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Die Fährte des Nostradamus

Die Fährte des Nostradamus

Titel: Die Fährte des Nostradamus
Autoren: Mathias Rückert
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seinen schweigsamen Begleiter an.
    „Und noch etwas, Ms. Moreno. Sie werden überrascht sein, aber ein Land wie Amerika verfügt über ausgezeichnete Meteorologen. Und die haben doch tatsächlich, ohne eine Glaskugel zur Rate ziehen zu müssen, den kommenden Hurrikan bereits auf Sattelitenbildern entdeckt. Entsprechende Warnungen sind auch schon an die betroffenen Stellen gegangen.“
    Sheldons Stimme wurde schärfer.
    „Und wenn das Ausmaß dieses Sturmes tatsächlich größere Dimensionen annehmen sollte, seien Sie gewiss Ms. Moreno, die Regierung meines Landes hat für alle denkbaren Szenarien einen entsprechenden Plan zur Hand und wird schnellstens reagieren. Pam… Verzeihung, Ms. Bent, ich benötige noch die Akte für das Emissionsschutzabkommen“. Sheldon war sauer und beendete die für ihn sinnlose Diskussion schroff.
    „Sie tun mir leid, Mr. Sheldon, mehr kann ich für Sie nicht tun. Wenn das Fernsehen die Früchte Ihrer Ignoranz gesendet hat… Ms. Bent hat meine Karte. Sie können mich jederzeit anrufen. Natürlich nur, wenn Pam sie noch nicht in den Aktenvernichter geschoben hat.“
    „ Gut, dass Sie mich daran erinnern, Ms. Moreno, das hätte ich doch fast übersehen“, giftete Ms. Bent und ließ die Karte demonstrativ langsam in den Häcksler gleiten, der raschelnd die Karte verschlang.
    „Ach ja, und noch etwas“, meinte Kirsten bissig, „in acht Tagen wird einer Ihrer Staudämme bersten. Ich bin aber sicher, dass Ihre Regierung für dieses Szenario einen entsprechenden Plan in der Schublade hat…“
    Ihr eigenes Schicksal nahm seinen Lauf doch in diesen Augenblick konnte Kirsten nicht ahnen das nichts mehr so sein würde wie bisher.
     
     
    Am 26 August 2005 erreichte der Wirbelsturm „Kathrina“ die Ostküste der vereinigten Staaten. Zunächst sah es so aus, als ob die betroffene Küstenregion von den Kräften des Sturmes verschont würde. Dann brach ein Deich, der nach Aussagen vieler Experten längst nicht mehr den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprach. Wochen später machte die amerikanische Regierung eine Kette unglücklicher Umstände dafür verantwortlich, dass die zuvor versprochene, schnelle und unbürokratische Hilfe im Dschungel der Zuständigkeiten versickerte. Den Opfern der zum größten Teil farbigen Bevölkerung New Orleans war das kaum ein Trost. Schäden in Milliardenhöhe rissen tiefe Löcher in den Staatsetat. Die meisten Menschen starben Tage nach dem eigentlichen Sturm.
    Zum ersten Mal in der Geschichte der USA musste Amerika Hilfe anderer Länder in Anspruch nehmen. Für viele Amerikaner die Bankrotterklärung ihrer Regierung....
     
     
     
     
     
     
     
    2
    Williams kam mit überraschten Gesichtsausdruck in das Büro des Boschafters gestürmt.
    „ Ms. Moreno ist Professorin für Informatik an der University of Reading, und genießt international einen hervorragenden Ruf.“
    Mit einem Seufzer ließ er sich in den Sessel gegenüber Sheldon fallen. Jetzt erst fiel ihm auf, dass Sheldon einen Gast hatte, der vom Schreibtisch aus telefonierte.
    „ Das ist Mr. Riley. Scottland Yard. Er kommt auf Empfehlung des MI6. Ja, da staunen Sie Williams“, meinte Sheldon, als er Williams Verwunderung bemerkte. „Im Königreich arbeiten die Behörden nicht gegeneinander, so wie wir es von unseren gewohnt sind.“
    Williams nickte zustimmend und versuchte Riley einzuschätzen. Der saß wie selbstverständlich am Schreibtisch des Botschafters und hörte seinem Gesprächspartner zu. Williams war schon öfter aufgefallen, dass die meisten Leute vom Yard aussahen wie staubige Bürokraten. Riley bildete da keine Ausnahme. Seine rotblonden Haare waren dünn und ließen die blasse Kopfhaut durchschimmern. Die langweilige Brille trug er fast auf der Nasenspitze die den Blick auf wasserblaue Augen frei gab. Riley telefonierte konzentriert, grüßte Williams mit beiläufigem Kopfnicken und kritzelte irgendwas auf einen Zettel.
    Christoper Williams war der Sunnyboy der Botschaft. Stets modern gekleidet, mit einer ordentlichen Portion Gel im blonden Haar, unterstützte er Sheldon nach Kräften. Sein unwiderstehliches Lächeln machte ihn zum Schwarm des weiblichen Botschaftspersonals. Auf den ersten Blick sortierte man ihn leicht als Schürzenjäger ein, der es auch mit der Arbeit nicht so ernst nahm. Dieser Eindruck täuschte jedoch, und der Botschafter war froh, einen Mann wie Williams an seiner Seite zu haben.
    Sheldon zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück.
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