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Die falsche Geliebte (German Edition)

Die falsche Geliebte (German Edition)

Titel: Die falsche Geliebte (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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es treiben werde, bin ich in drei Jahren Fürst Paz oder tot. Leb wohl. Obgleich ich 60 000 Franken bei Rothschild abgehoben habe, sind wir quitt.
    Thaddäus.«
     
    »Tor, der ich bin! Fast hätte ich mich eben verraten!« sagte sich Adam.
    Nun ist Thaddäus schon drei Jahre fort und die Zeitungen melden noch nichts vom Fürsten Paz. Gräfin Laginska nimmt den lebhaftesten Anteil an den Unternehmungen des Zaren Nikolaus. Sie ist im Herzen Russin und verschlingt alle Nachrichten aus jenem Lande. Ein- bis zweimal im Winter fragt sie den Botschafter scheinbar gleichgültig:
    »Wissen Sie, was aus unserem armen Grafen Paz geworden ist?«
    Ach, die Mehrzahl der Pariserinnen, diese angeblich so scharfsichtigen und geistreichen Geschöpfe, werden stets an einem Paz vorübergehen, ohne ihn zu bemerken. Ja, mehr als ein Paz wird verkannt. Aber das Schrecklichste ist: manche werden verkannt, auch wenn sie geliebt werden! Auch die schlichteste Frau verlangt von dem größten Manne noch etwas Schauspielerei, und die schönste Liebe gilt nichts, wenn sie natürlich ist. Sie bedarf der Inszenierung und Einfassung.
    Im Januar 1842 flößte die Gräfin Laginska im Schmuck ihrer sanften Schwermut dem Grafen de la Palférine, einem der abenteuerlustigsten Löwen der jetzigen Pariser Gesellschaft, eine wütende Leidenschaft ein. La Palférine begriff, wie schwer die Eroberung einer Frau ist, deren Hüter ein Traum ist. Um diese reizende Frau zu gewinnen, rechnete er auf eine Überraschung und auf die Ergebenheit einer Frau, die auf Clementine etwas eifersüchtig war und sich dazu hergeben sollte, den Zufall bei dieser Überraschung zu spielen.
    Bei all ihrem Geist war Gräfin Laginska unfähig, einen derartigen Verrat zu ahnen. Sie beging also die Unklugheit, mit dieser sogenannten Freundin auf den Maskenball in der Oper zu gehen. Als La Palférine alle seine Verführungskünste bei ihr aufgeboten hatte, ließ sich Clementine um drei Uhr morgens in dem Rauschzustande des Balles zu einem Souper einladen und wollte eben den Wagen der falschen Freundin besteigen. In diesem kritischen Augenblick wurde sie von kräftigen Armen gepackt und trotz ihres Schreiens in ihren eignen Wagen getragen, dessen Tür offen stand und den sie nicht bestellt hatte.
    »Er hat Paris nicht verlassen!« rief sie aus, indem sie Thaddäus erkannte, der das Weite suchte, als er die Gräfin in ihrem Wagen davonfahren sah. Hat je eine Frau in ihrem Leben einen solchen Roman erlebt?
    Stündlich hofft Clementine, Paz wiederzusehen.

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