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Die Fährte des Nostradamus

Die Fährte des Nostradamus

Titel: Die Fährte des Nostradamus
Autoren: Mathias Rückert
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verdeckte. Ängstlich nahm sie Steves Arm, und hakte sich ein. Dann näherten sie sich vorsichtig ihrem Freund. Steve schaute sich nervös um, ließ Sheldon dabei nicht aus den Augen.
    „Ed, oh mein Gott. Was hat er dir angetan, was…“ Weinend bückte Kirsten sich zu Sheldon herunter, der apathisch an der Mauer kauerte. Speichel rann ihm aus dem Mundwinkel, die Augen zuckten unruhig und hatten jegliches Leben verloren.
    „Er lebt, Steve. Wir müssen sofort einen Notarzt rufen…“
    „Vorsicht“, raunte Steve. „Das ist eine Falle. Cole ist bestimmt in der Nähe.“
     
    „Gut Kombiniert.“
    Die Stimme tauchte plötzlich hinter ihnen auf. Spott und Kälte schwang mit ihr.
    Steve und Kirsten wirbelten herum und sahen sich Frank Cole gegenüber, der selbstgefällig auf den Fluss hinaus schaute, und sich eine Zigarette anzündete. Steve machte im Hintergrund weitere Männer aus. Coles Bluthunde!
    Kirsten schaute sich erschrocken nach allen Seiten um, als sie die Situation begriff. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Nicht einmal unangenehm. Es war so, als wurde etwas in ihr aktiviert, das nur auf diesen Moment gewartet hatte... nur für diesen Augenblick geboren wurde.
    Wir müssen das jetzt gemeinsam durchstehen
, flüsterte Elaine, und versuchte durch ihre Präsenz Kirstens Selbstvertrauen zu stärkten.
    Sie achtete nicht mehr auf die Männer im Hintergrund. Vielmehr konzentrierte sie sich völlig auf Cole, der scheinbar teilnahmslos die Abendluft genoss.
    „Ich fürchte, der gute Botschafter hat sich etwas übernommen“, meinte er hämisch, und deutete mit den Kopf zu Sheldon.
    „Aber was blieb ihm anderes übrig? Ziemlich feige von euch, den guten Mann ganz allein die Arbeit machen zu lassen, nicht war?“
    Kirstens Augen glühten. Angst hatte sie keine mehr. Der Feind stand direkt vor ihnen, und die Konfrontation war unausweichlich. Nun galt es, alle Sinne beisammen zu halten.
    „Was hast du ihm angetan, Cole“, sagte sie, und wunderte sich über die Ruhe und Kraft ihrer Stimme. Das Gefühl in ihrem Bauch pulsierte stark, und pumpte Kraft durch ihre Adern.
    „Schon so vertraut?“ Cole genoss die Situation wie der Weinkenner einen erlesenen Tropfen.
    „Aber ist bin nicht beleidigt. So lange, wie wir uns inzwischen kennen… da sind Förmlichkeiten überflüssig. Ich dachte, wir treffen uns wieder hier. Du erkennst doch diese Stelle? Nein? Ich sehe Ratlosigkeit in deinen Augen. 1666. Der große Brand von London. Na, dämmert es?“
    Kirsten schloss für einen Augenblick die Augen. Sofort durchströmten sie Bilder aus längst vergangenen Zeiten... liefen wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab.
    Die Feuerkatastrophe 1666. Natürlich. Deshalb kam ihr das Ufer an dieser Stelle so vertraut vor.
    Sie hatte sich damals mit vielen anderen Menschen an die Themse retten können. Die Häuser waren seinerzeit noch nicht so nahe an den Fluss gebaut, und so wurde der Hafen zur rettenden Insel vieler hundert Menschen. Entsetzt mussten sie von hier mit ansehen, wie die Stadt den Flammen zum Opfer fiel.
    Es war eine Zeit der Katastrophen. Nur Monate zuvor, hatte die Pest in London gewütet, und vielen den Tod gebracht.
     
    „Ich sehe, du bist wieder im Bilde, Elaine oder welchen Namen du auch immer gerade trägst. Damals konntest du nichts gegen mich unternehmen. War eine weise Entscheidung, den anderen Trotteln nicht in die Kathedrale zu folgen. Oder war es nur Glück?
    Entschuldige bitte. Was bin ich nur für ein langweiliger Schwätzer, nicht war? Aber ich bin auch Romantiker. Ich habe es extra so eingerichtet, dass du hier dein qualvolles Ende findest. Der Bastard darf dich dabei sogar begleiten“, giftete Cole und deutete auf Steve.
     
    Kirsten konnte Coles Worten nur mit Mühe folgen. Zu sehr hielten sie die Szenen der Vergangenheit in ihrem Bann.
    Der Rauch. Das Feuer. Von überall her drangen Schreie verzweifelte Menschen. Plötzlich war sie wieder das kleine Mädchen, das mit zerrissenen Kleidern durch die Menschenmassen hetzte. Die angesengten Haare klebten ihr im verweinten Gesicht. Mit vor Angst geweiteten Augen suchte sie ihren Vater, während sie von den Erwachsenen achtlos umher gestoßen wurde. Dann tauchte plötzlich dieser Priester auf. Ohne Unterlass betetet er, und brachte die Menge zum Schweigen. Bald beteten alle, und hoben flehend die Arme gen Himmel. Auch Marian wurde vom schrillen Gebet des Priesters berührt, und faltete ihre kleinen Hände. Irritiert erfasste
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