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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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Komm rein.«
    Anna zog ihre Jacke aus und hängte sie an die Garderobe.
    »Du kommst genau richtig«, sagte van de Loo auf dem Weg zur Küche. »Wir sind gerade beim Essen.«
    Anna sagte nichts. Als sie die Küche betrat, sprang Katharina auf und schloss ihre Freundin theatralisch in die Arme.
    »Mensch. Da bist du ja. Wo hast du denn gesteckt?«
    Anna gab keine Antwort.
    »Bist du mit dem Bus gekommen? Warum hast du nicht angerufen? Wir hätten dich abgeholt.«
    »Der Akku ist leer«, sagte Anna und ging zu Johanna, um sie zu begrüßen.
    Gertrud hatte Gabel und Messer aus der Hand gelegt, als Anna in die Küche gekommen war. Mit offenem Mund verfolgte sie jede Bewegung des Mädchens. Dann erhob sie sich von ihrem Platz, ging zu Anna und nahm ihre Hände.
    »Sarah! Wie schön, dass du gekommen bist«, sagte sie, wobei ihre Augen vor Begeisterung leuchteten.
    »Ich heiße Anna«, sagte Anna. »Anna Lechtenberg.«
    »Hast du etwa geheiratet?«
    »Seinen Vornamen behält man auch nach der Heirat!«, sagte Anna lachend.
    »Ist auch egal. Hauptsache, du bist da. Ich dachte schon, du hättest meinen Geburtstag vergessen.«
    »Ach wo«, sagte Anna lächelnd.
    »Weißt du, dass du dich in all den Jahren kaum verändert hast? Nur deine Haare sind anders.«
    »Veränderungen sind manchmal aber gar nicht so schlecht«, sagte Anna.
    »Komm, setz dich.« Tante Gertrud hielt Annas Hände noch immer umfasst. »Du hast bestimmt Hunger nach der langen Reise.«
    »Danke«, sagte Anna. »Ich möchte nichts essen.«
    »Was möchtest du denn? Etwas trinken?«
    »Ich würde gerne mit Katharina sprechen. Allein.«
    »Ach so. Verstehe«, sagte Tante Gertrud.
    »Vielleicht bis später«, sagte Anna.
    Katharina ließ ihren halb vollen Teller stehen und verließ mit Anna die Küche. Tante Gertrud schaute ihnen hinterher. Auf ihrem Gesicht lag ein seliges Lächeln.
    Es dauerte beinahe eine Stunde, bis Katharina zurückkehrte.
    »Was ist?«, fragte Johanna.
    »Anna hat ein Problem«, sagte Katharina leise. »Ein ziemlich großes Problem.«
    »Können wir helfen?«
    »Vielleicht. Sie würde gern mit Conrad sprechen.«
    »Mit mir?«, fragte van de Loo verwundert.
    »Ja. Anna braucht jemanden, der sie beschützt. Da habe ich ihr erzählt, dass du früher als Privatdetektiv gearbeitet hast.« Die Dringlichkeit in Katharinas Stimme war nicht zu überhören.
    »Du hast was?«
    »Du musst ihr helfen!«
    »Was ist denn los?«, fragte van de Loo.
    »Das sagt sie dir am besten selbst. Sie wartet in meinem Zimmer.«
    Katharina setzte sich an ihren Platz, und van de Loo verließ mit einem unguten Gefühl die Küche. Er stieg die Treppe hinauf und blieb ein paar Sekunden vor Katharinas Tür stehen, bevor er leise anklopfte und eintrat. Anna saß im Schneidersitz auf dem Bett und sah ihn an.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte van de Loo.
    »Ich habe mein Handy aufgeladen und möchte Ihnen etwas vorspielen«, sagte Anna. »Es ist schlimm. Jedenfalls für mich.«
    »Was ist es denn?«
    »Eine Aufnahme. Ich starte das jetzt und gehe vor die Tür. Ich kann mir das nicht noch einmal reintun. Wenn Sie genug gehört haben, sagen Sie mir Bescheid, ja?«
    Anna drückte van de Loo ihr Handy in die Hand und verließ das Zimmer. Van de Loo hielt das Gerät an sein Ohr und lauschte. Zuerst war nur ein Kratzen zu hören, undeutbare Geräusche, eine männliche Stimme im Hintergrund. Dann kam ein dunkles Atmen hinzu, das bald wie ein Hecheln klang. Stoßweise presste es sich aus einem Körper, als müsste es sich befreien. Daneben waren Laute zu hören, die jemand zu unterdrücken versuchte und die von dem dunklen Stöhnen überlagert wurden, das von Atemzug zu Atemzug heftiger wurde. Van de Loo hörte, wie sich das rhythmische Stöhnen steigerte. Die Geräusche krochen wie schmutzige Würmer in sein Hirn, bis er es nicht mehr aushielt, das Handy abschaltete und zur Tür ging.
    Anna stand auf dem Flur, den Kopf gesenkt und die Arme fest um die Brust geschlungen, als sei ihr kalt. Van de Loo trat an sie heran und berührte vorsichtig ihren Arm. Sie zog ihn weg, ging in Katharinas Zimmer zurück und setzte sich wieder aufs Bett.
    »Zum Glück sieht man wenigstens nichts!«
    »Ist das etwa ein Film?«, fragte van de Loo erschrocken.
    »Eigentlich schon. Aber es ist nur die Zimmerdecke zu sehen. Sonst gibt es keine Bilder.«
    »Was ich gehört habe, ist ziemlich eindeutig. Da braucht es keine Bilder. Wann ist das passiert?«
    »Gestern«, sagte Anna leise. »Gestern, am
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