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Die Falle

Die Falle

Titel: Die Falle
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Wohnungen einzutreiben. Es war nicht unter seiner Würde, kranke, vorübergehend zahlungsunfähige Menschen auf die Straße zu setzen, es war nicht unter seiner Würde, Geld zu Wucherzinsen auszuleihen."
    „Ich bin davon überzeugt, daß er dabei niemals den Buchstaben des Gesetzes verletzte!“
    unterbrach Helen.
    „Er verletzte gewisse Gebote der Menschlichkeit."
    „Er war Geschäftsmann und kein Wohlfahrtsinstitut!"
    „Lassen wir das."
    „Nein, bleiben wir noch einen Augenblick dabei!" sagte Helen heftig. „Du weißt, daß ich ihn nicht geliebt habe. Aber das schließt nicht aus, daß ich mich noch immer als seine Frau fühle. Ich kann es nicht zulassen, daß man jetzt über ihn herfällt, jetzt, wo er sich nicht mehr verteidigen kann. Das ist unfair, Rick. Von dir hätte ich das am allerwenigsten erwartet! Wen klagst du eigentlich an? Gilbert oder seinen Mörder?“
    „Ich klage niemand an. Ich stelle nur fest", meinte Rick ruhig.
    „Es wird besser sein, du gehst jetzt", murmelte Helen und blickte kühl an ihm vorbei.
    „Du hast doch nichts dagegen, daß ich mich im Arbeitszimmer deines Mannes etwas umsehe?"
    „Bitte."
    „Ich muß dich allerdings bitten, dabei sein zu wollen. Das ist Vorschrift."
    „Erst muß ich ein Bad nehmen. Du vergißt, daß ich gerade von der Reise zurückkomme."
    „Und du vergißt, daß der Mörder mit jeder Minute, die er gewinnt, seinen Vorsprung vergrößert.“
    „Du lieber Himmel, die paar Minuten werden der Sache nicht schaden. Schließlich haben wir uns eben lange und ausführlich über vieles unterhalten, was mit dem Mord nichts zu tun hat."
    Rick lächelte dünn. „Du irrst dich. Ich für meinen Teil bin nicht von meiner Linie abgewichen."
    „Ich verstehe", sagte sie leise. „Deine Fragen nach meinem Privatleben entsprangen also keinem persönlichen Interesse, keiner echten Anteilnahme. Du hast dich für diese Dinge nur im Zusammenhang mit dem Mord
    interessiert!“
    „Ich bin Polizist, das weißt du doch!"
    „Ja, jetzt weiß ich es genau", sagte Helen bitter.
    Rick blickte ihr hinterher, als sie hoch erhobenen Hauptes davon ging. Er erwartete,
    daß sie die Tür Zuschlägen würde, aber nichts dergleichen geschah. Leise, fast unhörbar zog sie die Tür ins Schloß.
     
     
     
    Ronald Craven putzte mit großer Sorgfalt seine Pistole. Diese Tätigkeit war eine der wenigen Arbeiten, die er mit wirklicher Hingabe erledigte. Die einzelnen Teile der Waffe lagen vor ihm auf einer grünen Filzunterlage, die schon einige Ölflecke hatte. Er saß an einem Tisch, der den Mittelpunkt eines bürgerlich-spießig eingerichteten Wohnzimmers bildete. Das einzige moderne Stück darin war ein großer Fernsehapparat.
    Auf dem Plüschsofa unter dem kitschigen Öldruck, der einen Elfenreigen darstellte, lag ein junges Mädchen. Das Mädchen war sehr
    blond. Es hatte die Schuhe abgestreift und den obersten Knopf der Bluse geöffnet. Aus blauen, porzellanhaft anmutenden Augen schaute das Mädchen zur Zimmerdecke empor. Es war offensichtlich, daß sie sich langweilte.
    Am Fenster des Zimmers stand ein etwa dreißigjähriger Mann, ein großer, muskulöser Bursche mit einem feisten Nacken. Er rauchte eine Zigarette.
    »Gehen wir heute abend aus?" fragte das Mädchen.
    Ronald warf ihr einen kurzen, ärgerlichen Blick zu. „Es ist besser, wir bleiben ein wenig zu Hause."
    „Immer nur hier herum hocken!" maulte das Mädchen. „Das ist ein Leben!"
    „Halt' den Mund", knurrte Ronald.
    „Ich werd' verrückt!" murmelte der Mann am Fenster. Er sagte es leise, ungläubig, als sähe er eine Vision, an die er nicht so recht glauben konnte.
    Craven blickte in die Höhe; in der raschen Bewegung lag das wache Mißtrauen eines Mannes, der es gelernt hat, stets auf der Hut zu sein. „Was gibt's?"
    Ronald Craven war ein bulliger, untersetzter Typ mit rötlich schimmerndem, stark gewelltem Haar; er hatte ein sommersprossiges Gesicht mit grauen Augen und wulstigen Lippen. Seine geknickte und abgeplattete Nase verriet, daß er früher einmal geboxt hatte.
    .Frank Meggario!" sagte der Mann am Fenster.
    Craven erhob sich. Er tat es so plötzlich, daß der Stuhl umfiel. „Du spinnst!"
    Der Mann am Fenster wandte sich um. „Ich sag' dir, er ist's! Glaubst du, ich sehe Gespenster?"
    .Meggario", murmelte Craven. Sein Blick wirkte starr und gläsern, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann kam Leben hinein. „Was tut er?"
    „Er kommt auf das Haus zu."
    „In Begleitung?"
    „Nein, er ist allein.
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