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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Autoren: Louise Fu
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farblosen, wächsernen Lippen,
die sie mit den Zähnen nach innen zog und die Haut in Stückchen fetzte, die sie
dann wortlos ausspuckte. Konturenlos, überlegte Terese, das war das Wort, das ihr,
über einer Tasse Instant-Cappuccino in der Küche bei Frau Kraus-Hilfskötter
gebeugt, gefehlt hatte.
    Ivonne nagte
bedächtig an ihrer Oberlippe. Bewegung. Spaß. Musik. Gymnastik. Zusammen. Mit
Mama.
    Was für ein dumpfer
Schrecken, tief in der Magengrube!
    Schlimmer als die
Belagerung der Wagenburg durch die wild bemalten Ogalala-Sioux! Das
Zyklopenauge schloss sich und Ivonne verbarg ihr Gesicht zwischen den Knien. No,
Sir, never ever!
    »Wir könnten es doch
mal ausprobieren! Also, ich gehe auf jeden Fall, Frau Kraus-Hilfskötter hat
schon so oft gefragt und, meine Güte, in meinem Alter, auch wenn ich nur
biologischmäßig über vierzig bin, tatsächlich bin ich etliche Jährchen jünger,
sagt Dr. Schneider, muss man etwas tun.«
    »In Ordnung.«
    »Du kommst also mit?
Tatsächlich?«  Terese hielt erstaunt den Atem an, konnte nicht fassen,
dass Ivonne der Belagerung so schnell nachgegeben hatte.
    »Nööö, ich meine, ist
in Ordnung, dass du was tun musst. Ich bin erst vierzehn, gell?«
    »Ivonne-chérie! Eben!
Um mich geht es doch eigentlich gar nicht, ich denke, du solltest mal ein
bisschen … was für dich und deinen Körper tun. Wie du so schön erkannt hast: Du
bist vierzehn! Bald kommen dir die Jungs in den Sinn, Tanztees, nein, Hilfe, so
heißt das heute ja nicht mehr, PARTIES, und schwupps kommt der erste Kuss
daher, ach Mädchen, in deinem Alter passiert so viel, das kann so eine
schöne Zeit sein!«
    »Wenn ich zum Ärobick
gehe?«
    »Wie bitte?«
    »Wenn ich zum Ärobick
gehe, dann kann das eine schöne Zeit werden? Und die Jungs kommen mir in den
Sinn, und ich muss auf Partys? Sonst nicht?«
    »Naja, nicht nur
wegen Aerobic, natürlich nicht, Schätzchen, aber …« Terese stockte. Sie
entdeckte Herrn Weinwurm, der von der Strandbar her auf sie zusteuerte, auf dem
Kopf trug er ein geknotetes Eau-de-Cologne-Tuch, das er bereits heute am
Frühstückstisch aus der Tasche seiner Shorts gezogen hatte: » Dieses Tuch,
Ladies, hält den ganzen Körper davon ab zu schwitzen, du musst es nur auf dem
Kopf festmachen, fertig ist die Laube, das ist der Basisgedanke. Kommt aus
unserer Frischetuch- und Haushaltsrollenabteilung, mit der ich sonst
glücklicherweise nichts zu tun habe, ganz schlechte Umsätze haben die. Die
wünschten sich, sie hätten auch nur ein einziges Produkt so wie meine
»Drei-Engel-für-Charlie-Badekugeln«,, aber die sollen mal schön weiter nach
den Sternen greifen, meine Badeöl- und Badezusatz-Abteilung bleibt King! «
    »… das ist der
Basisgedanke.«, beendete Terese ihren Gedanken lahm.
    Ivonnes Finger
krabbelten vorsichtig zu ihrem Westernheft und Terese fiel schnell ein:
    »Du musst ja nicht
mit mir und Frau Kraus-Hilfskötter gehen, frag doch eines der netten Mädchen
aus deiner Klasse! Frag doch diese Susanne Leuenburg, der Vater hat ein
Dentallabor, sechs Angestellte oder mehr, meine ich, und die bauen sich an der
Sonnhalde gerade dieses riesige Haus im Schwarzwaldstil mit echtem falschen
Fachwerk, Swimmingpool, Outdoor und Indoor, und allem drum und dran …. oh,
aber sieh mal da, da hinten am Cap! Eine Yacht, und was für ein Brummer, das
sind sicher irgendwelche Onassis oder jemand aus der Fürstenfamilie! Von
Monaco!« , schrie Terese und kramte wie von Sinnen in ihrer Tasche nach der
Sofortbildkamera. Die Schulterpolster rutschten nach hinten zwischen ihre
schmalen Schulterblätter, und Ivonne sah ihr nach, wie sie durch den heißen
Sand zur Brandung hüpfte, die kleinen Polsterteile wippten wie zwei helle
Engelsflügel auf ihrem braungebrannten Rücken, vergessen war die Furcht vor
Sonnenbrand.
    Mit einem der netten
Mädchen aus der Klasse zum Ärobick! Terese hatte ja keine Ahnung! Ivonne schlug
den Comic auf, stopfte sich ihr John-Wayne-Lesezeichen unter die Badeanzugnaht
und betrachtete die große, rotglühende Gestalt von Dog Warrior, dem fiesen
Kiowa, der schon im letzten Band ganz mächtig sein Unwesen getrieben hatte. Ein
Krieger, der mit allen Mitteln, besonders den unfairen, kämpfte und manches Mal
sogar seine Stammesgenossen an die üblen, weißen Banditen verriet oder ihr Land
an die gierigen Siedler verkaufte! Zärtlich und leicht strich Ivonnes Fingerkuppe,
oh, nur eine Berührung wie von einem Schmetterlingsflügel, über das derb
gezeichnete Gesicht, in dem
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