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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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erkannten, die da auf sie zukamen, ließen sie die Schwerter nicht sinken. Zu allem Unglück sah Lukas, dass sich inzwischen die zwei Ritter der Leibwache angeschlossen hatten, die noch bei Ekkehart gewesen waren, als es zu ihrem tödlichen Zusammentreffen kam. Also musste Otto inzwischen bereits vom Tod seines Hauptmannes erfahren haben.
    Gott, sei uns gnädig, bat er in Gedanken. Vor allem halte Deine schützende Hand über Deine Tochter Marthe, die schon so viel Schlimmes erlitten hat, über ihre und meine Kinder. Und lass nicht zu, dass Otto meine Kampfgefährten für meine Tat büßen lässt.
    Vorsichtig hob er Marthe aus seinem Sattel, warf Jakob die Zügel des Pferdes zu und ging mit festen Schritten auf den Markgrafen zu, der weiterhin von seinen Wachen umringt war.
    In zehn Schritten Abstand hielt Lukas inne, sank auf ein Knie und senkte wortlos den Kopf.
    »Ihr!«, brüllte ihm der Markgraf entgegen. »Ihr wagt es, mir vor die Augen zu treten? Stimmt es, dass Ihr den Hauptmann meiner Wache getötet habt?«
    Beinahe trotzig hob Lukas den Kopf und sah Otto ins Gesicht. »Ja.«
    »Ergreift ihn und schlagt ihm den Kopf ab, auf der Stelle!«
    Mit grimmiger Freude in den Gesichtern gingen die beiden Ritter auf ihn zu, die bei dem für Ekkehart tödlichen Zweikampf dabei gewesen waren.
    »Nein!!!« Marthe hatte sich von Jakob losgerissen und rannte an Lukas vorbei, um sich vor dem Markgrafen zu Boden zu werfen.
    Noch ehe dieser etwas sagen konnte, trat Friedmar vor.
    »Bevor Ihr Ritter Lukas töten lasst, hört uns an, mein Fürst! Er hatte gewichtige Gründe für sein Handeln.«
    Raimund, Jakob, Reinhard und ihre Begleiter waren währenddessen neben dem alten Friedmar niedergekniet, um seine Worte zu bekräftigen.
    Verwundert sah der alte Markgraf auf das Dutzend bewährter Ritter vor ihm.
    »Ihr solltet sie anhören, Vater. Ich kenne Lukas gut genug, um auf seine Ehrenhaftigkeit zu vertrauen«, sagte Dietrich leise, der ebenso wie Hedwig zutiefst erschrocken über das vorschnell von seinem Vater verhängte Todesurteil war.
    »Wartet!«, rief Otto mürrisch den beiden Leibwachen zu, die Lukas unter den Armen gepackt hatten, um das Urteil zu vollstrecken.
    »Legt ihn in Ketten, aber wartet vorerst noch damit, ihn zu köpfen.«
    Unübersehbar enttäuscht, befolgten die beiden Ottos Order.
    »Ich höre!«, fuhr Otto die Ritter an, die immer noch vor ihm knieten.
    »Die Angelegenheit ist so delikat, dass wir Euch um ein vertrauliches Gespräch bitten müssen. Es geht um die Ehre einer Dame«, erklärte Friedmar.
    Misstrauisch sah Otto auf den alten Kämpen, der ihm viele Jahre zuverlässig gedient hatte. Auch weil er Hedwigs strengen Blick auf sich gerichtet sah, befahl er schließlich den anderen Anwesenden: »Entfernt Euch auf zwölf Schritte. Aber bleibt bereit!«
    Die Leibwachen und Bediensteten gehorchten und bildeten in einigem Abstand einen Ring um Otto, Hedwig und Dietrich und die Ritter, die vor ihnen knieten. Neben ihnen lag immer noch Marthe vor Otto auf dem Boden, mit zerschundenem Gesicht und Handgelenken.
    Hedwig, die zu ahnen begann, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde, betrachtete sie voller Mitleid. Doch als der alte Friedmar seine leise vorgetragene Ansprache mit dem Bericht von Christians Tod begann, schrie sie entsetzt auf. Dietrich legte seiner Mutter tröstend die Arme auf die Schulter, aber auch er hatte Mühe, angesichts dieser Nachricht nicht zu wanken oder aufzuschreien.
    Wortlos hörte der alte Markgraf zu. Abwechselnd ließ er seine Blicke über die vor ihm knienden Ritter und die zerschundene Marthe wandern, die Lippen fest zusammengepresst und die Fäuste geballt.
    »Ihr werdet mich auf den Burgberg begleiten!«, befahl er schließlich. »Ich will hören, was mein Ältester über diese Geschichte erzählt. Der Gefangene bleibt in Ketten. Ihr anderen werdet mir Euer Wort geben, nicht zu fliehen und jede Strafe anzunehmen, die ich über Euch verhängen werde.«
    »Ihr habt es«, versicherte Friedmar stellvertretend für alle.
    Otto winkte sein Gefolge wieder zu sich heran und befahl den sofortigen Aufbruch.
    Sollte Albrecht wirklich gewagt haben, was ihm diese gestandenen Ritter hier berichteten? Er war ohnehin schon voller Zorn über seinen Ältesten, weil der durch sein unerklärliches Verhalten seine Freilassung hinausgezögert hatte. Doch das, was er jetzt gerade erfahren hatte, warf noch ein ganz anderes Licht auf Albrecht.
    Beim Allmächtigen, konnte es denn nie Ruhe in
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