Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)

Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)

Titel: Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
Flöhe, Zecken, verkrusteten Dreck und Gesichtsschmand.
    »Unglaublich, was sich alles angesammelt hat«, klagte Grimluk. »Ich wollte mit leichtem Gepäck reisen.«
    »Du bist Familienvater«, erklärte Gelidberry. »Kein sorgloser Neunjähriger. Du trägst Verantwortung.«
    »Ich weiß«, brummte Grimluk. »Glaub mir. Ich weiß.«
    »Zeig uns den Weg, und dann machen wir uns auf«, sagte Gelidberry und biss die Zähne zusammen. Sie hatte genau sechs davon, und deshalb war diese Geste ein Seitenhieb auf Grimluk, der nur fünf hatte.
    »Die Bleiche Königin kommt aus Richtung der untergehenden Sonne. Wir laufen in die andere Richtung.«
    Also liefen sie der aufgehenden Sonne entgegen, was aber gar nicht so einfach war, denn in dem dichten Wald sah man die Sonne nur selten.
    Sie liefen mit den Kühen und trugen abwechselnd das Baby. Der einen Kuh hatten sie die Matratze aufgebunden, der anderen den Kochtopf. Abends legten sie die Matratze auf Tannennadeln. Die drei lagen eng beieinander, und es war eigentlich recht gemütlich, denn es war noch warm.
    Jeden Tag standen sie im Morgengrauen auf. Sie melkten die Kühe und tranken die Milch. Manchmal erwischte Grimluk eine Beutelratte oder ein Eichhörnchen mit seiner Axt. Dann machte Gelidberry ein Feuer und kochte das Fleisch in dem Topf.
    Gelegentlich trafen sie andere fliehende Familien. Die Flieher tauschten dann Informationen über den Weg der Bleichen Königin aus. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich näherte. Einige Flieher waren nämlich auf Teile ihrer Streitkräfte gestoßen. Die Menschen, die dieses Unglück gehabt hatten, erkannte man leicht, denn sie besaßen nicht mehr alle ihre Arme oder Beine. Viele hatten schreckliche Wunden.
    Fliehen war also eindeutig erforderlich. Doch Grimluk hatte immer noch keine Ahnung, wer oder was diese Bleiche Königin war und was sie vorhatte. Niemand war ihr begegnet.
    Oder, anders ausgedrückt: Alle, die der Bleichen Königin begegnet waren, waren nicht länger in der Lage, von ihr zu berichten.
    Aber in der fünften Nacht, die sie im Wald verbrachten, bekam Grimluk eine genauere Vorstellung von dem, wovor er floh.
    Er war zum Jagen gegangen, mit seiner Axt bewaffnet. Der Wald war ein furchterregender Ort, denn er war voller Wölfe und Werwölfe, Geister und Gnome, fleischfressender Bäume und fleischkratzender Büsche.
    Im Wald war es finster. Auch am Tage war es dunkel, aber bei Nacht war es so dunkel unter dem hohen Blätterdach der ineinander verwobenen Zweige, dass Grimluk die Axt in seiner Hand nicht sehen konnte. Nicht einmal seine Hände sah er. Geschweige denn herabgefallene Zweige, knorrige Wurzeln, Ziesellöcher oder im Weg liegende Steine.
    Er stolperte oft. Und es bestand kaum eine Chance, dass er auf ein Tier treffen würde, das er mit seiner Axt erschlagen könnte. Keine Chance eigentlich. Aber das Baby jammerte viel, weil es zahnte, und Grimluk hasste das unaufhörliche Geschrei so sehr, dass er ihm sogar den nächtlichen Wald vorzog.
    Als er sich also vorsichtig durch das pechschwarze Dunkel tastete, entdeckte er vor sich ein Licht. Kein Sonnenlicht oder etwas ähnlich Helles, sondern nur einen Kreis, in dem vielleicht Sternenlicht auf den Waldboden traf.
    Er lief auf das silbrige Licht zu und dachte: »He, vielleicht finde ich ja doch noch eine Beutelratte. Die kann ich dann Gelidberry unter die Nase reiben.«
    Nicht das Tier. Die Tatsache, dass er etwas zu essen aufgetrieben hatte. Das würde er ihr unter die Nase reiben. Denn Gelidberry hatte ihm vorgeworfen, er würde nur so tun, als ginge er jagen, damit er dem Geschrei entkam.
    Grimluk rechnete mit einer Lichtung. Aber die Bäume wurden nicht weniger. Stattdessen merkte er, dass er abwärts lief. Und je tiefer er kam, desto mehr Licht war da. Schon bald würde er die Weidenäste erkennen, die ihm ins Gesicht peitschten, und ein paar größere Steine, an denen er sich die Zehen stieß.
    »Was geht da vor?«, fragte sich Grimluk laut, und der Klang seiner Stimme beruhigte ihn.
    Da hörte er vor sich ein Geräusch. Er zuckte zusammen und spitzte die Ohren, versuchte in der Düsternis etwas zu erkennen.
    Langsam kroch er weiter, so leise, wie er konnte. Schließlich kauerte er sich hin und drückte sicherheitsheischend den Griff seiner Axt. Dann kroch er langsam weiter, immer näher heran, als könne er nicht mehr zurück. Als würde das Licht ihn anziehen.
    Und dann …
    Schnapp!
    Das Geräusch kam von hinten! Grimluk fuhr herum und starrte in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher