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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung
Autoren: Danielle Steel
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enttäuscht«, gestand er seufzend. »Ich wünschte, wir hätten Kinder bekommen. Doch damals wollte ich's nicht
wirklich.
Und Carole auch nicht. Zumindest hatte sie was gegen Kinder, deren Vater
ich
gewesen wäre. Auf diese Art haben wir vielleicht unbewusst bekräftigt, dass irgendwas in unserer Ehe nicht stimmte. Schon bevor sie sich in Simon verliebte. Komisch - jetzt fühle ich mich befreit. Es ist endgültig vorbei. Nun wird sie nie mehr zu mir zurückkommen, das steht eindeutig fest. Sie bleibt definitiv bei ihm. Einerseits tut's weh, andererseits bin ich erleichtert. Außerdem - nachdem ich Sarahs Tagebücher gelesen habe, sehne ich mich nach einem Kind. Möglicherweise war das Moniques Werk. Übrigens - soll ich Ihnen was sagen?«
    »Was denn?«, fragte sie leise. Es war spät, und Monique schlief schon.
    »Ich vermisse Sie, Francesca. Als Carole anrief, hoffte ich,
Sie
würden sich melden und mir erzählen, wie Ihnen Sarahs Tagebücher gefallen.«
    »Genau deshalb rufe ich an. Den ganzen Abend habe ich bittere Tränen vergossen, weil Edward so grausam war und weil sie alle ihre Babys verlor. Wie konnte die arme Frau das nur aushalten?«
    »Das kann ich Ihnen erklären - weil sie tapfer war. So wie wir beide. Auch wir werden's schaffen. Trotz allem, was wir durchgemacht haben. Bei welcher Stelle sind Sie jetzt?« Beinahe beneidete er Francesca, weil sie eben erst begonnen hatte, Sarahs Lebensbericht zu lesen.
    »Sie ist gerade an Bord der
Concord.«
    »Von jetzt an wird's immer spannender.« Und dann sprach er den Wunsch aus, der ihn schon sehr lange bewegte. »Wollen wir uns mal treffen und drüber reden? Nur wir beide? Ich bezahle den Babysitter.«
    »Nicht nötig«, erwiderte sie lächelnd und fühlte, dass sie ihm etwas schuldig war, weil er ihr Sarahs Tagebücher zur Verfügung stellte. »Vielen Dank für die Einladung. Die nehme ich sehr gern an.«
    Darauf hatte er nicht zu hoffen gewagt. Überrascht und erfreut schlug er vor: »Am Samstag?«
    »Okay.«
    »Um acht hole ich Sie ab. Bis dahin - viel Spaß mit Ihrer Lektüre.«
    Fast gleichzeitig legten sie auf. Es war ein langer Tag gewesen, ein langer Abend. Sarah hatte zwei Babys bekommen, Carole erwartete eins, und er war mit Francesca verabredet. Plötzlich brach er in lautes Gelächter aus.

22
    Am Samstagabend holte er Francesca pünktlich um acht Uhr ab. In ihrem schlichten schwarzen Kleid mit der Perlenkette sah sie hinreißend aus. Glatt und glänzend fiel das kastanienrote Haar auf ihre Schultern. Ihr Anblick ließ Charlies Herz schneller schlagen. Dann plagte ihn sein Gewissen, weil er dem wehmütigen Blick ihrer Tochter begegnete, die mit der Babysitterin im Wohnzimmer saß. Es missfiel ihr, ausgeschlossen zu werden, obwohl Mommy ihr in geduldigen, lieben Worten erklärt hatte, manchmal müssten Erwachsene allein sein. Eine idiotische Angewohnheit, fand Monique und hoffte, die beiden würden ihr so was in Zukunft ersparen. Außerdem war die Babysitterin hässlich. Aber sie schien sich mit ihrem Schicksal abzufinden. Jedenfalls spielte sie mit dem jungen Mädchen Monopoly und sah fern, als ihre Mutter und Charlie das Haus verließen.
    Sie fuhren nach Bernardston und aßen im Andiamo. Danach gingen sie tanzen. Zum ersten Mal, seit er Francesca kannte, erweckte sie nicht den Eindruck, sie würde am liebsten die Flucht ergreifen. Behutsam erkundigte er sich, was mit ihr geschehen sei, und sie antwortete: »Vielleicht bin ich erwachsen geworden. Manchmal zerrt der ewige Kummer an meinen Nerven. Und es ist langweilig, die Narben wie Juwelen herumzutragen.«
    Tief beeindruckt überlegte er, ob diese weise Erkenntnis dem Tagebuch zu verdanken war oder einfach nur der Zeit, die alle Wunden heilte. Dann verblüffte sie ihn mit der Information, nächste Woche würde sie nach Paris fliegen. Ihr Anwalt hatte angerufen, weil ein Grundstück verkauft werden sollte, das sie gemeinsam mit Pierre besaß, und sie musste ein paar Papiere unterzeichnen.
    »Kann man die Unterlagen nicht hierher schicken?«, fragte Charlie. »Eine ziemlich weite Reise, nur wegen einiger Unterschriften …«
    »Wenn das Geschäft abgewickelt wird, soll ich dabei sein. Damit will Pierre verhindern, dass ich später behaupte, er habe mich irgendwie hintergangen.«
    »Hoffentlich bezahlt er den Flug«, meinte Charlie grinsend.
    »Den kann ich mir leisten, wenn ich meinen Anteil vom Verkaufserlös kriege. Die Begegnung mit Pierre und der kleinen Über-Mutter macht mir größere Sorgen.
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