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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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mit einem sich etwas wehmütig anfühlenden Blick zur Treppe und darüber hinaus zur Kirche, zur Straße, ans Licht.
    Auch in dem Raum des Riesen bedeckten Grabplatten die Wände (sämtlich in der neutralen 'Memento Mori'-Variante, also hoffentlich leer), aber ansonsten sah das Zimmer ganz nach einem provisorischen Aufenthaltsraum aus: ein alter Holztisch mit zusammengewürfelten Stühlen aus diversen Epochen, ein kleiner Schrank mit topmoderner Kaffeemaschine und den aus jedem Büro bekannten, bunt bedruckten, nicht zueinander passenden Tassen, ein Kühlschrank - und an der gegenüberliegenden Wand ein Schreibtisch mit sechs Bildschirmen. Ich erkannte auf den Monitoren verschiedene Bildausschnitte wieder, wenn auch die Perspektiven ungewohnt waren: der Stein von oben, mit einem schmalen, leeren Schlitz, die Gewölbe vor und hinter der Kammer, die Kirche innen und außen.
    Während ich mich in dem seltsamen Raum umgesehen hatte, musste der Kreuzritter seine Kutte ausgezogen haben: Er breitet sie jetzt auf dem Tisch aus, wies dann auf meine stählerne Bürde.
    "Leg das Schwert darauf ab", schlug er vor, was ich dankbar, wenn auch nicht ganz ohne Mühe tat.
    Die beiden Männer beugten sich interessiert darüber und musterten Klinge und Griff, dann tauschten sie einen uninterpretierbaren Blick und der Riese schlug den schwarzen Stoff rasch über dem schimmernden Metall zusammen, als wäre ihm der Anblick der alten Waffe unangenehm oder aber verboten.
    "Ich bin Magnus, das ist Jack", stellte er sich und seinen Freund vor, als er mir nach kurzem Hantieren an der Maschine den gewünschten Kaffee brachte und ich mich zögernd auf einem hochlehnigen Stuhl niederließ.
    "Jackson", korrigierte der Kreuzritter, dann beugte er altmodisch, aber höchst anmutig Kopf wie Oberkörper und reichte mir seine warme, trockene Hand.
    Ich schüttelte sie und betrachtete ihn genauer, während er sich mir gegenüber an den Tisch setzte, löffelweise Zucker in seine Tasse schaufelte und meinen Blick mied. Groß und schlank, mit leuchtend grünen Augen, aber das wusste ich ja schon. Sehr helle Haut, eine schmale Nase, hohe Wangenknochen und ein absolut entzückender Mund, ergänzte ich nun mein Porträt. Seine Eckzähne waren äußerst spitz, was sein Lächeln frech und ein bisschen gefährlich machte, seine Haare dunkel, irgendwo zwischen Braun und Schwarz - locker und groß gelockt, vom achtlosen Ausziehen der Kutte nun ein wenig verstrubbelt: unter anderen Umständen ein Typ, nach dem ich mich auch zweimal umgedreht hätte.
    "Ich heiße ja auch nicht Magnus", versetzte der Riese, während er sich auf dem Stuhl neben dem Kreuzritter niederließ. "Aber wer will schon Albert heißen?"
    Er sah mich mit einem herausfordernden Lächeln an, während er meine Hand vorsichtig in seine Pranke nahm und mir grüßend zunickte - auch nicht hässlich, fuhr es mir durch den Kopf: An ihm war zwar alles eine Nummer zu groß, aber mit seinen hellen Haaren, dem leicht gebräunten, offenen Gesicht und seinen freundlichen Augen war er mehr als nur ansehnlich.
    "Albertus Magnus?", versuchte ich mich in einer Antwort auf seine Bemerkung, wofür ich ein herzliches, anerkennendes Lachen erntete.
    "Absolut richtig!"
    Er strahlte wie ein stolzer Lehrer, ich trank einen Schluck von meinem brühend heißen Kaffee mit üppig aufgeschäumter Milch.
    "Auf wen soll ich eigentlich warten?"
    "Auf Andreas und Ciaran." Wieder der Magnus, der Riese - Jackson, der Kreuzritter, rührte weiterhin konzentriert in seiner Tasse.
    "Und das sind ...?"
    "Die Großmeister unseres Ordens. Also - eigentlich wechseln sie sich ab, Andreas ist im Moment an der Reihe, aber Ciaran ist als Nummer Zwei auch ziemlich wichtig."
    "Was für ein Orden ist das genau?"
    "Der Orden des Heiligen Schwertes."
    Okay, das war naheliegend gewesen: Diese Frage hätte ich mir sparen oder gleich selbst beantworten können. "Und der Feueralarm?"
    "Der räumt nur die Kirche, weil das Schwert gelöst wurde. Keine Sorge, es brennt nicht wirklich."
    Das klang plausibel - die Monitore an der Wand zeigten keine um sich schlagenden Flammen, nur völlig leere und dunkle Räume. Oder doch nicht?
    "Und wer ist das?", fragte ich und zeigte auf den obersten Monitor ganz rechts, auf dem eine von Kopf bis Fuß schwarze Gestalt das Blickfeld der Kamera durchquerte.
    "Das ist Joseph, er gehört zu uns. Er kontrolliert, ob auch wirklich alle draußen sind - manche Menschen sind etwas schwierig und wollen ihr Besichtigungsprogramm
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