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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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Feueralarm nicht so laut wie draußen, und so erklang Jos Stimme klar in meinem Headset: Ich klappte meinen Mund zu, schob meine Kaffeetasse beiseite, fand die richtigen Knöpfe, sah Jo. Er stand wieder vor Kamera sechs und starrte mich an, aus dem Blickfeld der Kamera trampelte das fette Mädchen gerade erstaunlich schnell in Richtung Ausgang. Ich suchte nach der Sprechtaste, warf dann aber zur Sicherheit noch einen weiteren, vor allem aber wachen Blick auf die Kamera über dem Stein: Sicher war sicher - eine falsche Antwort, ein fälschlich ausgelöster Alarm, und ich säße mal wieder richtig in der Scheiße.
    "Kein Übung, Jo - ich wiederhole, keine Übung. Es ist frei." Die lange trainierten und doch nie ernsthaft benutzen Worte brachten mich endgültig wieder zu mir, und ich erinnerte mich an das, was zu tun war. "Mach die Kirche dicht, ich verständige Andreas und Ciaran."
    Jo zögerte, gab mir dann erneut einen hochgereckten Daumen in die Kamera und verschwand.
    "Denk an die Feuerwehr!", erinnerte er mich noch, dann hörte ich seine Schritte in der Kirche, sich schnell mit den Stimmen und dem Getrappel der zum Ausgang strömenden Touristen vermischend.
    Jo würde sicherstellen, dass auch wirklich alle Besucher die Kirche verließen und dann die Eingangstür verriegeln, denn bei dem, was nun kam, brauchten wir keine Zeugen - schon gar keine mit Fotoapparaten. Und er hatte Recht: Die Feuerwehr war wichtig.
    Wir hatten zwei verschiedene Alarme - einen echten Feueralarm und eine zweite Sirene, die ähnlich klang, aber für den Fall der Lösung des Schwertes gedacht war. Wir alle wussten das und konnten die verschiedenen Sirenen voneinander unterscheiden, auch ging bei dem gerade durch das alte Gemäuer gellenden Alarm kein automatischer Notruf an die Feuerwehr raus. Aber es war immer möglich, dass einer der Besucher brav seine Bürgerpflicht tat und die Feuerwehr benachrichtigte - und für den Fall musste ich dort Entwarnung geben.
    Der Anruf dauerte keine Minute: Auf der Feuerwache checkte man nur kurz meinen Code, dann notierten sie die Fehlalarmmeldung. Die Benachrichtigung von Andreas und Ciaran erfolgte automatisiert mit einem simplen Knopfdruck - und so war ich nach nicht mal drei Minuten mit meinem Part fertig, auch wenn ich die ersten zwei mit blödem Starren auf den Monitor mit dem leeren Stein vergeudet hatte.
    Um auf Nummer Sicher zu gehen, fummelte ich den arg vergilbten Zettel aus der Schublade, auf dem ich Geistesgröße mir vor bestimmt fünfzig Jahren den Notfallplan notiert hatte: Das Schwert war gelöst, der Schwertlöser noch anwesend, der Ordensmeister auf dem Weg, die Feuerwehr informiert, die nun überflüssigen Touristen auf die Straße verbannt - alles war getan, alles war gut.
    Ich hatte gar nicht registriert, wie Jack und die Blonde die Kammer verlassen hatten, fiel mir jetzt auf: Jack öffnete gerade die Tür zu meiner Zentrale, der Alarm hörte von einer Sekunde auf die andere auf, und ich hörte zum ersten Mal ungefiltert die melodische Stimme der Blonden.
    Ihre Bemerkung über den Superkleber und die Rechnung war witzig, ihr Schwenk vom 'Sie' zum 'Du' gegenüber Jack geschickt, weil das so herrlich überlegen klang: Ciaran hatte uns auf so was geschult, um mit eventuellen Störenfrieden in der Kirche fertig zu werden, und ich wusste den geschickten Einsatz von Worten immer zu schätzen, auch wenn ich selber es darin nicht gerade weit gebracht hatte. Die Stimme der Blonden klang etwas angespannt, aber klar und fest - ich glaubte nicht, dass sie wirklich Angst hatte, aber wohl war ihr auch nicht, kein Wunder. Damit war es Zeit für eine Vorstellung meinerseits, also erhob ich mich und ging zur Tür, um unsere neue Herrin angemessen zu begrüßen.
    Shara Die Stimme gehörte einem Riesen - er füllte die schmale Tür mehr als aus und musste sich hinunter beugen, um mir unter dem Rahmen hindurch ins Gesicht sehen zu können. Ich schätzte ihn spontan auf nicht viel unter zwei Meter, mit kräftigen Armen, langen Beinen und breiter Brust. Seine Miene war jedoch freundlich, Spott blitzte aus seinen himmelblauen Augen: Auch nicht gefährlich, signalisierte mir mein Magen, unvermittelt befördert zum Gradmesser meiner Befindlichkeit, genauer: meiner jeweiligen Ängstlichkeit.
    "Cappuccino bitte - aber nur, wenn mich jemand von dem Ding hier befreit", sagte ich nach kurzem Nachdenken und hob das Schwert an.
    Der schöne Kreuzritter nickte und ich folgte dem blonden Riesen langsam in den Raum,
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