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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote
Autoren: Daniel Scholten
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Nachschub zu holen, bevor der Laden schließt.«
    Es kratzte laut, als Henning sich mit der flachen Hand die Wange rieb. Er musste sich zweimal am Tag rasieren, und heute hatte man ihn kurz vor der Abendrasur abgefangen und wie eine Spielfigur wieder auf den Anfangspunkt zurückgestellt. »Es kann also sein, dass Josefin Rosenfeldt während meines Feierabends angetrunken aus dem Fenster kippt und dabei versehentlich Reichsalarm auslöst, im Fall sozusagen.«
    Barbro schüttelte den Kopf. »Wir haben inzwischen einen Zeugen gefunden. Bo Eriksson wohnt nebenan und stand unter der Dusche. Sein Bad grenzt direkt an Josefins Flur. Zuerst hat er gehört, wie die Tür zugeschlagen wurde. Da muss Sesselja zum Einkaufen aufgebrochen sein. Kurz darauf klingelte es jedoch. Und Bo Eriksson hat auch gehört, wie jemand zur Tür lief und die Klinke drückte. Nur, zugeschlagen wurde die Tür nicht wieder. Das hat ihn noch gewundert, er hatte sich auf einen Knall gefasst gemacht, weil die Geräusche im Badezimmer wegen der Wände und der freien Rohre sehr laut sind. Jedenfalls war die Tür geschlossen, als die Polizei ankam. Aber nicht verriegelt.«
    »Das kann der alles aus Geräuschen heraushören?«, wunderte sich Kjell. »Während er duscht?«
    Barbro zuckte mit den Schultern.
    »Kann diese Mitbewohnerin noch einmal zurückgekehrt sein? Hat sie vielleicht das Geld vergessen?«
    »Die Aussage des Nachbarn ist noch ganz frisch. Da hatten sie Sesselja schon weggebracht.«
    »Rufen wir Sten an.«
    Barbro nahm den Hörer des Telefons, das in der Tischplatte eingebaut war, und reichte ihn Kjell. Sofort nahm am anderen Ende jemand ab und bat Kjell zu warten. Er schaltete den Lautsprecher ein.
    Der Reichskriminalchef meldete sich grußlos. »Hör gut zu, Cederström. Ihr haltet euch nur an die Spuren am Tatort, wie wir es im Protokoll festgelegt haben. Den ganzen Rest überlassen wir der Säpo.«
    »Ja, ja.«
    Es bedurfte einiger Anstrengung und war ein altmodisches Gefühl, das dicke Spiralkabel des Hörers davon abzuhalten, ihm den Hörer aus der Hand zu ziehen.
    »Ich habe gerade mit dem JK gesprochen«, sagte Sten. »Wir schicken einen Jet nach Frankreich und biegen es so hin, dass er nicht vor morgen früh ankommt. Sonst werden sie in Solna mit der Leiche nicht rechtzeitig fertig.«
    »Was unternimmst du gegen die Presse?«
    »Unten läuft gerade eine Pressekonferenz wegen des ithyphallischen Supermans vom Valla Torg. Das haben wir eilig organisiert.«
    »Ithyphallisch ist klar«, murmelte Henning dazwischen. »Aber wer ist Superman?«
    Barbro blickte milde drein. »Mit erigiertem Glied heißt das.«
    »Alle von den Abendzeitungen sind zur PK gekommen und hören brav zu«, fuhr der Reichskriminalchef am anderen Ende der Leitung fort. »Die Kontaktleute lancieren zudem für die Redaktionen der Tageszeitungen, dass wir in der Nacht gegen die Betreiber der illegalen Downloadseite im Internet losschlagen. Dann denken die alten Hasen, dass Superman nur eine Ablenkung dafür war.«
    »Könnt ihr die Aktion wirklich durchziehen?«, fragte Kjell. »Wir brauchen mehrere Tage Vorsprung. Ihr solltet gegen elf eine abgewandelte Kurzmeldung nachschieben. Wer weiß, wie viele Leute hier aus dem Fenster glotzen und sich wundern.«
    »Wir haben uns für einen Kleintransporter entschieden, der eine junge Frau angefahren hat. Das erklärt, warum wir die Straße sperren mussten. Wir schicken noch einen Abschleppwagen vorbei.«
    Kjell beendete das Gespräch mit der Begründung, einen Blick in die Wohnung werfen zu wollen.
    »Superman hätte wahrscheinlich gereicht«, fand Barbro. »Der ist lustig genug. Die Abendzeitungen bringen ihn bestimmt auf dem Titel.«
    In der letzten Nacht hatte ein arbeitsloser Heizungsmonteur sich sein Superman-Kostüm übergestreift, in das er im Schritt ein Loch geschnitten hatte. So war er auf den Schlafzimmerschrank geklettert, während ihn seine Frau auf dem Bett mit geöffneten Beinen erwartete. Die Sommerhitze und der Alkohol hatten dem Heizungsmonteur aber nicht nur diese Idee eingegeben, sondern auch verhindert, dass Superman die Flugbahn richtig berechnete. Statt in seiner Frau war Superman nämlich mit der Schläfe voran auf dem Bettpfosten gelandet, was ihn augenblicklich nicht nur all seiner übermenschlichen sondern auch seiner menschlichen Kräfte beraubt hatte.
    »Sofi? Habt ihr sie schon erreicht?«
    Barbro grinste. »Sie ist oben.«
    Kjell stieg aus dem Wagen und betrat das Haus. Im Flur musste er
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