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Die Fährte des Nostradamus

Die Fährte des Nostradamus

Titel: Die Fährte des Nostradamus
Autoren: Mathias Rückert
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diesem Tsunami im letzten Jahr will sie angeblich auch schon vorher gewusst haben. Ich war gerade im Begriff, den Sicherheitsdienst zu rufen, Sir. Ich habe …“
    „Danke Ms. Bent“, unterbrach Sheldon seine Sekretärin und wandte sich Kirsten zu.
    „Und Sie sind …?“. „Moreno, Kirsten Moreno, Mr. Sheldon, und das, was ich die ganze Zeit versuche Pam zu erklären, betrifft die Ostküste der USA. Genauer gesagt, und wie Pam erstaunlicherweise richtig verstanden hat, die Region um New Orleans. Das Leben vieler Ihrer Landsleute ist in Gefahr, wenn Sie nicht sofort entsprechende Maßnahmen ergreifen.“ Kirsten war immer noch auf 180 und pustete sich eine verirrte Haarlocke aus dem Gesicht. Angriffslustig wartete sie auf die Reaktion Sheldons der sie argwöhnisch taxierte.
    „Und woher haben Sie diese Information, wenn ich fragen darf?“ Sheldon war mit Sicherheit über die militärische Laufbahn zur Diplomatie gekommen. Kirsten hasste diese Typen mit ihrem grauen Bürstenhaarschnitt und den graublauen Augen, die ständig durch Zielfernrohre oder Ferngläser spionierten. Nicht unattraktiv, aber von einer eiskalten Aura umgeben, schien Sheldon ein Mann klarer Worte zu sein. Wahrscheinlich schwimmt der morgens mit seinen Leuten in eiskaltem Wasser, vermutete sie. Daher auch der durchtrainierte Körper. Für einen Diplomaten viel zu sportlich. Dass er für einen Botschafter mit Jeans und Pullover eher leger angezogen war, nahm Kirsten nur beiläufig zur Kenntnis. Im Moment hatte sie keine Zeit für Äußerlichkeiten.
    „Haben Sie schon einmal, und bitte lachen Sie mich jetzt nicht aus, vom großen Seher Nostradamus gehört, Mr. Sheldon?“, fragte Kirsten.
    Sheldons Körper spannte sich. Am Gesichtsausdruck des Botschafters konnte sie genau erkennen, was in ihm vorging. Eine Wahnsinnige, dachte er sicher. Eine übergeschnappte Kartenlegerin, die wahrscheinlich zu viel Gras geraucht hat und nun die Welt retten will. Den Gesichtsausdruck seines Begleiters konnte sie zwar nicht deuten, aber er wirkte interessierter.
    Sheldons Sekretärin stieß einen spitzen Lacher aus und hielt sich die Hand vor den Mund. Der Botschafter musterte die augenscheinlich Verrückte geringschätzig mit hoch gezogenen Augenbrauen.
    Kirsten musste sich eingestehen, dass sie durch ihr Äußeres nicht gerade die Seriosität verkörperte, die Männer wie Sheldon veranlasste zuzuhören.
    Die Lederlatschen, der violette Wickelrock und ihr gelbes Shirt verliehen ihr, zusammen mit den dünnen Holzkettchen, die sie um ihren Hals trug, ein echtes Woodstock Outfit. Abgerundet wurde das Bild durch ihre lange rote Mähne, die einen leichten Patchulliduft verströmte. Alles in allem genau die Sorte Mensch, die Militärs wie Sheldon verachteten.
    „ Bitte Mr. Sheldon, hören Sie mir einen Augenblick zu und lassen Sie mich meine Beweise darlegen. Ich weiß, dass sich das alles wie blanker Unsinn anhört, aber Sie müssen mich ernst nehmen.“
    „Ms. Bent, den Sicherheitsdienst bitte“. Sheldon bedachte Kirsten mit einen mitleidigen Blick und wandte sich zum Gehen.
    „Danke Pam, du brauchst dich nicht zu bemühen, den Ausgang finde ich sicher noch allein“, sagte Kirsten resignierend.
    „Und in Ihrer Haut möchte ich übermorgen nicht stecken, Mr. Sheldon“, rief sie im Gehen dem Botschafter zu.
    „Ms. Moreno“, zischte Sheldon genervt. „Was würden Sie an meiner Stelle tun? Sie stehen in wichtigen Verhandlungen mit Vertretern verschiedener Nationen, haben ungefähr zehn Besucher pro Woche im Haus, die sich von Geheimdiensten verfolgt fühlen und um politisches Asyl bitten, und werden jede zweite Nacht durch einen Alarm geweckt, weil irgend ein Witzbold einen Koffer über den Zaun geworfen hat. Wie, frage ich Sie noch einmal, wie würden SIE an meiner Stelle reagieren, wenn jemand von Ihnen verlangt, aufgrund der Voraussagen eines Menschen, der bereits einige Jahrhunderte tot ist, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Evakuierung beispiellosen Ausmaßes zu empfehlen?“
    „Ich würde schnellstens die Glaubwürdigkeit dieses Menschen überprüfen, und meine Mitarbeiter anweisen ein wenig zu recherchieren, damit dieser Mensch nicht zwischen Tür und Angel argumentieren muss. Zu verlieren haben Sie ja nach Ihrer Aussage höchstens kostbare Zeit“.
    „Die ist in der Tat kostbar, Ms. Moreno. Und die meiner Leute auch. Sorry. Kommen Sie Williams, wir sollten die Geduld unserer Gäste nicht über Gebühr strapazieren“, herrschte Sheldon
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