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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Autoren: Louise Fu
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Nachthimmel merkwürdig scharf geschnitten und
klar wirkte.
    »Sie
haben Ihre Haare abgeschnitten.«
    »Ja,
sieht aus wie bei Daddy, nicht?« Frau Weinwurm fuhr sich durch die kurzen
Strähnen, die nach allen Seiten abstanden.
    »Jetzt
verstehst du, warum auch ich sterben muss, oder? Bevor ich Liliane gegen die
Bar geschmissen habe, gab es kein Zurück mehr in die Zeit bevor ihre Mutter
starb, und jetzt? Jetzt... fühle ich mich... befreit, aber... es gibt keine
Ranch... Daddy ist tot. Ich habe in den letzten Wochen alles gesehen und
erlebt, was ich mir jemals wünschte und was ich mir vor Lilianes Tod strikt
verboten habe. Dafür muss ich nun bezahlen.«
    »Nein,
müssen Sie nicht! Was soll das hier alles? So ein melodramatisches Ende, solch
schwülstige Gedanken! So kenne ich Sie gar nicht! Sterben und dem kleinen
Indianerjungen einen Goldschatz hinterlassen, damit er seinen Weg in der weißen
Zivilisation machen kann! Wie kitschig und aus der Zeit gefallen ist das denn?!
Da sag ich nur: Schlechtes Ende, ganz üble Regie, keines anständigen Western
würdig!«
    Bernardo
war aufgesprungen und tigerte ruhelos über die Plattform, breitete die Arme
aus, als spräche er zu einer begeisterten Masse tief unten im Tal.
    »Ihr Daddy ! Ist er nicht immer dagewesen, um zu rächen, unerbittlich jeden zu
jagen, der gegen die Ehre und die ungeschriebenen Gesetze des Westens verstieß?
Gut, er konnte einem mit dieser Selbstgerechtigkeit und seinem Chauvinismus
manchmal mächtig auf die Nerven gehen, aber der Basisgedanke...«
    »...
der Basisgedanke? «
    »...
ist doch der, dass man nicht aufgeben darf und denen, die es verdienen, eine
Kugel zwischen die Rippen ...«
    »...
aber nicht von hinten zwischen die Schulterblätter ...«
    »...
jagen soll. Ihre Freundin hat’s verdient sag ich Ihnen, den mehrfachen
Martertod, den Sie mit ihr veranstaltet haben, hat sie mehr als verdient. Sie
waren doch nur so etwas... wie... wie eine Mitläuferin in dem Mordplan, und
dass die Mutter von ihrer Freundin in die Falle getappt ist, dafür konnte
niemand etwas! Ein Unfall! Diese Lili Anne hat sie mit einem Bann
belegt, mit einem Fluch, diese bruja, ein Schuldspruch, der sie selbst
reingewaschen und Sie fürs Leben gezeichnet hat!«
    Bernardos
Stimme überschlug sich und er röchelte. Der Beichtvater seiner Mutter wäre
sicherlich stolz auf ihn, wenn er erfahren könnte, wie gut Bernardo ihn
imitierte.
    »Gibt’s
noch Wasser?«
    »Hier.«
Frau Weinwurm reichte ihm die Flasche und lächelte. »Jetzt wirst du aber
melodramatisch, my dear young fellow. Liliane war keine bruja, sie war
erst vierzehn.«
    »Ach
was, da wo meine Mutter herkommt, gibt es Hexen, die sind noch viel jünger,
glauben Sie mir, ich weiß Bescheid! Mann, ich wäre auch ausgeflippt, wenn ich
diese Frau dann nach Jahren getroffen und gemerkt hätte, dass sie auf meine
Kosten ein feines, sorgenfreies Leben führt, während ich mir selbst die Haut
und die Seele in Fetzen gerissen habe, Seele in Fetzen, hinreißender Ausdruck,
nicht wahr, alles, um von meiner Schuld nicht zermalmt zu werden. Mann, was
wäre ich ausgetickt! Sie hat doch alles komplett auf Sie abgewälzt, eine
richtige Verräterin ist das!«
    »Gewesen.«
    »Gewesen.
Und Ihr Daddy hätte nicht anders gehandelt. Revolver aus dem Holster und Päng Päng ! Abspann. Ritt in den Sonnenuntergang. Zuschauer nicken
wohlgefällig. Und Sie können sicher sein: Er hätte sich nie, niemals zum
Sterben in die Berge zurückgezogen wie ein angeschossener Bär! Nicht der Duke !«
    »Harpunierter
Wal am Meeresgrund.«, murmelte Frau Weinwurm.
    Bernardo
setzte sich an den Rand der Plattform und spuckte in die Tiefe. »Würde ein
harpunierter Wal auf den Meeresgrund sinken? Wohl auch nicht, der treibt auf
der Oberfläche. Sie könnten sogar nach Hause, nach Deutschland zurück, es gibt
doch keine Verbindung zwischen der Toten und Ihnen.«
    »Nach
Bütte-Erkenroytz?« Frau Weinwurm schauderte. »Niemals!«
    »Dann
gehen wir jetzt zurück, graben Ihren Goldschatz mit Rudis Schaufel aus, Sie
packen sich das Geld in den Rucksack, nehmen Ihren Smiley-Koffer und ziehen
weiter gen Westen, kaufen sich eine Ranch und werfen den ganzen Tag Lassos. Und
ich komme Sie besuchen, sobald ich genug Geld für mich und mein Studium
zusammen habe.«
    »Ich
will keine Ranch.«, maulte Frau Weinwurm und kratzte einen Sandwichkrümel von
ihren Büffelstiefeln. »Kühe riechen nicht so gut.«
    »Auf
einmal! Dann machen Sie eben was anderes!«, stöhnte
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