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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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das ist richtig."
    "Wann wurden Sie geboren?"
    Blondie überlegte kurz. "Ich bin Mitte zwanzig."
    Und damit hatten wir bislang keine Daten, um mehr über unseren Neuzugang herauszufinden - abgesehen davon, dass wir wussten, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war: Sie schützte sich mit ihrem Schweigen, und zwar gar nicht mal schlecht.
    "Sie haben dieses Schwert heute zum ersten Mal gesehen?"
    "In echt: ja. Allerdings ist in meinem Reiseführer eine kleine Abbildung, und im Fernsehen kam auch schon einmal was darüber."
    "Und Sie haben dieses Schwert eben aus dem Stein gezogen?"
    "Ja."
    "Haben Sie irgendwelche Hilfsmittel benutzt? Zum Beispiel mechanischer oder chemischer Art?"
    Blondie zog die Augenbrauen hoch, schüttelte dann den Kopf.
    "Nein. Aber beide Hände, es ging auch nur sehr schwer heraus."
    Gilt trotzdem, hätte ich gern gesagt, vielleicht hätte sie das ein wenig zum Schmunzeln gebracht.
    "Ich würde gern einen Blick in Ihre Tasche werfen."
    Jetzt waren ihre Augenbrauen noch höher, sie dachte über Andreas' Bitte nach. "Nein. Aber ich packe sie vor Ihren Augen aus und Sie können sehen, was darin ist."
    Andreas nickte, Blondie stand auf und stellte ihre schwarze Umhängetasche auf den Tisch. Den dicken Rom-Reiseführer voller Post-its, eine Kamera, einen leicht zerknitterten Stadtplan, eine noch regenfeuchte Baseballkappe, eine Sonnenbrille, eine kleine Flasche Mineralwasser, eine Schachtel Zigaretten, eine Rolle Pfefferminz, Papiertaschentücher und eine kleine Kosmetiktasche legte sie Andreas und Ciaran hin, eine Brieftasche, ein Handy und einen einsamen Schlüssel mit Anhänger behielt sie auf ihrer Seite. Sie drehte die Tasche um und schüttelte sie demonstrativ, aber außer einem halben Pfefferminz und ein paar undefinierbaren Krümeln war nicht weiter drin.
    "Bitte sehr."
    Sie setzte sich wieder und Andreas dankte ihr mit einem Kopfnicken. Er öffnete die Kosmetiktasche, legte sie aber nach einem Blick hinein zurück. Sah nach Mädchen-Krimskrams aus: Kopfschmerztabletten, Lippenpflege, Parfüm, Pflaster, Haargummis - nichts, womit man einen Stein erweichen und ein mystisches Schwert aus seinem Jahrhunderte währenden Schlaf erwecken konnte. Der Reiseführer wurde kurz durchgeblättert, die Kamera enthüllte ihre letzte Aufnahme (Forum Romanum im Nieselregen), Andreas schnupperte an der Wasserflasche und warf dann einen begehrlichen Blick auf Handy und Brieftasche. Blondie verstand und schüttelte den Kopf. Sie klappte das Handy auf, öffnete den Reißverschluss der Brieftasche und gestattete Andreas aus der Entfernung einen knappen Blick auf beides: Das Handy leuchtete, in der Brieftasche steckten Bankkarten und Geld - kein Name lesbar, so weit ich das von hier erkennen konnte.
    "Vielen Dank." Andreas drehte sich zu uns um. "Ich würde nun gern die Aufnahme sehen."
    Ich nickte, hockte mich an den Schreibtisch, holte die Szene aus der Kammer auf die Bildschirme, legte den Ton auf die Lautsprecher und kurz darauf erklangen die Stimmen von Jack und Blondie überlaut in dem hallenden Raum. Andreas verlangte zwei Wiederholungen, dann setzte er sich wieder an den Tisch. Er fuhr mit der Hand über sein Gesicht und fixierte Blondie - okay, jetzt es wurde ernst.
    "Sie wissen, welche Legende sich um dieses Schwert und seinen Stein rankt?"
    "Nicht genau - nur das, was man gemeinhin so darüber weiß. Und ich habe gelesen, was da drin steht", fügte Blondie hinzu und zeigte auf den Reiseführer, der noch immer vor Andreas auf dem Tisch lag. "Ein römisches Excalibur."
    "Ich würde Ihnen gern mehr darüber erzählen, Ihr Interesse vorausgesetzt. Sie sind hier im Urlaub?"
    Sie nickte.
    "Und wie lange bleiben Sie noch in Rom?"
    "Ich fliege morgen Vormittag zurück."
    "Sind Sie in Begleitung hier?"
    "Ja."
    Sie lächelte ein wenig wehmütig, als sie das sagte - entweder war das gelogen oder sie war nicht ganz glücklich mit ihrer Reisegesellschaft.
    "Könnten Sie Ihren Aufenthalt in Rom eventuell verlängern?"
    "Nein. Aber wenn Sie mir etwas erzählen wollen, können Sie das ja gern jetzt tun."
    Andreas und Ciaran tauschten einen Blick, Ciaran übernahm und lehnte sich leicht vor, die Hände mit den Handflächen nach oben offenbarend auf dem Tisch liegend.
    "Wenn ich Ihre Worte und Ihre Körperhaltung richtig interpretiere, sind Sie skeptisch und verunsichert. Sie wollten das Schwert nicht anrühren, waren erst überrascht und dann eher amüsiert als befriedigt, als es sich löste - vielleicht bereuen Sie sogar
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