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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman
Autoren: Nora Roberts
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kennen zu lernen. Es tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen. Ich hatte Schwierigkeiten mit der Tagesmutter meines Sohnes.«
    »Kein Problem. Ich bin auch gerade erst gekommen.«
    »Wir freuen uns so, dass jemand mit Ihrem Ruf und Ihrer Erfahrung Interesse an dem Fund zeigt.« Als Callie die Augenbrauen hochzog, fügte Lana rasch hinzu: »Ich hatte vorher natürlich noch nie von Ihnen gehört – ich verstehe nichts von Archäologie –, aber man hat Sie wärmstens empfohlen.«
    Lana blickte zu dem abgesperrten Gelände. »Als wir gehört haben, dass die Knochen tausende von Jahren alt sind …«
    »Ich vermute, ›wir‹ ist die Natur- und Denkmalschutzorganisation, die Sie vertreten?«
    »Ja. Hier in der Gegend gibt es zahlreiche Orte, die von signifikanter historischer Bedeutung sind. Bürgerkrieg, Revolution, Indianer und so weiter.« Lana schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn, und Callie sah, dass sie einen Ehering trug. »Die Gesellschaft zur Erhaltung historisch wertvoller Anlagen und zahlreiche Einwohner von Woodsboro und der umliegenden Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, um gegen dieses Bauprojekt zu protestieren. Die Probleme, die entstehen, wenn hier fünfundzwanzig bis dreißig Häuser gebaut werden – zirka fünfzig weitere Autos, fünfzig weitere Kinder, die zur Schule gehen müssen, die …«
    Callie hob die Hand. »Bitte verschonen Sie mich! Kommunalpolitik ist nicht mein Gebiet. Ich bin lediglich hier, um mir einen ersten Eindruck von dem Gelände zu verschaffen – mit Dolans Erlaubnis übrigens«, fügte sie hinzu. »Bis jetzt hat er sich äußerst kooperativ gezeigt.«
    »Das wird mit Sicherheit nicht so bleiben.« Lana presste die
Lippen zusammen. »Er will dieses Bauvorhaben unbedingt durchführen. Er hat bereits viel Geld hineingesteckt, und drei der Häuser sind schon verkauft.«
    »Auch das ist nicht mein Problem. Damit wird er sich auseinander setzen müssen, wenn er versucht, die Grabungen zu verhindern.« Callie kletterte über den Zaun und blickte sich nach Lana um. »Vielleicht warten Sie lieber hier. Der Boden ist ganz schön schlammig, Sie ruinieren sich nur die Schuhe.«
    Lana zögerte einen Moment lang, dann blickte sie seufzend auf ihre Lieblingssandalen und kletterte ebenfalls über den Zaun.
    »Können Sie mir etwas über Ihr Vorgehen erzählen? Was werden Sie als Erstes tun?«
    »Zuerst einmal schaue ich mich um, mache Fotos und nehme ein paar Bodenproben. Auch dazu habe ich die Genehmigung des Grundstücksbesitzers.« Sie warf Lana einen Seitenblick zu. »Weiß Dolan, dass Sie auch hier draußen sind?«
    »Nein. Das würde ihm sicher nicht gefallen.« Lana trippelte vorsichtig durch den Schlamm, wobei sie versuchte, mit Callie Schritt zu halten.
    »Oh, du meine Güte, wie viele Leute sind denn hier schon herumgetrampelt? Sehen Sie sich diesen Mist an!« Callie bückte sich, um eine leere Zigarettenschachtel aufzuheben. Sie steckte sie in die Tasche.
    Je näher sie dem Teich kamen, desto tiefer sank sie mit ihren Stiefeln in dem weichen Boden ein. »Der Bach tritt über die Ufer«, sagte sie wie zu sich selbst. »Das macht er schon seit tausenden von Jahren. Der Schlamm steckt wahrscheinlich in allen Schichten.«
    Sie hockte sich hin und spähte in eine bereits ausgehobene Grube. Beim Anblick der Fußspuren, die kreuz und quer hindurchführten, schüttelte sie den Kopf. »Als ob das hier eine verfluchte Touristenattraktion wäre!«
    Sie fotografierte die Grube, dann reichte sie Lana geistesabwesend die Kamera. »Wir müssen auf dem ganzen Gelände Schaufelproben machen, die Stratigraphie …«

    »Damit untersucht man die Ablagerungsschichten im Boden, nicht wahr? Das habe ich schon nachgeschlagen«, warf Lana ein.
    »Gut. Na, ich könnte eigentlich hier schon mal nachschauen.« Callie holte eine kleine Handschaufel aus ihrem Rucksack und rutschte in das ein Meter fünfzig tiefe Loch hinunter.
    Langsam und methodisch begann sie zu graben, während Lana oben am Rand der Grube stehen blieb, nach den Mücken schlug und sich fragte, was sie jetzt tun sollte.
    Sie hatte eine ältere, wettergegerbte Frau erwartet, die in ihrem Beruf aufging und lauter faszinierende Geschichten zu erzählen hatte. Auf jeden Fall jemanden, der sie uneingeschränkt in dem Protest gegen das Bauvorhaben unterstützen würde. Stattdessen kam eine junge, attraktive Frau daher, die der Sache offenbar gleichgültig gegenüberzustehen schien.
    »Gibt es eigentlich häufig solche
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