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Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)

Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)

Titel: Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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schlug, denn die Augen von Mack Zwei zeigten nicht immer in dieselbe Richtung. Das rechte Auge starrte folgsam und konzentriert auf Macks Gesicht, aber das linke Auge nahm lieber sein Knie in Blick.
    »Na schön, das war … äh …« Mack wusste nicht genau, was es war. Also setzte er von Neuem an. »Also, was auch immer das hier ist: Ich möchte, dass es jetzt aufhört. Wir haben beide unseren Spaß gehabt. Wer du auch sein magst: Respekt, Kumpel. Gut gemacht. Und jetzt nimm die Maske ab.«
    »Die Maske?«
    »Die Ich-Maske. Nimm sie ab. Ich will sehen, wer du bist.«
    »Ah. Du willst mein wahres Gesicht sehen?«
    »Genau, Kumpel, das ist richtig. Ich will dein wahres Ich sehen.«
    Das Gesicht, die Maske – was auch immer – begann zu schmelzen.
    »Aaaaahhhhh!«, schrie Mack und tastete hinter sich nach der Türklinke.
    Das Gesicht, das so aussah wie seins, war dunkler, klumpiger und grober geworden. Dreckig. Mehr als das: reiner Dreck.
    Mack starrte ein Schlammgebilde an. Eine Form, die ein Kind aus Matsch kneten würde. In Lebensgröße. Und in seinen Klamotten.
    Die Schlammfigur hatte einen Mund, aber keine Augen. Und keine Zähne in dem horizontalen Schlitz, der den Mund darstellte.
    Macks Finger umklammerten taub die Türklinke. In seinem Körper kribbelten die Hormone und durchfluteten sein System mit einer einzigen dringenden Aufforderung: Raus hier!
    Aber er konnte sich nicht abwenden. Er konnte nicht aufhören, das Schlammgesicht und die Schlammhände anzustarren. Im Gesichtsmatsch steckten sogar kleine Kiesel und Zweige.
    Als das Ding den Mund öffnete, hätte Mack schwören können, einen zusammengerollten Papierzettel zu erkennen.
    »Also gut. Versuchen wir es lieber wieder mit dem ersten Gesicht«, flüsterte Mack.
    Der Schlamm wurde langsam rosafarben. Der Mundschlitz bildete Lippen aus. Augen wie Schleimkugeln formten sich an den richtigen Stellen und gewannen langsam halbmenschliches Aussehen. Haare sprossen, als würden Erdwürmer hervorquellen, dann aber legten sich die Strähnen wie echtes Haar an den Kopf.
    Mack atmete leise pfeifend aus. Er hatte jetzt keinen Zweifel mehr daran, dass dieses, dieses … Ding mit dem greisen stinkenden Mann zu tun hatte.
    Einen kurzen Augenblick überfiel ihn der absurde Gedanke an seine Hausaufgaben. Sie lagen auf dem Schreibtisch.
    »Mann. Oder was auch immer du bist … ja, was bist du eigentlich? Fangen wir da an.«
    »Ich bin ein Golem.«
    »Ein was?«
    »Ein Golem.«
    »Alles klar. Wie buchstabiert man das?«
    Der Golem zog die Augenbrauen hoch, wodurch seine gespannten Lider mehr Augapfel offenbarten, als eigentlich gut war. »G-O-L-E-M.«
    Mack schlich an der Kreatur vorbei und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Er klappte sein Laptop auf und klickte auf den Browser.
    Er tippte das Wort Golem bei Google ein. Der erste Treffer kam von Wikipedia.
    Mack überflog die Seite.
    »Bist du jüdisch?«, fragte er den Golem.
    »Ich bin das, was du bist«, antwortete der Golem.
    »Aber Golems sind was Hebräisches, ursprünglich. Ein halbmenschliches Wesen aus Ton.«
    Mack kam gerade erst die Idee, dass ein Golem auch nützlich für ihn sein könnte. Er wusste zwar noch nicht, auf welche Weise, aber er ahnte, dass sich ihm hier eine echte Chance bot.
    »Hast du übernatürliche Kräfte?«
    Der Golem zuckte die Achseln. »Ich bin gemacht worden, um du zu sein.«
    Mack schob sich vom Computer weg, drehte sich auf dem Stuhl um und beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf die Knie gestützt.
    »Warum bist du hier?«
    »Ich bin hier, um dich zu ersetzen.«
    Das hörte sich gar nicht gut an. »Äh … wie bitte?«
    »Während du weg bist, nehme ich hier deinen Platz ein.«
    »Gehe ich irgendwohin?«
    Der Golem lächelte und zeigte dabei sein gruseliges Zahnding und ein winziges Stück der kleinen Papierrolle. »Du gehst überall hin.«

7
    D er Golem hatte die Nacht eigentlich auf dem Fußboden neben Macks Bett verbringen sollen. Mack hatte eine Decke und ein Laken aus dem Wäscheschrank im Flur stibitzt. Als Mack aber am nächsten Morgen aufwachte, blickte er dem Golem ins Gesicht.
    Er brauchte einige Minuten, um sich zu orientieren. Er klopfte auf das Laken neben sich, um sicherzugehen, dass er tatsächlich auf dem Rücken lag, mit dem Gesicht nach oben, und dass seine Augen in die gleiche Richtung zeigten.
    Auch der Golem war wach.
    »He, Golem. Warum bist du an der Decke?«
    Der Golem hing ganz gelassen an der Zimmerdecke. Er lag auf dem Rücken,
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