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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Jane Christo
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Nuttenfummeln, deren einzige Aufgabe darin bestand, Modeschrott mit Designerlabeln zu verscherbeln, und dabei unverhohlene Blasiertheit verströmten, standen ziemlich weit oben auf ihrer heutigen Shitlist.
    Sie ließ sich in einen dunkelbraunen Clubsessel fallen, streckte die Beine aus und linste durch das getönte Schaufenster nach draußen. Sie wurden verfolgt, und zwar von unterschiedlichen Auftraggebern. Zwei Typen hielten sich dezent im Hintergrund, Marcels Männer, zwei weitere waren nicht so diskret. Sie hingen an ihren Fersen, seit sie das Restaurant Le Nova verlassen hatten. Blanche nahm an, dass Letztere Nella folgten, denn von Marcels Leuten abgesehen war sie sauber gewesen, bevor sie ihre Freundin für die Shoppingtour aufgegabelt hatte.
    Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie zu jemandem gehörten, der Wodka soff und Kaviar futterte. Es konnten auch Algerier sein, die sich Enzos Braut schnappen wollten, um ihn zu erpressen. Wenn sie sich tatsächlich mit den anderen Splittergruppen zusammengetan hatten, machte das sogar Sinn.
    Diejenigen, die du am meisten liebst, nehmen sie dir zuerst . Das waren Waynes Worte gewesen, bevor er sie in die Schweiz abgeschoben hatte. Der Spruch war alt, deswegen traf er nicht weniger zu.
    Enzo hatte genug um die Ohren und befand sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Würde man Nella etwas antun, wäre buchstäblich der Teufel los. Vermutlich würde er zu weit gehen. Die Polizei würde ihn einkassieren, und der Weg für Sergej wäre frei.
    Auf der anderen Seite hatte Enzo sie schon oft überrascht. Wer ihn unterschätzte, machte einen Fehler, und sie wäre nicht so dumm, ihn abzuschreiben. Man blieb nicht zwanzig Jahre Pate von Pais, wenn man ein berechenbarer Vollidiot war. Andererseits … Blanche seufzte. Weder mochte sie Enzo noch respektierte sie ihn. Wie sollte sie Respekt vor jemanden haben, der Kinder zur Prostitution zwang? Das würde allerdings nicht ihre Urteilskraft beeinträchtigen. Er war ein Dreckschwein, kein Trottel. Dass er sich nicht auf einen Teufelspakt eingelassen hatte, sprach für ihn, denn es zeigte Rückgrat und den Wunsch nach Unabhängigkeit.
    Abermals wanderte ihr Blick nach draußen. Die zwei Vollpfosten waren nähergekommen und versuchten, durch das getönte Schaufensterglas in den Laden zu sehen. Konnte jemand wirklich so blöd sein oder war das ein Trick? Wer auch immer ihr Stan und Ollie hinterherschickte, war entweder neu in der Stadt, oder dies war als Strafe für die beiden Deppen gedacht, und der Auftraggeber ging davon aus, dass Blanche die zwei kalt machen würde. Obwohl – beim aktuellen Polizeiaufgebot konnte mehr dahinterstecken.
    Affektiertes Gekicher riss sie aus ihren Überlegungen, und sie widmete ihre Aufmerksamkeit der Quelle. Chop und Suey, wie sie die Verkäuferinnen getauft hatte. Mit ihrem neuen Supergehör war sie in der Lage, das leiseste Flüstern aufzuschnappen, das konnten diese Gänse allerdings nicht wissen.
    „… sind mir die Liebsten“, sagte Chop gerade zu Suey. Die Asiatinnen standen hinter der Theke und beobachteten Nella, die sich mit einem entzückten Aufschrei auf ein Chanel-Kleid stürzte, das anscheinend runtergesetzt war.
    „Wozu braucht die überhaupt ein Kleid? Sollte sie für ihren Sugardaddy nicht lieber Dessous besorgen, damit er es ihr besorgt?“
    Darauf kicherten die beiden ein bisschen mehr. Blanche wünschte, Arziel wäre hier. Neid war seine Lieblingssünde.
    „Ich sehe nicht ein, dass sie eine Reduktion bekommt“, schmollte Suey, die vermutlich an ihre Provision dachte.
    „Wir haben gerade erst runtergesetzt, und wer immer diese Zuckerschnute aushält, kann es sich vermutlich leisten.“
    Blanches Hände krampften sich um die Armlehnen des Sessels. Ihr war es scheißegel, wenn man sie beleidigte, doch sie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand auf Nella herumtrampelte. Sie war gerade dabei, sich von ihrer Vergangenheit zu erholen, und hatte noch einen weiten Weg vor sich. Nella war unsicher und extrem sensibel, deswegen bildete sie ein dankbares Ziel für Spott jeder Art, weil ihr Selbstwertgefühl im Minusbereich lag. Außerdem verabscheute sie Feiglinge, die Schwächere runtermachten, um sich besser zu fühlen.
    „Blanche!“, rief Nella aufgekratzt.
    Verdammter Mist, beinahe hätte sie ihre Waffe gezogen.
    Nella hielt zwei Kleider in die Höhe. „Sie sind beide runterg e setzt. Was meinst du, links oder rechts?“
    „Tut mir leid, aber der Schlussverkauf startet erst
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