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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
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das war viel wichtiger!«
    Miss Braitwhistle warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Erstens war das Thomas Alva Edinson, und zweitens versuch mal, dir mit einer Gluhbirne zu machen warm die Fuße.«
    Sie hatte anscheinend auch ein Problem mit dem Ü.
    »Bei ›warm‹ mir fallt etwas ein«, sagte Miss Braitwhistle, öffnete ihre Tasche und schaute hinein. Dann zog sie eine Zuckerdose heraus. Es folgten ein Löffel, eine Untertasse, eine Tasse mit Goldrand und blauen Blümchen und schließlich eine Teekanne.
    Wir haben ihr interessiert zugeschaut und waren ausnahmsweise mal still.
    Sie stellte die Tasse auf die Untertasse und goss sich Tee ein, der musste sehr heiß sein, denn er dampfte. Dann nahm siemit dem Löffel ein Stück Zucker aus der Zuckerdose, runzelte die Stirn und nahm schließlich noch eins. »Zucker ist gut for die Nerven.«
    »Wir dürfen im Unterricht nicht trinken!«, rief Hugo, dabei hatte das bisher auch keinen interessiert.
    Miss Braitwhistle achtete auch nicht auf ihn, sie nahm einen Schluck und sah sehr zufrieden aus. »Sweet, hot and strong. Really perfect«, sagte sie.
    Wir haben kein Wort verstanden. Annalisa meldete sich. »Wir haben jetzt aber kein Englisch, Miss!«
    Sie kann manchmal genauso besserwisserisch sein wie Hugo.
    Miss Braitwhistle beäugte Annalisa, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich erinnere mich nicht, dass ich habe dich gefragt, Annalisa.«
    Annalisa hat den Mund auf- und wieder zugemacht. Ihre Augen wurden ganz groß. Das werden sie immer, bevor sie anfängt zu heulen.
    »Wieso wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Du siehst aus wie eine Annalisa«, sagte Miss Braitwhistle ruhig und nahm noch einen Schluck Tee.
    »Und ich?«, hat Hugo gerufen und mit dem Finger geschnipst. »Sehen Sie auch, wie ich heiße?«
    »Du siehst aus wie … Daniel«, sagte Miss Braitwhistle.
    »Stimmt nicht, stimmt nicht!«, jubelte Hugo.
    »Ich war noch nicht fertig, my dear, naturlich weiß ich, dass du nicht heißt Daniel, sondern Hugo. Genau wie der große Onkel von deiner Mutter. Es ist ein reicher Onkel, nicht wahr?«
    Hugo wurde blass und schwieg. Wir sahen ihn an, und ich hab mich gefragt, ob er wohl nicht so ein Blödmann geworden wäre, wenn sich seine Eltern für Daniel entschieden hätten statt für Hugo .
    Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut, und Aki hat gefragt: »Woher kann sie das alles wissen?«
    »Der Direktor hat doch eine Klassenliste«, hab ich gesagt. Aber das mit Hugos reichem Erbonkel stand auf der Liste bestimmt nicht drauf. Sehr merkwürdig.
    Und es wurde noch merkwürdiger.
    Gerade, als ich überlegte, ob ich es schaffen könnte, mit meinem Katapult einen hart gewordenen Kaugummi genau in Miss Braitwhistles Teetasse zu schießen, ging schon wieder die Tür auf. Hier ging’s ja heute zu wie auf dem Bahnhof!
    Ein Mann ist reingekommen. Er trug eine Brille, genau wie Miss Braitwhistle, sonst sah er ihr aber nicht ähnlich.
    »Guten Morgen, bin ich hier richtig in der 4a?«, fragte er.
    »A wie Albtraum«, sagte Aki neben mir.
    »Wie bitte?«, fragte der Mann.
    »Sie sind richtig, wir sind die 4a«, hab ich schnell gesagt.
    »Sehr schön. Ich bin Herr Wühlisch, der Schulinspektor.«
    »Wo hat er denn die Handschellen?«, hat Aki gefragt. »Und einen Revolver seh ich auch nicht.« Er war sehr enttäuscht. Ich auch.
    Der Mann sah überhaupt nicht aus wie ein Polizist. Er hatte einen braunen Pulli an und ein ausgebeultes Jackett und nicht mehr viele Haare auf dem Kopf.
    »Herr Inspektor, Herr Inspektor!«, rief Hugo. »Sie müssen diesen Jungen sofort verhaften!« Er zeigte auf Aki.
    »Warum denn das?«, hat der Inspektor gefragt.
    »Weil er mich vorhin an die Heizung gekettet hat und dann ist die kaputtgegangen und alles war nass!«
    Inzwischen war aber gar nichts mehr nass, weil Herr Pommerenke das Ventil wieder angeschraubt und den Boden aufgewischt hatte.
    »Du hast doch die Heizung kaputt gemacht, Schwachkopf!«, hat Aki zurückgeschrien.
    »Aber Aki hat angefangen, er fängt immer an, er ist der schrecklichste Junge der ganzen Klasse«, hat Annalisa gerufen, aber keiner hat zugehört, weil Aki Hugo in den Schwitzkasten genommen hat.
    Hugo hat laut geschrien und Annalisa hat angefangen zu weinen.
    Der Schulinspektor sah nicht sehr glücklich aus. Miss Braitwhistle trank weiter Tee. Eigentlich hätte sie ihm ja auch eine Tasse anbieten können.
    Dann hat Aki Hugo plötzlich losgelassen, Hugo ist auf Max gefallen, und der ist auf einen Schokokuss geplumpst,
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