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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
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einem blauen Sack versenkt.
    Annalisa hat angefangen zu weinen, dabei ist es ja gar nicht ihr Brot gewesen. Wenn Henni geheult hätte, hätte ich es ja noch verstanden, aber die stand nur da wie erstarrt. Doch plötzlich stürzte sie sich auf Hugo und schrie: »Du superdoofer Doofmann!«, stieß ihn zu Boden und direkt auf Max drauf, der gerade wieder aufstehen wollte. Max gefiel das natürlich überhaupt nicht. Er ist zwar gut gepolstert, aber was zu viel ist, ist zu viel.
    »Das ist heute schon das dritte Mal, dass irgendeiner auf mich drauffällt!«, hat Max gerufen und Hugo von sich runtergeschubst, der fiel gegen den Laubsack von Herrn Pommerenke, der Sack platzte auf, und Hugo war von oben bis unten voller Laub. Das fanden wir nun richtig lustig undhaben alle gelacht, bis auf Herrn Pommerenke, der sah aus, als hätte er uns am liebsten alle in den Sack gesteckt und den dann fest zugebunden.
    Das hat er aber nicht gemacht, dafür hat er seinen Besen hingeworfen und gesagt: »So, das fegt ihr jetzt schön wieder zusammen.«
    In diesem Moment hat es geklingelt, und Aki wollte schon zurück in die Klasse laufen, aber Herr Pommerenke hat ihn an der Jacke festgehalten. »Das könnte euch so passen, hier einfach zu verschwinden. Ich hole jetzt neue Säcke und die macht ihr voll.«
    Als er weg war, haben Aki und Hugo die Gelegenheit auch gleich genutzt und angefangen, sich gegenseitig mit Kastanienblättern zu bewerfen. Doch dann kam Herr Pommerenke mit den Laubsäcken zurück und hat gebrüllt: »Es reicht! Ihr kommt jetzt sofort mit zum Direktor!«
    Damit konnte er den beiden aber nicht drohen, denn Aki und Hugo haben viel mehr Angst vor Herrn Pommerenke als vor dem Direktor.
    Plötzlich ertönte wieder dieser ulkige Pfiff und Miss Braitwhistle stand neben uns.
    »Was ist hier los?«, hat sie Herrn Pommerenke gefragt und dabei eine Augenbraue etwas hochgezogen. »Warum Sie so schreien?«
    Herr Pommerenke ist ganz rot im Gesicht geworden, und das auch ohne Kopfstand. »Ich will ja nur, dass die 4a das Laub zusammenfegt, das sie überall verteilt hat.«
    »Das ist eine very good Idee, wir machen Unterricht im Freien, fantastic!«
    Sie raschelte mit den Füßen im Laub. »Herbst ist doch wonderful, isn’t it?«
    Herr Pommerenke räusperte sich. »Na, das ist ja wohl Geschmackssache. Der Baum hier muss jedenfalls weg. Der ist eine Gefahrenstelle.«
    »Gefahrenstelle?«, fragte Miss Braitwhistle. »Was meint das?«
    Das hätten wir auch gern gewusst.
    »Sie sehen ja selbst, was die Schüler hier anstellen, außerdem bewerfen sie sich mit Kastanien.«
    Das war eine glatte Lüge. Wir bewerfen uns nie mit Kastanien. Wir sammeln sie, solange sie noch in der stacheligen Hülle stecken, und legen die dann den Mädchen auf den Stuhl.
    In diesem Moment kam Wind auf und wehte das Kastanienlaub auseinander.
    »Wehe, hier liegt noch ein Blatt, wenn ich zurückkomme«, hat Herr Pommerenke gesagt und ist verschwunden.
    »Wie sollen wir das denn schaffen?«, hat Annalisa entsetztgerufen. Sie wollte schon wieder zu heulen anfangen, aber Miss Braitwhistle hat nur gelacht und gesagt: »Wait and see.«
    »Was heißt das?«, wollte Aki wissen.
    »Das heißt: abwarten und Tee trinken«, sagte Clemens. Er weiß wirklich alles.
    Miss Braitwhistle hat ihre Tasche aufgemacht und eine Tasse und die Teekanne herausgezogen.
    »Wie kann sie eine Kanne mit heißem Tee in der Tasche haben, der läuft doch aus?«, hab ich Aki gefragt. Aber der hat das auch nicht gewusst.
    Tee kann man schlecht im Stehen trinken. Aber natürlich war kein Stuhl da. Früher gab’s mal unter der Kastanie eine Bank, aber die hat Herr Pommerenke abgerissen, weil da immer die Schüler draufstanden und im Frühling die Blüten, im Herbst die Kastanien und im Winter den Schnee runtergeschüttelt haben.
    Miss Braitwhistle hat irgendwas vor sich hin gemurmelt, das wir nicht verstanden haben, dann holte sie aus ihrer Tasche etwas, das aussah wie ein Regenschirm. Es war aber kein Regenschirm, denn als sie es auseinanderklappte, sahen wir, dass es ein kleiner Hocker war.
    Sie setzte sich drauf und goss sich Tee ein, die Teekanne hat sie neben sich auf den Boden gestellt.
    »Wer war das?«, hat sie gefragt und auf die Blätter gezeigt, die über den ganzen Hof verteilt lagen.
    »Der Wind war’s!«, hat Molly gerufen.
    »Genau, der Wind war’s!«, hat auch Polly gerufen.
    »Dann muss der Wind sie auch wieder fegen zusammen«, hat Miss Braitwhistle gesagt und wieder in ihre
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