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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir
Autoren: Richard Schwartz
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fühlen konnte, wie ihr Blut in den Adern zu kochen anfing.
    »Der… andere lautet: Niemand… entkommt dem… Fanal!«
    »Das ist Wahnsinn«, presste der andere hervor, während Teile seiner Kleidung zu leuchten anfingen, um dann in einem Wirbel glühender Farben zu vergehen.
    Mit lautem Kriegsgeschrei stürmten die ersten der feindlichen Truppen durch das leuchtende Tor. Zwei mächtige Tiere, die einem bulligen Pferd glichen, mit kurzen Beinen, einem mächtigen Kopf und einem Horn darauf, stürmten voran. Ihr Ziel war leicht auszumachen, in zwei bis drei Lidschlägen würden sie die Maestra unter ihren mächtigen Hufen zertrampeln.
    Verzweifelt zog Desina noch mehr von der tödlichen Magie, die sie unweigerlich verbrennen musste. Sie sah zwar, dass der andere Maestro Mühe hatte, die Last der Magie zu halten, aber er brach dennoch nicht unter ihr zusammen. Er war stärker als sie, und durch das gleißende Licht der magischen Ströme begegneten sich ihre Blicke. In den Augen des anderen las sie ein seltsames Bedauern. Dann stürmte die Kriegsbestie heran, und das mächtige Haupt senkte sich, um sie auf sein stählernes Horn aufzuspießen.
    Mit einem Lichtstrahl, der durch die hohe Decke schoss, und einem Donnerschlag, der die Halle bis in ihre Grundfesten erschütterte, verschwanden der unheilige Maestro, die Vorhut der Armee und auch die massive Kriegsbestie.
    Nur ein handlanges Teil des Horns fiel vor Desina auf den Boden, auf dem nicht eine einzige Marmorplatte mehr lag, sondern nur schwarzes, poliertes Obsidian mit goldenen Linien darin. In die Mitte der Halle fiel ein grauweißer Hagel nieder und verursachte Staubwolken, während unerklärlicherweise alte, verkohlte und verbrannte Balken von irgendwoher niederregneten.
    Der Rückschlag der Magie ließ Desina nun selbst gleißend leuchten, und hilflos musste sie zusehen, wie die Magie sie ergriff und anhob, sie in der Halle aufsteigen ließ, bis es sie in den Mittelpunkt der Magie zog, dorthin, wo der Strom der Welten langsam verebbte. Dutzende Augenpaare verfolgten fassungslos, wie sie dort schwebte, die Macht der Magie fast durchsichtig erscheinen ließ! Ihre Kapuze hatte sich gelöst, ihr Haar schwebte, als würde es von einer gleißenden Strömung umspült werden… den Kopf zurückgelegt, als sie lautlos schrie… ein letzter, gleißend heller Blitz folgte, ein Donnerschlag, der die Halle ein weiteres Mal erschütterte… dann sank sie langsam zu Boden, genau neben den roten Kristall, der in der zentralen Kuhle des magischen Tors lag.
    Ein letztes Funkenspiel tanzte in ihren Haaren, dann lag sie still.
     
     
    »Sina?«, rief eine ferne Stimme. »Bei den Göttern, Sina, das darfst du mir nicht antun!« Ein brennender Schmerz auf ihrer Wange riss Desina aus dem Nebel, der sie gefangen hielt, und ihre linke Hand schoss hoch und fing Wiesels Hand ab.
    »Eine Ohrfeige verzeihe ich«, sagte sie leise und hustete, während im gleichen Moment ihre Augen anfingen zu brennen. »Was ist geschehen? Und was ist das für ein Staub?«
    Sie lag an der Seite der Halle, und über sie gebeugt erkannte sie Wiesel, der kreidebleich war, daneben angeschlagen und blutig Santer, der sie besorgt anstarrte.
    »Der Staub…« Wiesel zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich kann es nicht erklären, aber ich schwöre, es ist ein riesiger Haufen Vogelscheiße, vermischt mit verkohlten Balken und altem Holz. Wo der herkommt, wissen nur die Götter.«
    »Vogelscheiße?«, fragte Desina schwach. Sie war sicher, dass sie sich verhört haben musste.
    Doch Wiesel nickte. »Richtig. Genau das. Ich kann es auch kaum glauben. Aber vielleicht stammt es ja auch aus dem anderen Tor. Wie geht es dir?«
    »Ich lebe. Welches andere Tor?«
    »Nun, ich habe die Steine untereinander ausgetauscht. Die vom Tor. Einfach den einen hierhin, den anderen dorthin. Und dann, als der Kerl das Tor ganz weit offen hatte, dachte ich, was soll’s, und habe dort am Rand den letzten Stein in die Kuhle fallen lassen. Dann gab es diesen Schlag, der Kerl war fort, die Armee auch. Dafür gab es dann diesen Haufen Vogelscheiße, der so fürchterlich staubt, dass er vollständig ausgetrocknet sein muss. Die ganze Halle ist von dem Zeug durchzogen.«
    Desina nahm die Hand, die Santer ihr reichte, und richtete sich mühsam auf. Mit tränenden Augen musterte sie den Vogelkot, der sich großflächig in der Mitte der Halle verteilt hatte, genau dort, wo es sie selbst eben niedergestreckt hatte.
    Kein Wunder, dass sie über und
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