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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
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habe ich meine Glückskastanie irgendwo verloren.«
    Ich hab drauf gewartet, dass Miss Braitwhistle ihm seine Kastanie wiedergibt, aber sie hat nichts gesagt. Da ist Hugo zum Baum hingelaufen und hat sich an einen der Äste gehängt.
    »Ich hol eine Kastanie für Sie, Herr Inspektor«, hat er gerufen und wie wild an dem Ast gerüttelt. Das mochte der Ast wohl nicht, denn er ist abgebrochen und genau auf Hugo draufgefallen.
    Wir hatten keine Lust mehr, uns gegenseitig den Buckel runterzurutschen und haben lieber Hugo angeguckt, der auf dem Boden lag und sich nicht mehr gerührt hat.
    Annalisa hat gleich angefangen zu heulen. »Ist er tot? Er ist bestimmt tot.«
    »Quatsch, der doch nicht«, hat Aki gesagt. Aber so ganz sicher waren wir nicht.
    Der Inspektor ist auf Hugo zugestürzt und hat ihm ein paar Ohrfeigen gegeben, die er sicher verdient hatte, aber genutzt hat es nichts. Miss Braitwhistle zog aus ihrer Tasche ein Fläschchen und sagte: »Hugo muss das riechen, Mister Wuhlick.«
    Der Inspektor hat Hugo das Fläschchen unter die Nase gehalten und sofort hat Hugo die Augen aufgemacht und laut angefangen zu husten. »Ih! Das stinkt ja wie Katzenpipi.«
    Dann hat der Inspektor auch dran gerochen und genickt. »Stimmt. Stinkt wie Katzenpi–, ich meine, es riecht nicht gut.«
    Miss Braitwhistle hat ihm das Fläschchen weggenommen und ihre linke Augenbraue kurz hochgezogen: »Don’t mind me, Mister Wuhlick! Aber das ist das Riechsalz, das schon geholt hat Lady Agatha Arbuthnot aus Todesschlaf, das war im Jahr, als Queen Elizabeth sich auf den Thron gesetzt hat.«
    »Daran können Sie sich ja wohl kaum erinnern«, hat der Inspektor gesagt.
    Wir haben uns aber nicht für irgendeine Lady oder die englische Königin interessiert, sondern nur für das Fläschchen.Wenn man damit sogar Tote aufwecken konnte, hätte ich das gern gehabt. Aber ehe wir auch daran schnuppern konnten, hatte Miss Braitwhistle es schon wieder in ihre Tasche gesteckt.
    Dann schrie jemand: »Was ist denn hier schon wieder los?« Das war natürlich Herr Pommerenke. Er kam über den Schulhof gelaufen und hat wild mit den Armen gefuchtelt. »Weg von dem Baum, weg! Der ist morsch!«
    Er hat den Ast hochgehoben und gesagt: »Jetzt reicht’s mir aber.«
    »Der Ast ist einfach so auf mich draufgefallen«, hat Hugo behauptet. »Und ich war ohnmächtig und beinah tot.«
    »Ausgezeichnet!«, hat Herr Pommerenke gesagt. »Jetzt hab ich den Beweis.«
    »Der Baum ist nicht morsch«, hab ich gesagt. »Hugo hat den Ast abgerissen.«
    Aber Herr Pommerenke hat nicht zugehört, sondern ein rot-weißes Band aus seiner Hosentasche gezogen und es um den Baum gewickelt.
    »Es ist ab sofort verboten, die Kastanie zu berühren, verstanden? Das gilt auch für Sie, Frau – wie immer Sie auch heißen.«
    »Miss Braitwhistle, bitte sehr«, hat Miss Braitwhistle gesagt und ihren Hocker zusammengeklappt.
    »Wir nehmen es sehr genau mit der Sicherheit an dieser Schule«, hat Herr Pommerenke zum Inspektor gesagt.
    »Vorbildlich, wirklich vorbildlich«, hat der Inspektor gemurmelt und sich nach einer Kastanie gebückt, die vom Ast gefallen war.
    Dann hat es zur Pause geläutet, aber wir mussten rein, weil Herr Pommerenke meinte, der Schulhof wäre zu gefährlich für uns.
    Das Klassenzimmer war dann aber noch viel gefährlicher. Vor allem für den Inspektor von der Schulpolizei.

5. KAPITEL
    Wo ist der Klavierschlüssel?
    »Wenn die Kastanie jetzt gefällt wird, bist du schuld!«, hab ich gesagt. Und Aki hat gar nichts gesagt, sondern Hugos Arm gegriffen und geschüttelt. »Weißt du jetzt, wie sich der arme Baum gefühlt hat?«
    Und Annalisa hat natürlich wieder zu heulen angefangen. »Der arme, arme Baum.«
    »Und was ist mit dem armen, armen Max?«, fragte Max. Er hatte inzwischen richtig dollen Hunger, aber nur nocheinen Atem-Frisch-Kaugummi, und den hat ihm Pauline weggenommen, weil sie meinte, der gehöre ihr, weil Max ihr schließlich die Schokodrops geklaut hätte.
    »Von denen hatte ich ja nichts, die hab ich doch alle ausgespuckt«, hat Max gesagt und Pauline den Kaugummi aus der Hand gerissen und sich schnell in den Mund gesteckt. Pauline wollte ihn dann doch nicht wiederhaben, dafür hat sie Max in den Bauch geboxt, und Max hat sich an dem Kaugummi verschluckt und wäre fast erstickt, wenn ihm Aki nicht auf den Rücken gehauen hätte.
    Es war also ziemlich was los in der Klasse, und wir haben gar nicht gehört, wie es zur Stunde geklingelt hat.
    Doch diesmal kam
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