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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Oliver Becker
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ihn.
    »Späher berichten von einer berittenen Truppe, die sich auf St. Peter zubewegt«, erklärte er sachlich. »Daraufhin war eine Entscheidung gefragt, eine Entscheidung, die allein der Kurfürst zu treffen hatte.«
    »Und die lautet?«
    »Sie fiel so aus, wie ich Maximilian schon immer eingeschätzt habe. Er ist kein Mann, der abwartet, sondern selbst das Heft in die Hand nimmt.«
    »Nils, jetzt sag schon, was das heißt.«
    »Er wird einen großen Teil seiner Männer diesen Soldaten entgegenreiten lassen. Der Aufbruch wird gerade vorbereitet. Ein kleinerer Teil bleibt hier zum Schutz zurück. Maximilian rechnet mit Blutvergießen, und er will, dass seine Leute den ersten Schlag versetzen. Unter allen Umständen möchte er vermeiden, dass das Kloster und die Gäste, die sich hier aufhalten, in Gefahr geraten.«
    Sie forschte in seinem Gesicht. »Da ist doch noch irgendetwas.«
    »Mein Ruf ist weitaus schlimmer, als ich selbst angenommen habe.« Ein schmales Lächeln begleitete diese Worte.
    »Was soll das heißen?«
    »Man hat mir angeboten, das Kommando für die Soldaten zu übernehmen, die ausreiten werden.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Bernina dumpf. »Und du hast natürlich nicht ablehnen können.« Sie senkte den Blick. »Ach, Norby«, sagte sie dann. Sie nannte ihn beim Nachnamen, so wie früher, in jenen Tagen, als sie sich kennenlernten. »Weißt du, was du bist? Ein schwedischer Starrkopf. Wie kann man nur so stolz sein?«
    Er stand auf und trat zu ihr. Seine Fingerspitzen berührten ihr Kinn, hoben ihr Gesicht sanft an, sodass sich ihre Blicke trafen. »Du kennst mich eben, was?«
    »Ach, Norby.«
    Er lachte auf und drückte sie an sich. »Ich habe natürlich abgelehnt.«
    Bernina stieß ihn von sich, völlig verdutzt. »Was?«
    Wieder sein Lachen. »Ich erklärte, wie geehrt ich mich fühle. Aber dass ich dem Blutvergießen abgeschworen habe. Und dass ich dafür in letzter Zeit wahrlich allzu viel Blut vergossen habe. Ich ging nicht auf Einzelheiten ein, ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass ich kein Soldat mehr sein will – oder auch nur sein könnte.«
    »Bist du sicher?«
    »Du etwa nicht?«
    Eindringlich erfasste ihn ihr Blick. »Ganz offen gesagt?«
    Vor dem Gebäude ertönte Hufgetrappel. Sie gingen zum Fenster und sahen, wie die berittenen Soldaten sich zu Zweierreihen formierten. Hauptmann Eggers bellte Befehle. Am Eingang des Zeltes standen Kurfürst Maximilian, einige weitere Teilnehmer der Konferenz und Abt Matthäus Welzenmüller.
    »Sie verlieren wahrlich keine Zeit«, murmelte Nils Norby.
    Die Soldaten ritten los, der Hauptmann an der Spitze.
    »Es wird nicht mehr lange hell sein«, sagte Bernina leise.
    »Der Abend wird Blut bringen«, gab Nils zurück.
    Nachdem der Hufschlag der abrückenden Truppe verklungen war, senkte sich eine tiefe, wie mit Händen zu ertastende Ruhe über St. Peter. Die Kraft der Sonne ließ nach, die Luft war noch warm. Es war nicht viel Zeit vergangen, als ein weiterer Reiter vom Kloster aufbrach, ein großer breitschultriger Mann.
    Nils Norby saß im Sattel eines starken Apfelschimmels, der zum Tross von Kurfürst Maximilian gehörte. Im Trab ritt er und er folgte den Abdrücken, die die Soldatenpferde in der dunklen Schwarzwalderde hinterlassen hatten.
    Etwa zur gleichen Zeit eilte Bernina zwischen dicken Klostermauern hindurch einen Gang entlang, einer dringenden Bitte Mentiris folgend. Sie sah ihn schon warten, am Fuße einer Steintreppe, die sich in Bögen nach oben wand, Stockwerk für Stockwerk.
    Erschöpft blickte er ihr entgegen, doch offenkundig war er recht zufrieden mit dem bisher Erreichten. An seiner Seite trug er erneut die Tasche mit dem Schulterriemen. »Schön, dass Sie sich einmal mehr Zeit für einen alten Mann nehmen, Bernina. Sogar für zwei.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Das werden Sie gleich sehen. Bitte begleiten Sie mich.«
    Nebeneinander gingen sie die breit angelegten Stufen hinauf.
    »Insgeheim rechnete ich damit«, begann Bernina, »dass Sie beim Treffen mit all den hohen Herren auf eine bestimmte Schrift zu sprechen kämen.«
    Wissend lächelte er sie an. Eine Antwort gab er nicht.
    Da sie ohnehin nichts anderes erwartet hatte, schlug sie ein anderes Thema an: »Kürzlich erzählten Sie mir von einem eifersüchtigen Herzog, der einiges beitrug, die Karriere eines jungen Mannes zu zerstören – und der diesen Mann samt dessen Ehefrau dazu veranlasste, die Flucht aus ihrem früheren Leben anzutreten.«
    Diesmal ging Mentiri
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