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Die falsche Geliebte (German Edition)

Die falsche Geliebte (German Edition)

Titel: Die falsche Geliebte (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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gehe ich. ... Malaga könnte mich auf Torheiten bringen. Morgen speisen wir zum letzten Male zusammen. Reise ich nicht im September nach Petersburg, so müßte ich den Landweg nehmen, und ich bin nicht reich. Ich muß Malaga ihr bescheidenes Auskommen lassen. Wie sollte ich auch nicht für die Zukunft der einzigen Frau sorgen, die mich verstanden hat? Malaga findet mich groß! Malaga findet mich schön! Malaga ist mir vielleicht untreu, aber sie spränge...«
    »Für Sie durch den Reifen und fiele richtig auf ihr Pferd zurück,« ergänzte Clementine spitz. »Oh! Sie kennen Malaga nicht,« sagte der Kapitän mit tiefer Bitterkeit und einem ironischen Blick, der Clementine träumerisch und unruhig machte. »Lebt wohl, junge Bäume des schönen Bois de Boulogne, in dem die Pariserinnen lustwandeln und die Verbannten, die hier ein neues Vaterland finden. Ich bin sicher, meine Augen werden die grünen Bäume der Allée de Mademoiselle und der Route des Dames nicht wiedersehen, noch die Akazien und Zedern der Rondelle. – Am Saum Asiens werde ich den Plänen des großen Zaren gehorchen, den ich mir zum Herrn wünschte. Und wenn ich es durch Tapferkeit vielleicht zum Heerführer gebracht, wenn ich mein Leben solange aufs Spiel gesetzt habe, werde ich mich vielleicht nach den Champs Elysées zurücksehnen, wo ich einmal an Ihrer Seite ritt. Kurz, stets werde ich die Härte Malagas beklagen, Malagas, von der ich in diesem Augenblick rede.«
    Er sagte es in einer Weise, die Clementine erschaudern ließ.
    »Sie lieben also Malaga sehr?« fragte sie.
    »Ich habe ihr die Ehre geopfert, die wir nie opfern...«
    »Welche denn?«
    »Die Ehre, die wir um jeden Preis in den Augen unsres Idols behalten wollen.«
    Nach dieser Antwort hüllte Thaddäus sich in undurchdringliches Schweigen. Er brach es nur, als sie durch die Champs Elyseés fuhren. Da wies er auf ein weißes Gebäude und sagte:
    »Da, der Zirkus!«
    Kurz vor dem Mittagessen ging er zur russischen Botschaft, dann zum Ministerium des Äußeren, und am Morgen reiste er nach Le Havre ab, bevor Adam und die Gräfin aufgestanden waren.
    »Ich verliere einen Freund,« sagte Adam mit Tränen im Blick, als er die Abreise des Grafen Paz erfuhr, »einen Freund im wahrsten Sinne des Wortes, und ich weiß nicht, was ihn bewegen kann, mein Haus wie die Pest zu fliehen. Wir sind doch keine Freunde, die sich wegen einer Frau entzweien,« sagte er, Clementine fest anblickend. »Und doch! alles, was er gestern von Malaga sagte ... Aber er hat das Mädchen ja nie angerührt...«
    »Woher weißt du das?« fragte Clementine.
    »Ich habe natürlich die Neugier gehabt, Fräulein Turquet zu sehen, und dem armen Mädchen ist die völlige Zurückhaltung von Thaddäus noch immer unerklärlich ...«
    »Genug,« sagte die Gräfin und zog sich zurück. Dann sagte sie sich: »Sollte ich das Opfer eines erhabenen Betruges sein?«
    Kaum hatte sie diesen Gedanken vollendet, als Konstantin ihr den folgenden Brief brachte, den Thaddäus in der Nacht hingekritzelt hatte.
    »Gräfin, sich im Kaukasus totschießen zu lassen und Ihre Verachtung mitzunehmen, ist zuviel. Man muß ganz sterben. Ich habe Sie verehrt, als ich Sie das erstemal sah, wie man eine Frau verehrt, die man ewig liebt, selbst nach ihrer Untreue, ich, Schuldner Adams, der Sie erwählt hatte und den Sie heirateten, ich, der Arme, ich, der freiwillige, ergebene Verwalter Ihres Hauses. In diesem furchtbaren Unglück fand ich das köstlichste Leben. Bei Ihnen ein unentbehrliches Werkzeug zu sein, zu Ihrem Luxus, Ihrem Wohlstand beitragen zu können, das war eine Quelle des Genusses. Wenn dieser Genuß in meiner Seele schon lebhaft war, soweit er Adam betraf, so ermessen Sie, wie hoch er wurde, als eine angebetete Frau seine Ursache und Wirkung war! Ich habe die Wonnen der Mutterschaft in der Liebe erfahren: ich nahm das Leben so hin. Wie die Bettler auf den Landstraßen hatte ich mir eine Steinhütte am Rand Ihres schönen Gutes gebaut, ohne Ihnen die Hand zu reichen. Arm und unglücklich, durch Adams Glück geblendet, war ich doch der Gebende. Ach, Sie waren von einer Liebe umgeben, die rein wie die eines Engels war. Sie wachte, wenn Sie schliefen, liebkoste Sie mit den Blicken, wenn Sie vorübergingen, war glücklich zu leben. Kurz, Sie waren die heimatliche Sonne des armen Verbannten, der Ihnen im Gedenken an dies Glück der ersten Zeiten mit tränenden Augen schreibt.
    »Als Achtzehnjähriger, ungeliebt, machte ich eine schöne Frau in
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