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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
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klebten Bleistiftanspitzerkrümel dran, aber das hat die Puppenzwillinge nicht gestört. Sie haben ein Lineal genommen und versucht, das Stück genau in der Mitte zu teilen.
    Aber bevor sie damit fertig waren, hat sich Aki das Stück geschnappt und in den Mund gesteckt. »Sonst streitet ihr bloß wieder«, hat er gesagt. Da haben sie ihm die Puppen auf den Kopf gehauen. Aber Aki hat nur gelacht.
    Hugo ist auf den Tisch geklettert und hat einen Gummiknüppel geschwungen. »Guckt mal, was ich hier habe! Den hat mir der Inspektor von der Schulpolizei gegeben, damit soll ich euch verhauen!«
    Der Gummiknüppel sah aber ziemlich wabbelig aus und wir haben ihm natürlich kein Wort geglaubt.
    Pauline hat Hugo den Knüppel weggenommen und einen Knoten reingemacht. »Damit kannst du vielleicht deinen Hamster verhauen, aber nicht uns.«
    Dabei hat Hugo keinen Hamster. Er hat überhaupt kein Haustier. Seine Mutter sagt, er sei gegen Tierhaare allergisch. Die einzigen Haustiere, gegen die er nicht allergisch sei, wären ein Goldfisch oder ein Krokodil. Ich glaube, wirfänden Hugo sehr viel interessanter, wenn er ein Krokodil hätte.
    Als Hugo endlich seinen Knüppel entknotet hatte und uns damit hauen wollte, hat es zur Stunde geklingelt, und wir haben uns vorsichtshalber auf unsere Plätze gesetzt, weil wir dachten, der Inspektor von der Schulpolizei würde vielleicht wiederkommen. Sicher ist sicher.
    Er kam aber nicht, es kam überhaupt keiner.

    Nach einer Weile wurde uns das Stillsitzen langweilig, wir sind wieder aufgesprungen und in der Klasse rumgerannt.
    Da wurde die Tür aufgerissen und Frau Sauermann streckte ihren Kopf rein.
    Frau Sauermann ist die Klassenlehrerin der 4b. Und sie ist genauso langweilig wie ihre Klasse.
    »Was ist denn hier los? Wie soll man denn bei dem Krach unterrichten?«
    Die 4b ist in dem Klassenraum neben unserem. Man hört nie was von denen, weil sie immer arbeiten. Ständig schreiben sie Diktate oder Mathearbeiten oder Vokabeltests. Und sie machen es auch noch gern.
    »Wir warten auf Frau Taube«, hat Pauline gesagt.
    »Du scheinst hier die einzig Vernünftige zu sein«, meinte Frau Sauermann. »Geh bitte runter zum Lehrerzimmer und frag nach, wo Frau Taube bleibt, und der Rest der Klasse schlägt das Deutschbuch auf Seite 23 auf und macht die Aufgaben zehn bis fünfzehn.«
    Pauline und Frau Sauermann waren weg, und ich hab das Deutschbuch aufgeschlagen, aber die Aufgaben zehn bis fünfzehn haben mir nicht gefallen, also hab ich das Buch wieder zugeklappt.
    Nach kurzer Zeit ist Pauline wiedergekommen, aber sie war nicht allein. Herr Fischli war bei ihr.
    »Es tut mir sehr leid, aber Frau Taube hat gerade angerufen, sie kommt nicht mehr.«
    »Nie mehr?«, hat Annalisa gefragt, und ich dachte schon, gleich fängt sie an zu heulen, aber sie hat eigentlich ganzfröhlich ausgesehen. Nur Hugo hat ein dummes Gesicht gemacht, kein Wunder, er war Frau Taubes Lieblingsschüler.
    »Frau Taube macht eine Kur, und danach wird sie an einer anderen Schule unterrichten«, hat Herr Fischli gesagt und uns scharf angeguckt. »Ich frage euch: Habt ihr etwas damit zu tun?«
    Hugo hat sich gemeldet. »Ich bestimmt nicht, Herr Fischli, aber die anderen, die haben immer –«
    Er konnte nicht weitersprechen, denn Aki hat ihn mit dem Zirkel gepikst. Nicht doll, nur ein bisschen. Aber Hugo hat die Warnung verstanden.
    »Sprich ruhig weiter, Hugo. Was haben die anderen gemacht?«, wollte Herr Fischli wissen.
    »Nichts«, hat Hugo gesagt. Und das war sein Glück.
    »Nun, wie auch immer, bis wir eine Vertretung für Frau Taube finden, werdet ihr euch mit in die 4b setzen und dort am Unterricht teilnehmen.«
    Das waren ja grauenvolle Aussichten!
    »Müssen wir dann trotzdem noch nachsitzen?«, hat Max gefragt.
    Herr Fischli versuchte, ein strenges Gesicht zu machen. »Glücklicherweise ist gestern niemand verletzt worden. Aber ich muss ja wohl kaum sagen, was für einen schlechten Eindruck dieser Zwischenfall auf den Schulinspektor gemachthat. Wenn derjenige sich meldet, der den Tafelschwamm geworfen hat, erlasse ich euch das Nachsitzen.«
    Auwei, das war echt fies. Denn natürlich haben alle Aki angeguckt. Aber Aki ist ganz ruhig geblieben und hat gesagt: »Annalisa hat mir den Schwamm hinten in den Kragen gestopft, ich hab ihn rausgezogen und er ist mir aus der Hand geflutscht und auf den Boden, und der Inspektor ist draufgetreten und –«
    »Schon gut, was danach passiert ist, hab ich ja gesehen. Stimmt das,
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