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Die ewige Bibliothek

Die ewige Bibliothek

Titel: Die ewige Bibliothek
Autoren: James A. Owen
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Ausgrabung in Zypern, der Beschaffung nicht ganz legaler Ausfuhrpapiere, der dreiwöchigen Inbeschlagnahme eines dänischen Chemielabors und der Veranstaltung eines hochkarätig besetzten Symposiums einen Betrag von etwa drei Millionen und zwölf Dollar. Die zwölf waren angefallen, weil die Briten das Schriftstück auf dem Postweg nach Wien zurückgesandt hatten – unfrei.
    Öffentliche Erklärungen und Rechtfertigungen wurden abgegeben, und all die anderen diplomatischen Dinge getan, die getan werden, wann immer derartige Situationen es erfordern. Das Endergebnis des ganzen Spektakels bestand jedoch darin, dass die Universität Wien in den Besitz eines sehr teuren, vermutlich vollkommen authentischen, über die Maßen skandalösen Schriftstücks gelangt war, das bereits die einzige Kultur in große Verlegenheit gebracht hatte, die die Kosten hätte senken können, indem sie es als Studienobjekt anerkannte.
    Während des Symposiums wurde das Aethelberht-Schriftstück in einer Kassette verschlossen, die sich im Sicherheitsbereich der Universitätsbibliothek befand. Irgendwann im Laufe des seither verstrichenen Monats ging der Schlüssel verloren, in der vergangenen Woche verschwand die Kassette selbst. Daher stellte der Brief, den Michael erhalten hatte, keine allzu große Überraschung dar.
     

     
    Es schloss den Kreis einiger Jahre, dass der Gegenstand, der zu Michaels größter persönlicher Niederlage hätte führen können, nach einem sächsischen König benannt worden war. Der Stammbaum seiner Familie konnte nach Sachsen zurückverfolgt werden, genau genommen nach Dresden, einer Stadt, an der er im Laufe der Zeit großen Gefallen gefunden hatte. Manchmal bildete er sich ein, dass diese Stadt das Zentrum des Universums sei, obwohl beinahe jeder, der dort lebte und über Dreißig war, zugeben würde, dass Dresdens längst vergangenes goldenes Zeitalter im frühen achtzehnten Jahrhundert lag, als Sachsen auch einen Großteil von Polen regiert hatte. Natürlich besitzt die Stadt einige Schätze – Kunstschätze und architektonische Schätze – doch dasselbe könnte man auch über Budapest oder Prag sagen, ebenso wie über ein halbes Dutzend anderer Städte in diesem Teil Europas. Als junger Mann hatte er einmal geträumt, er sei die Elbe entlang bis zum Atlantik hinunter gewandert. Als Erwachsener setzte er es in die Tat um und kam zu dem Schluss, dass es wirklich keinen besseren Ort als Dresden gab, um Wurzeln zu schlagen.
    Doch das war vor Wien.
    Und vor Elena.
    Michael und Elena hatten sich kennen gelernt und ineinander verliebt, als seine Familie gerade erst von Linz nach Wien umgezogen war. Michaels akademische Karriere war jedoch wichtiger geworden, und er wurde nach Oxford geschickt. Eine Zeitlang schrieben sie sich noch, doch Elenas Antworten wurden allmählich seltener und hörten schließlich ganz auf. Als er nach Wien zurückkehrte, erfuhr er, dass sie verheiratet war. Nicht lange nach seiner Rückkehr wurde sie schwanger.
    In jener Nacht, als Elenas Tochter geboren wurde, erkannte Michael die Gelegenheit, die verlorene Spur seines Lebens wieder aufzunehmen. Noch am selben Abend verschwand Elenas Mann aus Wien – grundlos und unauffindbar. Einige Monate später traten Michael Langbein und Elena Strugatski vor den Traualtar.
    Die beiden zogen kurzzeitig nach Oxford um, damit Michael sein Studium beenden konnte, und kehrten dann endgültig nach Wien zurück, wo er an Oberschulen Philosophie unterrichtete. Als sie genug Geld gespart hatten, bezogen Michael und Elena eine dreihundert Jahre alte Villa in den malerischen Wäldern am Nordrand von Wien. Elenas erster Mann wurde nie wieder gesehen, obwohl Michael vermutete, dass er hin und wieder Kontakt zu seiner Tochter aufnahm, über Briefe an ihre Großeltern, die Michael nur widerwillig akzeptierten.
    Michaels Eltern, die die Heirat niemals gutgeheißen hatten, starben nur wenige Jahre nach der Eheschließung. Einige Jahre lang lebten Michael, Elena und Elenas Tochter Meredith ein äußerst erfülltes Leben. All das hätte eine erfreuliche Geschichte abgegeben, wäre sie an dieser Stelle zu Ende gewesen. Das war jedoch nicht der Fall. Eines Abends, bevor Meredith ihr Studium in Oxford begann – mit einem Stipendium, dass sie dank der Hilfe ihres Vaters erhalten hatte – wendete sich das Blatt.
    Sie war zu Besuch bei ihren Großeltern gewesen, um sich von ihnen zu verabschieden. Doch als sie nur wenige Minuten vor Mitternacht zurückkehrte, war
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