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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
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die hat’s den Puppenzwillingen gesagt, und die haben es Annalisa gesteckt und so weiter, und dann haben die Mädchen gesungen: »Die Jungen und die Mädchen, die hatten einen Streit, wer wohl am klügsten wäre, wer wohl am klügsten wäre, im Lande weit und breit.«
    Ich musste zugeben, das klang nicht schlecht. Aber was dann kam, konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen.
    »Die Jungen meinten, sie wären’s, und fingen an zu schrei’n. Wir haben das nicht nötig, dazu sind wir zu fein!«, sang Pauline ganz laut. Natürlich hatte sie sich das ausgedacht. Sie schreibt ja auch die besten Aufsätze, weil sie so eine blühende Fantasie hat, wie Frau Taube immer sagt. Dabei lügt sie einfach nur das Blaue vom Himmel runter.
    Frau Klawitter hat nichts mitbekommen, denn sie hatte wieder ihr Hörgerät abgestellt. Sie dirigierte und wackelte dabei mit dem Kopf und sah sehr zufrieden aus, aber nicht lange.
    Aki hat den Tafelschwamm genommen, ihn in den Eimer mit dem dreckigen Wasser getaucht und wollte Pauline dennassen Schwamm an den Kopf werfen. Aber die hat sich schnell geduckt und stattdessen hat Annalisa den Schwamm abgekriegt. Er hat sie nur an der Schulter getroffen und die war auch nur ein bisschen nass. Trotzdem hat sie angefangen zu heulen. »Frau Klawitter, Frau Klawitter, Aki hat mir den Schwamm an den Kopf geschmissen!«
    Schwamm und Kopf reimen sich nicht, und der ganze Kanon geriet natürlich durcheinander, und jeder hat was anderes gesungen, und trotzdem hat Frau Klawitter fröhlich weiterdirigiert. Da hat Annalisa den Schwamm genommen und ihn Aki hinten in den Kragen gesteckt. Na, der hat vielleicht geschrien! Mindestens so laut wie der Esel in dem Lied. Und genau in dem Moment ging die Tür auf und der Schulinspektor kam rein. Er musste unsere Klasse ja wirklich sehr mögen. Er hat sogar gelächelt, aber nur kurz, denn Aki hatte sich den Schwamm aus dem Kragen gezogen und wollte Annalisa das Gesicht damit waschen, aber der Schwamm flutschte ihm aus der Hand, rutschte über den Boden, der Inspektor trat drauf und …
    In Witzzeichnungen sieht man immer, wie jemand auf einer Bananenschale ausrutscht, dabei ist ein Schulschwamm viel besser. Vor allem, wenn er schon so richtig alt und glitschig ist von der ganzen Kreide und dem Wasser.
    Der Inspektor lag jedenfalls auf dem Boden, und das hatdann Frau Klawitter endlich auch gemerkt, sogar mit abgestelltem Hörgerät.
    Keiner von uns hat mehr gesungen, bis auf Henni, die ganz hinten in der Ecke stand und mal wieder nichts mitgekriegt hatte.
    »Wir haben das nicht nötig, dazu sind wir zu fein«, trällerte sie weiter und hat dann etwas dumm geguckt.
    Aber noch dümmer hat der Schulinspektor geguckt, als er da auf dem Boden lag. Frau Klawitter ist zu ihm hin und hat versucht, ihn an den Armen hochzuziehen. Aber sie ist ja ziemlich dick und gerade, als sie den Inspektor schon halb aufrecht hatte, ging schon wieder die Tür auf, knallte dem Inspektor ins Kreuz, der rutschte der Länge nach auf den Boden, und Frau Klawitter plumpste auf ihn drauf.
    Dafür konnten wir ja nun wirklich nichts, aber vielleicht hätten wir nicht so laut lachen dürfen, doch es sah einfach zu komisch aus. Herr Fischli schien das nicht zu finden, er war es nämlich, der die Tür aufgerissen hatte.
    »Herr Wühlisch, ich hab sie schon überall –«
    Bestimmt wollte er »gesucht« sagen, aber nun hatte er ihn ja gefunden. Und zwar unter Frau Klawitter.
    Aki und ich, wir haben so gelacht, dass uns der Bauch wehtat.
    Die Mädchen haben gekichert, und nur Hugo hat nicht gelacht, sondern gerufen: »Jetzt werdet ihr endlich alle verhaftet!«
    Der Inspektor und Frau Klawitter haben es schließlich geschafft, sich aufzurappeln, und dann standen sie und Herr Fischli natürlich da und haben uns ganz böse angeguckt.
    »Morgen sitzt ihr nach!«, hat Herr Fischli gesagt.
    »Aber ich doch nicht«, hat Hugo gerufen. »Ich hab ja gar nichts gemacht.«
    »Ihr alle! Ohne Ausnahme.«
    Die Aussicht auf eine Stunde Nachsitzen war natürlich nicht so toll, aber dafür hatten wir erlebt, wie ein Inspektor von der Schulpolizei von einer dicken Musiklehrerin fast zerquetscht worden wäre.
    »So was gibt’s wirklich nur bei uns«, hat Aki gesagt, als wir zusammen nach Hause gegangen sind.

6. KAPITEL
    Herr Pommerenke quakt rum
    Am Dienstagmorgen war mir etwas mulmig zumute. Nicht, dass ich Angst vorm Nachsitzen gehabt hätte, aber der Klavierschlüssel von Frau Klawitter lag mir im Magen.
    Na gut,
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