgebung und blickte immer wieder über die Schulter zurück, um mich zu vergewissern, dass ich den Höhleneingang nicht aus den Augen verlor. Schließlich entdeckte ich eine Nische, in der ich mich erleichtern konnte, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Als ich fertig war, kehrte ich in den Gang zurück …
    »Aaaah!«, schrie ich auf.
    Das Echo warf meinen Ruf zurück, verzerrt zu einem hämischen Lachen. Am Ende des Tunnels … Es gab kein Ende mehr! Nichts als ein schwarzer Schlund. Mit klopfendem Herzen ging ich in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war, oder zumindest dachte ich das. Doch statt in die große Kathedralenhöhle gelangte ich in eine andere, die kleiner war. Hier wehte ein so kalter Luftzug, dass mir das Blut in den Adern gefror. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich verlaufen hatte.
    Ich bemühte mich, die Panik, die mir die Kehle zuschnürte,
unter Kontrolle zu halten. Vielleicht gab es im Infoteil meines digitalen Reisebegleiters einen Eintrag über die Höhlen des Mysteria-Gebirges. Doch das Brauchbarste, was ich fand, war der lapidare Satz: »Von den wenigen unvorsichtigen Reisenden,
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