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Die fabelhaften 12 - Der Schlüssel: Band 3 (German Edition)

Die fabelhaften 12 - Der Schlüssel: Band 3 (German Edition)

Titel: Die fabelhaften 12 - Der Schlüssel: Band 3 (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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angetan hat? Niemals!«
    »Ich weiß nicht einmal, wovon du redest«, erwiderte Mack.
    »Wenn ich du wäre, Sylvie«, sagte Valin, »würde ich bei mir mitmachen. Ihr seid ja so dumm. Die Bleiche Königin werdet ihr niemals besiegen. Wisst ihr nicht, dass schon jetzt, da ihre Zeit näher rückt, auch ihre Macht wächst? Wisst ihr nicht, dass mich ihre Kraft durchströmt? Dummköpfe! Ja, ihr könnt Vargran, aber das kann ich auch. Und ich habe zudem die Macht Ihrer Majestät!«
    »Ich werde mich dir nicht anschließen, Valin«, erwiderte Sylvie trotzig. »Und wenn du ihr dienst, wirst du mich wohl eines Tages töten müssen.«
    Das weckte tatsächlich Anzeichen einer Gewissensregung in Valins Gesicht. Er trat ein Stückchen zurück. Dann aber schien er die Empfindung abzuschütteln. »Wie du willst, Sylvie, chérie . Das wird dein Schicksal sein.«
    Dann begann er, auf Vargran zu summen. Er hob die Hände und der klare blaue Himmel füllte sich mit brodelnden schwarzen Wolken.
    Aus diesen wirbelnden, bösartigen Wolken stach ein Blitzstrahl durch die plötzliche unheimliche Dunkelheit. Er traf die Kathedrale.
    Mack richtete den Blick auf das wunderschöne alte Mauerwerk und rechnete schon mit Rissen.
    Aufgereihte Wasserspeier glotzten mit grässlicher Bosheit herab. (Die Kirchenbauer des Mittelalters liebten diese Wasserspeier.)
    Der Wasserspeier, der den mächtigsten Blitzeinschlag mitbekommen hatte, fing auf einmal an zu … blinzeln.
    Wenn ihr von den Wasserspeiern von Notre-Dame lest, stoßt ihr wahrscheinlich auf die Geschichte, dass sie hauptsächlich dazu dienten, Regenwasser abzuleiten. Das ist natürlich Unsinn. Na schön, kein kompletter Unsinn, weil sie den Regen, der vom Dach stürzte, an der Seite der Kirche nach unten lenkten, damit er nicht über das schöne Mauerwerk platschte.
    Aber das erklärt ja nicht, warum sie wie Dämonen aussehen. Man kann eine Regenrinne ja auch anders gestalten. Sie hätten einfach Rohre nehmen können oder sie aussehen lassen wie Hello Kittys. Aber nein, man musste Dämonen meißeln – hungrige Löwen und kreischende Adler und düstere Wölfe und Drachen.
    Diese Wasserspeier sollten den Menschen unten etwas mitteilen – Menschen, die im Mittelalter meistenteils nicht lesen konnten. Die Botschaft lautete: Das Ende der Welt ist nahe, also kommt besser am Sonntag in die Kirche. Ansonsten.
    Diese besonderen Wasserspeier aber waren besonders alte, abgewaschene Gestalten, die ihren Furcht einflößenden Charakter längst eingebüßt hatten. Es sei denn, man weckte sie mit einem Zauberspruch und einem Blitzschlag auf, denn dann wurden sie sehr schnell sehr echt, mit sehr lebensnahen Details.
    »Dieses Ding hat mich eben angeglotzt«, sagte Stefan.
    »Ja«, bestätigte Mack.
    »Fliegt, meine Wasserspeier, fliegt!«, krächzte Valin wie wahnsinnig und riss die Arme empor. »Vernichtet sie!«
    Natürlich folgte dem ein verrücktes Lachen à la »Ahhh-ha-ha-ha-haaahhh!«.
    Der vom Blitz getroffene Dämon nahm Gestalt an. Die Jahre hatten seine Schuppen weggewaschen, seine Flügelenden verwischt und seine Krallen abgenutzt. Jetzt trat all das wieder aus dem Stein hervor, wurde heil und ganz und grauenhaft.
    Das war jetzt keine Kinderschreck-Steinfigur mehr. Es war ein lebendiger, dampfend atmender Bote der Hölle.
    Der Wasserspeier ließ einen Schrei los. Wie soll man diesen Schrei beschreiben? In ihm steckten zornige Verbitterung, eine plötzliche unerwartete Befreiung und die Erkenntnis, dass die jahrhundertelange Versteinerung, die erzwungene Reglosigkeit und Hilflosigkeit ein Ende hatten.
    Der Dämon öffnete die ledernen Flügel, richtete seinen wütenden Blick auf Mack und schoss von seiner Dachkante herab.
    Auch andere begannen sich zu rühren und starrten mit gezieltem Hass auf die kleine Kinderbande, die da inmitten der Seine stand.
    Waren es Dutzende?
    Nein, mehr. Hunderte!
    Manche hatten nur einen halben Körper – so waren sie in den Stein gemeißelt worden. Manche grinsten lüstern, andere funkelten wütend. Manche hatten Flügel, manche glitten wie Schlangen durch die Luft. Sie schienen beinahe aus dem grauschwarz brodelnden und von Blitzen zerrissenen Himmel zu schwimmen.
    »Wir wollten eh nicht in diese Richtung«, rief Mack. »Zurück!«
    Sie wandten sich um und rannten übers Wasser. Jetzt war die Strömung auf ihrer Seite. Jeder Schritt war wie anderthalb Schritt. Irgendwie fühlte es sich an wie Schlittschuhlaufen, doch sie wurden dadurch aufgehalten, dass sie
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